Pressespiegel vom 01.04.2025

Inhaltsverzeichnis

Hochschule / Rektorat / Hochschulpolitik

Vom Siegener Bildungshügel in die Bonner Rheinebene

Siegener Zeitung Siegen Süd (Tageszeitung) vom 01.04.2025, S. 3 ● Auch in: Siegener Zeitung • Siegener Zeitung, Kreis Altenkirchen • Siegener Zeitung, Kreis Olpe • Siegener Zeitung, Wittgenstein

Während Universitätskanzler Ulf Richter noch jünger an Jahren ist und in gleicher Funktion an die etwas größere Uni Duisburg-Essen gewechselt ist, hat der gelernte Philosophie-Professor Burckhart die Altersgrenze erreicht.

Ingenieurwissenschaften

Mitreden bei der Verkehrswende

Stadt Spiegel, Gladbeck (6791) (Anzeigenblatt) vom 29.03.2025, S. 3

Die Aktion ist Teil des Projekts „GlaMobi - Gladbecker Mobilität für Alle“, das gemeinsam mit der Universität Duisburg-Essen und der Technischen Universität Berlin realisiert wird.

Warm-up: Was uns auf der Bauma 2025 erwartet

bauSICHERHEIT (Fachzeitschrift) vom 29.03.2025, S. 12-14

Die Universität Duisburg-Essen zeigt hingegen einen Seilroboter für den präzisen Einsatz auf Baustellen, während die TU Dresden mit einem Mobilbagger mit Personenerkennung Möglichkeiten zur Unfallvermeidung aufzeigt.

Naturwissenschaften / Medizin

World Quantum Day im Internationalen Jahr der Quantenwissenschaften und -technologien

DPG (Internet-Publikation) am 31.03.2025

Die beiden Workshops "Quantenkryptographie-Protokoll BB84" von Q-Bus und " Quantensprünge in Gold-Nanodrähten " von der Universität Duisburg-Essen bieten spannende Einblicke in die moderne Quantenforschung.

Wirtschaftswissenschaften

Im Bann der EZB

INSTITUTIONAL money (Fachzeitschrift) vom 28.03.2025, S. 146-148, 150

Genau dieser Thematik haben sich Martin Groiss von der Universität Duisburg-Essen und Nicolas Syrichas von der Freien Universität Berlin in ihrem Paper „Monetary Policy, Property Prices and Rents: Evidence from Local Housing Markets“ gewidmet.

Trotz Altenschulden-Hoffnung: Spardruck in Hagen wächst

WP - Westfalenpost Online am 31.03.2025 ● Auch in: WR - Westfälische Rundschau Online

Martin Murrack, Sprecher des Aktionsbündnisses für die Würde unserer Städte, appelliert in Richtung Berlin, sich endlich an einer Altschuldenregelung zu beteiligen. © Universität Duisburg-Essen

Geisteswissenschaften / Gesellschaftswissenschaften / Politikwissenschaften / Bildungswissenschaften

Was hat die neue Regierung vor?

Allgemeine Zeitung, Mainz-Rheinhessen (Tageszeitung) vom 01.04.2025 ● Auch in: Allgemeine Zeitung Online • Allgemeine Zeitung, Alzey • Allgemeine Zeitung, Rheinhessen - Nahe • Darmstädter Echo • Dieburger Anzeiger • Dill-Zeitung • Echo Online • Gross-Gerauer Echo • Herborner Tageblatt • Hinterländer Anzeiger + 16 weitere Quellen »

Ist die potenzielle, neue Regierung im Zeitalter der ehemaligen Ampel-Regierung angekommen? Darüber sprechen Politikwissenschaftler Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte und VRM-Chefredakteur Dennis Rink in der neuen Folge "Korte & Rink."

