Paderborn WV

Die Lautsprecherdurchsagen am Bahnhof durchdringen die Stille. "Die RE11 um 13.11 Uhr fällt aus." Stöhnen ist zu hören von den Personen, die am Gleis stehen. Zahlreichen Passagiere wissen nicht, ob und wie sie nun weiterfahren können und sind genervt. Der Grund für den Zugausfall ist, dass der Streckenabschnitt zwischen Lippstadt und Paderborn gesperrt ist.

Die Entgleisung eines Güterzugs auf der Strecke bei Geseke am Sonntag ist für diese Sperrung verantwortlich. Dies hat sich in der Umgebung scheinbar auch schon herumgesprochen, aber außerhalb der Kreise Soest und Paderborn wissen die Reisenden aber nicht Bescheid und zahlreiche Menschen stranden vorerst am Paderborner Baustellen-Bahnhof.

Von Kassel nach Dortmund

So auch Andreas Daume, er ist mit seinem Sohn am Dienstagmittag unterwegs. Sie kommen aus Kassel und wollen nach Dortmund. "Ein großes Durcheinander hier, wir wussten von nichts und haben bereits jetzt schon eine Stunde Aufenthalt", sagt Daume. Er sei eigentlich ein erfahrener Bahnfahrer und täte dies auch gerne, aber ein solches Chaos habe er noch nicht erlebt.

Konkrete Informationen gebe es vor Ort nicht, kritisiert er. Nach einem Gleiswechsel und Hoffnung, dass der Zug nun fahre, erfuhr er vom Schaffner, dass ein Schienenersatzverkehr nach Lippstadt eingerichtet sei. Von dort aus fahre der Zug dann weiter. Es geht also den Klebefüßen hinterher zur Ersatzhaltestelle.

Überfüllte Ersatzbusse

Rund 50 Menschen knubbeln sich hier bereits in der Hoffnung, einen Platz im Bus zu bekommen. Es ist 13.37 Uhr und die Anspannung ist spürbar. Für 13.30 Uhr war der Ersatzbus RE11 angekündigt. So richtig sicher, dass dieser wirklich kommt, scheint sich aber niemand zu sein. Um 13.41 Uhr fuhr der Bus dann aber endlich los.

Andreas Daume und sein Sohn sitzen nicht im Bus. Sie laufen zurück zum Bahnhof. Und jetzt? "Das darf man eigentlich keinem erzählen. Wir fahren zurück nach Kassel und holen das Auto. In den Bus durften wir wegen Überfüllung nicht mehr einsteigen und der fährt eine Stunde nach Lippstadt. Dann hätten wir auch noch auf der Zug warten müssen. Und zurück, das gleiche Theater. Da ist es jetzt einfach mit Auto genauso schnell und das klappt garantiert", sagt Andreas Daume. Mit dieser Odyssee hätte er heute Morgen nicht gerechnet, als er seinen Sohn zum Zugfahren überredet hatte.

Auch Reiner Wester vom Fahrgastverband Pro Bahn hat seit Sonntag ein Chaos beobachtet. "Das ist auch kein Wunder nach einem solchen Unfall. Was aber problematisch ist, sind die fehlenden Informationen. Es gibt keine Mitarbeiter am Bahnhof und auch online unterscheiden sich die Informationen und die Anzeigetafeln sind auch nicht immer korrekt. Zudem sind die Ersatzhaltestellen schwer zu finden. Gerade Durchreisende, die von weiter weg kommen, sind ratlos und wissen nicht wohin."

Strecke mehrere Wochen nicht befahrbar

Nach Angaben der Deutschen Bahn liegen in Geseke auf der Unfallstelle nach wie vor die Unfallteile des Güterzuges. Die Bergung mit Kränen werde noch einige Tage in Anspruch nehmen. Erst, wenn diese abgeschlossen sei, könne die Infrastruktur begutachtet werden. "Wir gehen von massiven Schäden aus", teilte ein Sprecher auf Anfrage mit. Bis auf Weiteres dauerten deshalb die Bauarbeiten an, mutmaßlich noch mehrere Wochen. Voraussichtlich werden laut Deutscher Bahn mehrere Wochen lang keine Züge zwischen Paderborn und Lippstadt fahren können.