Rubrik im PS: | Anja Karlshaus i.Zshg.m. Plagiatsskandal |
Autor: | JF-Online |
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Ressort: | Deutschland |
Cologne Business School
73 Plagiatspassagen? Gutachter belastet Kölner Hochschulpräsidentin
Sie leitet eine Kölner Hochschule – nun steht Anja Karlshaus unter Plagiatsverdacht. Dutzende Textstellen sollen abgeschrieben sein, sogar aus der Dissertation ihres damaligen Ehemannes. Darauf angesprochen, redet sie sich um Kopf und Kragen.
KÖLN. Die Präsidentin der "Cologne Business School" (CBS), Anja Karlshaus, steht unter dem Verdacht des schweren wissenschaftlichen Fehlverhaltens. Der bekannte Plagiatsprüfer Stefan Weber erhebt den Vorwurf, Karlshaus habe in ihrer Dissertation aus dem Jahr 2005 in zahlreichen Fällen fremde Texte übernommen, ohne diese korrekt zu kennzeichnen. Der JUNGEN FREIHEIT liegt das vollständige Gutachten vor.
In der Analyse der Buchfassung der Dissertation "Weiche HR-Kennzahlen im strategischen Personalmanagement" werden 73 Textstellen dokumentiert, an denen gegen die Regeln guter wissenschaftlicher Praxis verstoßen worden sei. In mindestens sechs Fällen habe Karlshaus aus Werken abgeschrieben, "die (mit einer Ausnahme in einer Fußnote) an keiner Stelle der Dissertation erwähnt wurden". Zuerst hatte die Berliner Zeitung über den Fall berichtet.
Laut Weber handelt es sich dabei "um die stärkste Form des Plagiats". Ein maschineller Turnitin-Abgleich und eine manuelle Nachprüfung stützten die Bewertung. Die Plagiate verteilen sich über weite Teile des Textes und betreffen auch zentrale Abschnitte der Arbeit.
Abschreiberei beim Ehemann
Besonders schwer wiege laut Gutachten, daß sich unter den Quellen auch die Dissertation des damaligen Ehemannes Jan Thido Karlshaus befinde. Diese sei an zahlreichen Stellen wörtlich übernommen worden – ohne jegliche Kennzeichnung. Der Prüfer schreibt: "Als ein Kuriosum sind die ‚innerfamiliären Plagiate‘ zu werten."
Man gehe davon aus, "daß Frau Karlshaus das Word-File der Dissertation von Herrn Karlshaus bearbeiten und anpassen durfte". Der Titel tauche jedoch im gesamten Werk nicht auf. Auch aus weiteren nicht zitierten Fachbüchern habe sie Passagen wortgleich übernommen.
"Es widerspricht der Glaubwürdigkeit im Wissenschaftssystem grundlegend, wenn eine Absolventin, die in ihrer Dissertation an mindestens 73 Stellen plagiiert hat, später Hochschulprofessorin und sogar Hochschulpräsidentin wird", heißt es im abschließenden Urteil des Gutachtens. Der Fall sei "als schwerwiegend einzustufen – vor allem auch deshalb, weil er eine führende akademische Repräsentantin betrifft".
Bestreiten, schweigen, abwiegeln
Karlshaus bestreitet die Vorwürfe. Gegenüber der Berliner Zeitung ließ sie durch ihren Anwalt erklären, Weber habe lediglich die Buchfassung untersucht, nicht die Originaldissertation. Diese wolle sie jedoch nicht zur Verfügung stellen. Auf die Frage, ob sich die Fassungen an den betroffenen Stellen unterscheiden, habe sie laut dem Blatt nicht geantwortet.
Ihr Anwalt behauptet ferner, es könnten "an der privaten EBS-Universität" damals andere Zitierregeln gegolten haben. Ob dem tatsächlich so war, blieb laut der Zeitung unklar. Im Gutachten wird dem widersprochen: Die einschlägigen Zitierstandards seien "spätestens seit den 1970er Jahren" etabliert und seit den 1990er Jahren verbindlich.
Hochschule prüft, schweigt aber öffentlich
Die CBS-Universität, die zur Stuttgarter Klett-Gruppe gehört, teilte der Berliner Zeitung mit, man habe ein internes Prüfverfahren eingeleitet. "Bitte haben Sie Verständnis, daß wir den Vorgang derzeit nicht weitergehend kommentieren können. Die Prüfung wird mit der gebotenen Sorgfalt, Unvoreingenommenheit und unter Wahrung der Persönlichkeitsrechte aller Beteiligten durchgeführt."
Gegenüber dem Blatt erklärte Weber, ihm sei kein vergleichbarer Fall bekannt, in dem sich ein so schwerwiegender Plagiatsverdacht gegen eine amtierende Hochschulpräsidentin in Deutschland richte. (sv/mit KI)
Abbildung: Gegen die Präsidentin der privaten CBS-Hochschule in Köln, Anja Karlshaus, werden schwere Plagiatsvorwürfe erhoben.
CBS
Abbildung: Ausgewählte Beispiele aus dem Plagiatsgutachten von Stefan Weber gegen Anja Karlshaus.
Stefan Weber