Neuß-Grevenbroicher Zeitung, Neuss vom 09.09.2023 (Tageszeitung / täglich ausser Sonntag, Grevenbroich)
Rubrik im PS: | Deutsche Bahn |
Autor: | Reinhard Kowalewsky |
Auflage: | 12.796 |
Reichweite: | 27.320 |
Scharfe Kritik an Fahrplan-App der Bahn
Der DB-Navigator spare das "Deutschlandticket" aus, so der Vorwurf. Der Konzern will nun nachbessern.
Von Reinhard Kowalewsky
Düsseldorf Eine Reihe von Verkehrsverbänden und die NRW-Verbraucherzentrale kritisieren die Deutsche Bahn (DB) dafür, dass sie den Kauf des Anfang Mai gestarteten "Deutschlandtickets" nicht als weitere Ermäßigungsoption wie die Bahncard in die App DB-Navigator und das online aufrufbare Buchungssystem (www.bahn.de) eingebaut hat. "Das kann dazu führen, dass Kunden zu viel zahlen", meint Wolfgang Schuldzinski, Chef der NRW-Verbraucherzentrale. Er sagt: "Das ‚Deutschlandticket’ ist ein tolles Projekt, der Navigator eigentlich ein sehr gutes System. Aber natürlich sollten Kunden des ‚Deutschlandtickets’ im Navigator eingeben können, dass sie das ‚Deutschlandticket’ haben, weil damit hinterlegt ist, dass sie in Regionalzügen und S-Bahnen kostenfrei fahren."
Noch schärfer attackiert den Staatskonzern Detlev Neuß, Bundesvorsitzender des Fahrgästeverbandes Pro Bahn: "Es ist kundenunfreundlich und sehr ärgerlich, dass es mehr als vier Monate nach Start des ‚Deutschlandtickets’ noch immer nicht möglich ist, im Navigator und online einzugeben, dass man in regionalen Strecken freie Fahrt hat."
Auf Anfrage erklärte die Deutsche Bahn, sie plane, die geforderte Option ins System einzubauen: "Unser Ziel ist es, dass unsere Kundinnen und Kunden in Zukunft direkt in der Buchungsstrecke angeben können, dass sie Inhaberinnen oder Inhaber eines ‚Deutschlandtickets’ sind. Dann wird automatisch nur der Fernverkehrsanteil der angefragten Strecke berechnet." Allerdings sei die Umsetzung des Vorhabens kompliziert, man arbeite "mit Hochdruck" an der Umsetzung. Ein Termin für die neue Option wird nicht genannt. "Die Bahn muss bei diesem Thema Tempo machen", betont Jan Langehein, Sprecher des Verkehrsclubs Deutschland (VCD).
Die Bahn erklärt die fehlende Möglichkeit, das "Deutschlandticket" als Ermäßigungsoption ins System einzugeben, damit, dass das aufwendige Programmierungsarbeiten erfordere. Es sei schwieriger, die grundsätzliche Kostenfreiheit aller Regionalzüge für einen Kunden zu programmieren als einen generellen Nachlass von 50 Prozent bei der Bahncard 50. Pro-Bahn-Chef Neuß weist darauf hin, die Bahn habe in NRW schon länger gezögert, regionale Freifahrten wie beim Bärenticket in ihr System zu integrieren. Das Bundesverkehrsministerium erklärte auf Anfrage, die Gestaltung von Buchungsverfahren läge in der Hand der Eisenbahnunternehmen. Es würde davon ausgehen, dass es "hierzu zukünftig weitere Verbesserungen geben wird."