Proteste in der Türkei

ARD Brisant Sa. 17:10 Uhr (TV) 29.03.2025 ● Auch in: rbb Brisant 07:20 Uhr

In der Türkei finden derzeit große Proteste statt. Yunus Ulusoy vom Zentrum für Türkeistudien an der Universität Duisburg-Essen äußert sich unter anderem zur wirtschaftlichen Krise im Land.

Kritik an Ramadan-Video der Stadt

Westdeutsche Allgemeine WAZ, Duisburg (Tageszeitung) vom 01.04.2025, S. 17 ● Auch in: NRZ Neue Ruhr Zeitung, Duisburg

Bei der Stiftung Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung reagiert Programmleiter Yunus Ulusoy gelassen.

Recruiting als Nachbarschaftshilfe

Personalwirtschaft (Fachzeitschrift) vom 31.03.2025, S. 58

Wer tarifvertraglich abgesichert Personal branchenintern ver- und entleihe, eröffne den Betrieben und ihren Beschäftigten in hohem Maße Flexibilität und Sicherheit, heißt es in einer Studie des Instituts für Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen aus dem Jahr 2016.

Zollverein. UNESCO-Welterbe, Fotografien von Thomas Stachelhaus - jetzt im Verlag Berg & Feierabend erschienen

Presseportal (DE) (Internet-Publikation) am 31.03.2025

Prof. Heinrich Theodor Grütter hat als Direktor des Ruhr Museums in Essen und Vorstandsmitglied der Stiftung Zollverein zahlreiche Ausstellungen von internationalem Rang verantwortet, darunter "1914 - Mitten in Europa" und "Das Zeitalter der Kohle. Eine europäische Geschichte". Seine akademische Laufbahn führte ihn an die Ruhr-Universität Bochum und die Universität Duisburg-Essen, wo er als Lehrbeauftragter tätig ist.

"Polarisierung ist nicht so groß" - Saarbrücker Politikwissenschaftler untersuchen Vertrauen in Politik

Saarbrücker Zeitung Online am 31.03.2025

Unser Projekt ActEU, das wir gemeinsam mit Kristina Weissenbach von der Universität Duisburg-Essen unter Beteiligung von zehn europäischen Universitäten leiten, läuft über drei Jahre.

Vortrag: Da Vincis Mona

Niederrhein Nachrichten, Geldern/Kevelaer (Anzeigenblatt) vom 29.03.2025, S. 15

Prof. Dr. Volker Steinkamp, Universität Duisburg-Essen, referiert am kommenden Montag, 31. März, um 19 Uhr in der Volkshochschule Gelderland, Kapuzinerstraße 34 in Geldern, über Leonardo da Vincis Meisterwerk Mona Lisa „auf Staatsbesuch“ in den USA.

Die lyrische Form als Freiheit des Schreibens und Denkens

börsenblatt Online am 31.03.2025

In der Jury wirken mit: Alexandra Pontzen (Literaturwissenschaftlerin Universität Duisburg-Essen), Klaus Reichert (Ehrenpräsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung), Klaus Schöffling (früherer Verleger), Michael Roesler-Graichen (Börsenblatt), Lilly Ludwig (Buchhändlerin, im Vertrieb der Aufbau-Verlage tätig) und Thorsten Ahrend (Programmleiter und Geschäftsführer Literaturhaus Leipzig).

Prof. Dr. Michael Klaas wird Head of Business Development

Presseportal-schweiz.ch (Internet-Publikation) am 31.03.2025 ● Auch in: aktuell24.ch

Prof. Dr. Michael Klaas hat einen Master in Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Geschäftsprozessmanagement, Controlling und Wirtschaftsenglisch von der Technischen Universität Bergakademie Freiberg sowie einen Doktortitel in Informationsmanagement der Universität Duisburg-Essen.

