Südhessen

Odenwälder Echo vom 21.05.2025 (Tageszeitung / täglich außer Sonntag, Erbach)

        
Rubrik im PS:Südhessen
Autor:Jörg Schwinn
Auflage:7.318
Reichweite:17.051
Ressort:Lokales
Quellrubrik:Odenwälder Echo

Mehr Tote auf Odenwälder Straßen

2024 sind im Kreis acht Menschen im Straßenverkehr gestorben - obwohl die Gesamtzahl der Unfälle gesunken ist

ODENWALDKREIS. 2024 war kein gutes Jahr auf den Straßen des Odenwaldkreises: Acht Menschen kamen bei Verkehrsunfällen ums Leben - die höchste Zahl der vergangenen Jahre. Im gerade veröffentlichten Verkehrslagebild des Polizeipräsidiums Südhessen dokumentieren zwei nach oben weisende rote Pfeile zudem den starken Anstieg gegenüber 2023: Damals waren fünf Verkehrstote zu beklagen.

Unter den Opfern 2024 waren fünf Autoinsassen, zwei Motorradfahrer und eine Fußgängerin, die im März in Erbach von einem Lkw angefahren worden war. In ganz Südhessen kamen 36 Personen im Straßenverkehr ums Leben. Dieser Wert, wird Polizeipräsident Björn Gutzeit zitiert, stelle zwar eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr dar, liege aber weiterhin im langjährigen Mittelfeld - im Odenwaldkreis bewegten sich die Zahlen in der Übersicht seit 2020 zwischen sieben und vier Personen.

Jenseits der Statistik dürfe nicht unbeachtet bleiben, dass "hinter jedem Verkehrsunfall mit schweren Unfallfolgen persönliche Schicksale stehen", so Gutzeit. Auch vor diesem Hintergrund werde die polizeiliche Verkehrssicherheitsarbeit stetig an die aktuelle Verkehrsunfalllage angepasst und fortentwickelt. Ansatz dabei ist es, Schwerpunkte frühzeitig zu erkennen und in Zusammenarbeit mit anderen Behörden gezielt einzugreifen, heißt es.

Trotz der gestiegenen Zahl von Verkehrstoten allerdings gilt: Insgesamt gab es 2024 weniger Unfälle. Alles in allem wurden im vergangenen Jahr südhessenweit 24.535 Verkehrsunfälle polizeilich aufgenommen, das sind knapp 0,8 Prozent weniger als 2023. Im Odenwaldkreis liegt der Rückgang sogar bei 7,26 Prozent: Nachdem die Statistik für 2023 noch 2039 Unfälle und damit erstmals eine Zahl jenseits der 2000 auswies, waren es im vergangenen Jahr 1891.

Die Polizei führt dies nicht zuletzt darauf zurück, dass ihre "Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrsmoral sowie der Verkehrsregeltreue" greifen. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund, dass auch 2024 die Zahl der Fahrzeuge weiter gestiegen ist. Im Odenwaldkreis mit seinen knapp unter 100.000 Bürgern waren vergangenes Jahr insgesamt 63.776 Pkw (plus 0,5 Prozent) zugelassen, bei den Lkw beträgt die Zunahme sogar drei Prozent (von 3940 auf 4058 Fahrzeuge).

Zahl der Schwerverletzten sinkt um fast 28 Prozent

Eine der erfreulichsten Zahlen in der polizeilichen Statistik: Die Zahl der Menschen, die bei Unfällen im Odenwaldkreis schwer verletzt wurden, hat um stolze 27,7 Prozent abgenommen - von 83 Schwerverletzten 2023 auf 60 im vergangenen Jahr. Auch Leichtverletzte gab es weniger: Der Rückgang von 287 auf 278 Personen bedeutet ein Minus von 3,1 Prozent. Auch in diesem Bereich bewegt sich der Kreis parallel zum südhessischen Trend: Die Zahl der Schwerverletzten hat sich in der Region insgesamt um ein Fünftel reduziert und liegt mit 489 auf dem niedrigsten Stand seit Einführung der elektronischen Unfallerfassung im Jahr 2006.

Insbesondere bei den schweren Verkehrsunfällen bleibt auch im Odenwaldkreis überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit eine der Hauptursachen. Zwar ist auch hier die Zahl der Fälle deutlich gesunden (von 109 auf 83/minus 23,85 Prozent), dennoch will die Polizei im laufenden Jahr ein besonderes Augenmerk auf das Themenfeld "Geschwindigkeit" legen, kündigt sie an. Bei gezielten Kontrollen sollen Verkehrsteilnehmer auf ihr Fehlverhalten aufmerksam gemacht und für die Gefahren sensibilisiert werden.

Ein weiterer Schwerpunkt in Südhessen ist bereits seit mehreren Jahren die Feststellung und Verfolgung von Trunkenheit im Straßenverkehr, informiert die Polizei - wobei sie in dieses Feld sowohl die Beeinflussung durch Alkohol als auch durch Drogen und Medikamente einrechnet. Durch themenbezogene Kontrolltage wie auch regelmäßige Überprüfungen im täglichen Dienst seien im Bereich des Präsidiums Südhessen auch im Vergleich zu den anderen Regionen besonders viele dieser Fälle aufgedeckt worden.

Dieses erhöhte Entdeckungsrisiko entwickle abschreckende Wirkung, deswegen seien die Kontrollen auch gerade mit Blick auf die geänderten Vorgaben zum Cannabiskonsum von hoher Bedeutung für die allgemeine Verkehrssicherheit. Auch im Odenwaldkreis hat die Polizei mehr Fahrer ertappt, die unter dem Einfluss von Alkohol (49), Drogen (34) oder eines Mischkonsums (3) unterwegs waren. Außerdem spielten berauschende Mittel bei insgesamt 54 Unfällen (Alkohol: 50, Drogen: 2, Mischkonsum: 2) eine Rolle.

Diese und andere Zahlen hat die Polizei in einer Statistik heruntergerechnet, die für die Region die Unfallbelastung pro 1000 Einwohner festhält. Für den Kreis insgesamt liegt dieser Wert bei 20,05 beziehungsweise per 2,95, wenn man die "Unfälle mit Personenschaden" betrachtet. Die Wahrscheinlichkeit, in einen Unfall verwickelt zu werden, ist demnach in Höchst (29,45) am größten. Bei den Vorfällen mit Verletzen oder Getöteten ist dagegen das Risiko in Oberzent (4,18) am höchsten.

Unfallrisiko in Fränkisch-Crumbach am geringsten Freuen können sich die Fränkisch-Crumbacher: Ihre Gemeinde liegt in beiden Bereichen des Rankings ganz hinten. Die generelle Unfallbelastung pro 1000 Bürger erreicht einen Wert von 6,1 (Vorletzter ist Brombachtal mit 13,56). Und Unfälle mit Personenschaden gab es in Crumbach gleich gar nicht, die Statistik weist eine 0,0 aus. KOMMENTAR