Humanistische Themen

Mitteldeutsche Zeitung, Jessen vom 08.05.2025, S. 17 (Tageszeitung / täglich außer Sonntag, Jessen)

        
Rubrik im PS:Humanistische Themen
Auflage:6.702
Reichweite:15.616
Ressort:Lokal
Quellrubrik:Jessen

Feier mit Taschentuch-Garantie

In Bad Schmiedeberg haben sich Eltern gegen offizielle Jugendweihe in Wittenberg entschieden und eigenen "Teenday" organisiert. Die Feier soll persönlicher und familiärer sein. Was geplant ist.

Von Paul Damm

Pretzsch/MZ. In Bad Schmiedeberg wird in diesem Jahr nicht über den klassischen Weg gefeiert. Statt der üblichen Jugendweihe über den Verein in Wittenberg haben sich drei Mütter aus der Kurstadt entschieden, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Sie nennen es "Teenday" – eine Art alternative Jugendfeier, organisiert für und mit 24 Achtklässlern der Schmiedeberger Sekundarschule. An diesem Sonnabend um 11 Uhr werden die Jugendlichen ihren "großen Tag " begehen.

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Nancy Eckert, Nicole Ulrich und Sandra Krensel bilden das Organisationsteam. "Wir wollten was Persönlicheres – nicht die große Nummer in Wittenberg, wo man einfach durchgeschleust wird", berichtet Eckert. Dort sei es zwar professionell, aber wenig familiär. "Man sitzt, hört sich das Programm an, bekommt die Urkunde, macht danach ein Foto – fertig. Wir wollten mehr Nähe, mehr Individualität."

Üppiges Programm geplant

Gefragt wurde im Vorfeld, ob überhaupt Interesse an einer eigenen Veranstaltung besteht. Die Mehrheit der Eltern war dafür. Ein Saal im Pretzscher Schlosscafé wurde angemietet, ein Konto eingerichtet, ein Budget aufgestellt. Alles transparent – und alles in Eigenregie. "Das Kurhaus in Bad Schmiedeberg war übrigens keine Option – zu groß, zu teuer", sagt Nicole Ulrich. Mit den Planungen haben die drei Mütter bereits im Spätsommer 2024 begonnen. Mit Probezeiten, Sitzplänen, Einladungen, Musik und Reden. Die knapp 200 Gäste werden ein zweistündiges Programm erleben: eine Sängerin aus Großwig, ein Auftritt der Grundschule Trebitz, Tänze der Wartenburger Prinzengarde, Reden von Elternsprechern, Urkundenübergabe durch Lehrer. Besonders viel Mühe steckt auch in der Planung der Geschenke. Die Jugendlichen erhalten personalisierte Urkunden – Jungs in blau-grün, Mädchen in pink und lila. Statt des "klassischen" Jugendweihebuchs gibt es Spardosen mit Bildern: eins von heute, eins aus Kindertagen. Was einfach klingt, war in der Praxis aufwendiger als gedacht. "Allein die passenden Kinderfotos zusammenzutragen, war ein Kraftakt", sagt Ulrich. Dazu gibt es noch kleine Gastgeschenke und Taschentücher. "Für die emotionalen Momente", fügt Nicole Ulrich hinzu, die davon ausgeht, dass viele Eltern sicher ein paar "Tränchen" verdrücken werden.

Geschwister haben Aufgabe

Die Übergabe erfolgt feierlich auf der Bühne in kleinen Gruppen durch Lehrer der Bad Schmiedeberger Sekundarschule. Kleine Geschwister werden als Blumenkinder den symbolischen Teil übernehmen und Blumen sowie Geschenke an die Jugendlichen weiterreichen, sagt Eckert.

Ein Überraschungstanz einiger Teenies ist ebenfalls geplant. "Den proben sie heimlich, wir kennen ihn selbst noch nicht", sagt Ulrich. Generalprobe ist einen Tag vorher. Dann soll alles sitzen. "Die Kinder stehen im Mittelpunkt – deshalb sitzen sie vorn. Nicht zwischen den Familien, wie das vielleicht anderswo der Fall ist", heißt es von dem Organisations-Trio.

Ein weiterer Grund, die Feier lokal zu organisieren, war der frühe Beginn der Jugendweihe in Wittenberg. Dort startet das Programm nämlich schon 9 Uhr. Aus Sicht der Eltern viel zu zeitig. "Wenn man von hier oder aber aus den umliegenden Dörfern kommt, muss man um 7 Uhr losfahren – und bei Mädchen heißt das: aufstehen um fünf", sagt Eckert. "Haare, Make-up, Kleid – das ist kein entspannter Start in den Tag." Beim Teenday beginnt die Feierstunde daher bewusst erst um 11 Uhr. Und bis nach Pretzsch ist der Weg für die meisten Besucher deutlich kürzer.

Trotz aller Vorfreude war die Organisation der Feier aufwendig. "Das Ganze war ein Fulltime-Projekt neben Job und Familie", sagt Krensel. "Mehr als drei Leute im Orga-Team wären aber auch nicht gegangen." Die Entscheidung, sich vom Modell des Vorjahres zu lösen – damals waren es etwa acht Mütter – habe sich als richtig erwiesen. Unstimmigkeiten habe es nie gegeben. "Zur Abschlussfeier treten wir aber nicht nochmal an", sagen alle.

Und was kommt danach?

Nach der offiziellen Feierstunde ist der Tag für viele noch lange nicht zu Ende. Vor dem Saal und in der Umgebung – beispielsweise direkt am Schloss oder am Eingangsportal – ist Zeit für Gruppenfotos, Einzelporträts, aber auch spontane Schnappschüsse. Fotografin Susen Lieschke begleitet das Geschehen.