Lübecker Nachrichten, Hansestadt Lübeck vom 16.01.2025, S. 10 (Tageszeitung / täglich außer Montag, Lübeck)
Rubrik im PS: | Regionale Themen |
Autor: | Bend Strebel |
Auflage: | 22.571 |
Reichweite: | 52.590 |
Ressort: | Lokal Lübeck |
Medizin der Zukunft: Fraunhofer-Einrichtung bekommt hohe Förderung
Ministerpräsident Daniel Günther kam persönlich vorbei - Am Lübecker Standort wird modernste Technik entwickelt
Bis 2027 soll das Fraunhofer IMTE in Lübeck zu einem Haus der Medizintechnik für ganz Norddeutschland werden. Dafür gab es jetzt vom Land eine Förderung. An welchen Entwicklungen die Forscher gerade arbeiten und welches große Ziel der Standort ins Visier genommen hat.
Das Land Schleswig-Holstein möchte "ein sichtbares Zeichen" setzten und fördert die Lübecker Fraunhofer-Einrichtung für Individualisierte und Zellbasierte Medizintechnik (IMTE) mit 23,8 Millionen Euro. Ministerpräsident Daniel Günther überreichte den Bescheid in den Räumlichkeiten am Mönkhofer Weg.
Es ist die höchste Summe, die der Standort bisher aus Kiel erhalten hat. Bis 2027 soll die Lübecker Einrichtung zu einem Haus der Medizintechnik für ganz Norddeutschland werden.
Während die Studierenden der umliegenden Universität zu Lübeck, der Technischen Hochschule und des Universitätsklinikums an diesem verhangenen Mittag zu ihren Lehrveranstaltungen trotteten, betraten rund 100 festlich gekleidete Gäste den Empfangsbereich des benachbarten Fraunhofer-Standorts.
Schon im Foyer war ein kleiner Teil der Technik aufgebaut, um die sich die Lübecker Einrichtung seit 2020 schwerpunktmäßig kümmert: Moderne Medizinprodukte für Diagnose- und Therapieanwendung.
"Wir betreiben hier Forschung für den Menschen"
Einige Gäste schlichen vor dem offiziellen Teil der Veranstaltung zurückhaltend um die Apparate. Bildschirme, Kästen, weiße Roboterarme mit spitzen Enden - für den Laien zunächst schwer zugänglich.
Doch Prof. Dr. Philipp Rostalski und Prof. Dr. Thorsten M. Buzug, der Direktor und der geschäftsführende Direktor der Lübecker Fraunhofer IMTE, können die abstrakten Geräte kurzerhand ins echte Leben heben: "Wir betreiben hier Forschung für den Menschen", sagt Rostalski.
Das heißt zum Beispiel: Forscherinnen und Forscher arbeiten in Lübeck derzeit an einer Technik, durch die Patientinnen und Patienten bei Schlaganfällen im Rettungswagen schneller passend versorgt werden können.
Beim Vorhaben, diese Technik "marktfähig" zu machen, hätte eine Japanreise des Ministerpräsidenten kürzlich als "Türöffner" gedient. Rostalski hatte als Teil der Delegation, die Günther nach Fernost begleitete, Kontakte zu einem japanischen Unternehmen knüpfen können, mit dem das Lübecker Team jetzt bei der Schlaganfalldiagnostik zusammenarbeitet.
Förderung als finanzieller "Kraftakt"
Neben dem Ziel, "den Menschen gesund zu halten", soll die in Lübeck entwickelte Technik auch helfen, das Medizinsystem insgesamt aufrechtzuerhalten. Dafür entwickelt die Fraunhofer-Einrichtung Roboter, die dem drohenden Fachkräftemangel in Kliniken entgegenwirken sollen. Ärztinnen und Ärzte würden vor Ort bereits im Umgang mit Robotern geschult. Was wie eine futuristische Vision klingt, passiere "bereits jetzt", sagt Rostalski.
Nach den beiden Direktoren ergriff im Rahmen der Bescheidübergabe Ministerpräsident Günther das Wort. Der 51-Jährige sprach von einer "Herzensangelegenheit" und nannte die Förderung finanziell einen "Kraftakt".
"Sie kennen die Haushaltslage", sagte Günther. Diese sei "nicht übermäßig gut." Dass das Geld aus dem Landesprogramm Wirtschaft dennoch bereitgestellt werde, sei ein Zeichen dafür, dass Lübeck und Kiel über das Thema Medizin verbunden seien.
Lübecker Fraunhofer- Institut bleibt Ziel
Günther erneute zudem seinen Wunsch, dass aus der Lübecker Einrichtung perspektivisch ein Fraunhofer-Institut werde. Ein solches gibt es in Schleswig-Holstein bisher nur in Itzehoe.
Lübeck sei dafür "der perfekte Ort", etwa durch die Anbindung der Medizintechnik an die Wirtschaft, oder die Vernetzung mit den Hochschulen in der Stadt.
Geschäftsführer Buzug bezeichnet ein Lübecker Institut ebenfalls als "Ziel" und sagt mit Blick nach vorne: "Das ist ein Prozess, in dem wir uns auch einem harten Konkurrenzkampf ausgesetzt sehen. Am Ende der Entwicklung wollen wir das Transferzentrum für Medizintechnik in Norddeutschland sein."