Universitätsallianz Ruhr / Research Alliance Ruhr

Nach USA? Schüler und Studierende sorgen sich

Westdeutsche Allgemeine WAZ, Essen (Tageszeitung) vom 01.04.2025, S. 3 ● Auch in: Heiligenhauser Zeitung WAZ • WAZ Westfälische Rundschau, Castrop-Rauxel • WAZ Westfälische Rundschau, Hattingen • WAZ Westfälische Rundschau, Witten • Westdeutsche Allgemeine WAZ, Bochum/Wattenscheid • Westdeutsche Allgemeine WAZ, Bottrop und Kirchhellen • Westdeutsche Allgemeine WAZ, Dortmund-Aplerbeck • Westdeutsche Allgemeine WAZ, Duisburg • Westdeutsche Allgemeine WAZ, Gelsenkirchen/Buer • Westdeutsche Allgemeine WAZ, Gladbeck + 7 weitere Quellen »

"Alle beobachten die Lage und rechnen damit, dass die wissenschaftsfeindliche Politik der USA Auswirkungen auf Kooperationen haben könnte", erklärt Jens Wylkop, Sprecher der Ruhr-Uni Bochum. Das sei auch die Einschätzung des Verbindungsbüros der Universitätsallianz Ruhr (der auch die Unis Essen-Duisburg und Dortmund angehören).

USA unter Trump: Schüler und Studenten sorgen sich um Austausch

WAZ Online am 31.03.2025 ● Auch in: IKZ Online • NRZ Online • WP - Westfalenpost Online • WR - Westfälische Rundschau Online

"Alle beobachten die Lage und rechnen damit, dass die wissenschaftsfeindliche Politik der USA Auswirkungen auf Kooperationen haben könnte", erklärt Jens Wylkop, Sprecher der Ruhr-Uni Bochum. Das sei auch die Einschätzung des Verbindungsbüros der Universitätsallianz Ruhr (der außerdem die Unis Essen-Duisburg und Dortmund angehören).

Artikel

Hochschule / Rektorat / Hochschulpolitik

Siegener Zeitung Siegen Süd (Tageszeitung) vom 01.04.2025, S. 3

Vom Siegener Bildungshügel in die Bonner Rheinebene

Den ehemaligen Rektor der Uni Siegen angelt sich jetzt die Uni Bonn als beratenden Senior-Professor. Zwischenzeitlich hat er den Atlantik überquert und das Kap der Guten Hoffnung umsegelt – was man im "Ruhestand" halt so tut

Von Andreas Goebel

Siegen. Was macht eigentlich Prof. Dr. Holger Burckhart? NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes sollte wohl recht behalten, als sie erst kürzlich, Anfang Februar, bei einem Symposium zu Ehren des früheren Rektors der Uni Siegen sowie des früheren Kanzlers der Uni über Burckhardt bemerkte, dass man sich ihn aus dem Wissenschaftsbetrieb in Deutschland gar nicht wegdenken könne.

Während Universitätskanzler Ulf Richter noch jünger an Jahren ist und in gleicher Funktion an die etwas größere Uni Duisburg-Essen gewechselt ist, hat der gelernte Philosophie-Professor Burckhart die Altersgrenze erreicht. Er hatte Ende 2023, nach 14 Jahren im Cockpit, zunächst den Weg freigemacht für die Neubesetzung des Rektoramts (Prof. Dr. Stefanie Reese). In Lehre und Forschung als Philosophie-Dozent ist sein Ausscheiden formal auf den 31. März 2025 datiert.

Und nun geht es übergangslos weiter. "Burckhart!", heißt es am anderen Ende der Telefonverbindung. Die gewohnte Dynamik schwingt in der Stimme mit. "Ja", sagt er. "Das ist richtig. Es geht am 1. April weiter." Burckhart ist von der Universität Bonn als sog. Senior-Professor verpflichtet worden. So etwas gibt es in einigen, aber längst nicht in allen Bundesländern. Hochschulen können Dozenten engagieren, die sich beamtenrechtlich bereits im Ruhestand befinden.

Auch die Uni Siegen hat nach SZ-Informationen schon einmal im Bereich Medien davon Gebrauch gemacht (eine Wissenschaftlerin und ein Wissenschaftler aus den USA). Auf Senior-Professuren greifen Unis in der Regel zurück, wenn sie in einem Fach Schwächen ausgleichen oder vorhandene Stärken weiter ausbauen möchten oder wenn die Betreffenden für die Hochschulentwicklung etwas tun können. Burckhart wird sich als bestens vernetzter Akteur des deutschen und internationalen Hochschulwesens letzterer Aufgabe widmen. Er ist Mitglied zahlreicher Fachgesellschaften und war von 2012 bis 2018 Vizepräsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) für das Ressort Lehre und Studium, Lehrerbildung und lebenslanges Lernen. Zurzeit ist er noch Vorsitzender der Stiftung für Hochschulzulassung (Dortmund). Die "Senior"-Verträge laufen für gewöhnlich ein bis zwei Jahre und werden nach Bedarf jährlich verlängert. Das Bonner Rektorat sei mit dieser Idee auf ihn zugekommen, als er 2024 einen Vortrag gehalten habe über strategische Hochschulausrichtung, berichtet er. "Und um dieses Themenfeld wird es an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität für mich auch gehen." Bonn steht nicht nur vor der Aufgabe, seinen zentralen Campus am Schloss (das Uni-Hauptgebäude stammt aus der Barockzeit) umzubauen. "Auch Studium und Lehre müssen ja ständig weiterentwickelt werden", ergänzt der Kölner. "Ich freue mich sehr auf die neue Aufgabe. Hier kann ich Erfahrungen weitergeben, ohne selbst im Rampenlicht der Entscheidungen zu stehen." Wikipedia weist ihn als am 3. Mai 1956 in Torshälla in Schweden Geborenen aus. "Ruhestand", meint man bei ihm deutlich zu erkennen, ist auch Einstellungssache.

Nach seinem Abschied in Siegen hat es Holger Burckhart erstmal aufs Segelboot im Atlantik gezogen. Von den Kanaren aus ging es über 3000 Seemeilen bis in die Karibik. In einem zweiten Trip hat er zusammen mit seiner Frau das Kap der Guten Hoffnung (Südafrika) umsegelt. Nun wird also erneut Kurs gesetzt.

Ich freue mich sehr auf die neue Aufgabe. Hier kann ich Erfahrungen weitergeben, ohne selbst im Rampenlicht der Entscheidungen zu stehen.

Holger Burckhart ehemals Uni-Rektor Siegen und nun Senior-Professor in Bonn

Ingenieurwissenschaften

Stadt Spiegel, Gladbeck (6791) (Anzeigenblatt) vom 29.03.2025, S. 3

Mitreden bei der Verkehrswende

Mitreden bei der Verkehrswende „GlaMobi“ fragt nach: Stadt bittet Bürger um Meinung zur Mobilität Wie bewegen sich die Menschen in Gladbeck im Alltag fort? Welche Verkehrsmittel nutzen sie, und wo gibt es Verbesserungspotenzial? Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, führt die Stadt Gladbeck aktuell eine stadtweite Mobilitätsbefragung durch. Die Aktion ist Teil des Projekts „GlaMobi - Gladbecker Mobilität für Alle“, das gemeinsam mit der Universität Duisburg-Essen und der Technischen Universität Berlin realisiert wird.

Mobilität betrifft alle Menschen - sei es auf dem Weg zur Arbeit, zur Schule, beim Einkauf oder beim Besuch von Freunden. Um künftig bessere und nachhaltigere Angebote zu schaffen, ist es wichtig, ein genaues Bild der aktuellen Situation vor Ort zu haben. Ziel der Befragung ist es deshalb, das Mobilitätsverhalten der Bevölkerung zu erfassen und auf dieser Basis Verbesserungen zu entwickeln.

Teilnehmen können alle Gladbecker:innen ab 14 Jahren. Die Online-Umfrage dauert etwa 15 Minuten und ist noch bis zum 30. April unter der Adresse www.udue.de/ mobilitaetgladbeck erreichbar. Die Teilnahme ist freiwillig, aber ausdrücklich erwünscht - denn je mehr Menschen mitmachen, desto aussagekräftig ger wird das Ergebnis.

Als zusätzlichen Anreiz verlost die Stadt unter allen Teilnehmenden 35 Gutscheine für lokale Gastronomiebetriebe im Wert von jeweils 25 Euro. Fragen zur Befragung können per E-Mail an das Forschungsteam der Universität Duisburg-Essen unter befragung-imobis@uni-due.de gerichtet werden. Ansprechpartnerin bei der Stadt Gladbeck ist Klimaschutzmanagerin Sophia Sprang, erreichbar unter sophia.sprang@stadt-gladbeck. de oder telefonisch unter 02043/99-2378.

Die Stadt hofft auf eine breite Beteiligung und darauf, durch die Ergebnisse neue Impulse für eine zukunftsfähige und bürgernahe Mobilitätsentwicklung setzen zu können.

bauSICHERHEIT (Fachzeitschrift) vom 29.03.2025, S. 12-14

Warm-up: Was uns auf der Bauma 2025 erwartet

BLICKPUNKT 34. AUFLAGE Die Bauma findet bereits zum 34. Mal statt und lädt die Welt nach München ein, um sich über Baumaschinen, Baufahrzeuge und Baugeräte zu informieren. E-MRK Warm-up: Was uns auf der Bauma 2025 erwartet [ MESSE MÜNCHEN ] Bald ist es wieder so weit: Die flächenmäßig größte Messe der Welt öffnet ihre Tore und lädt Fachbesucher in die faszinierende Welt der Baumaschinen, Baufahrzeuge und Baugeräte ein. In Anbetracht der größer werdenden Risse in der deutschen (Bau)-Wirtschaft ist die wohl wichtigste Aufgabe der Bauma, Impulse zu geben - und daran dürfte es in München nicht mangeln. Sowohl Bauunternehmer als auch Hersteller, Händler und Dienstleister suchen händeringend nach Antworten, um sich zukunftssicher aufzustellen. Es dreht sich dieser Tage beispielsweise alles um die deutliche Effizienzsteigerung vorhandener und neuer Maschinen, um massive Kostensenkung bei Wartung und Kraftstoff und darum, auch die abgelegenste Baustelle künftig konsequent durchzudigitalisieren. Gleichzeitig, und auch da werden die Aussteller der Bauma auf großes Interesse stoßen, braucht die Bauwirtschaft kluge Ideen für serielles, nachhaltiges sowie insbesondere auch sicheres Bauen. Die Redaktion der bauSICHERHEIT hat die wichtigsten Trendthemen zusammengefasst. sondere wieder bezahlbar zu machen. Hinzu kommt, Von Jessy von Berg Von Dan Windhorst dass es politische Antworten auf die geopolitische Entwicklung sowie die generelle Flaute der Gesamtwirtschaft braucht. Hinwegtäuschen darf das aber nicht über die Tatsache, dass auch die Baubranche selbst ihre Hausaufgaben zu erledigen hat. Zu kämpfen hat die Branche mit zwei Dingen: konsequenter Zukunftsfähigkeit und einer schwächelnden Bauwirtschaft. Letzteres muss die Politik bewältigen - und das in erheblicher Weise. Die neue Bundesregierung steht in der Pflicht, viele Versäumnisse aufzuarbeiten, und muss nach Ansicht der Verbände in erster Linie die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen, um das Bauen zu verschnellern und insbe12 Potenzial der Digitalisierung Die Digitalisierung beginnt beim Einsatz digitaler Tools in Baumaschinen, führt über die Nutzung von Telematik- und Flottenmanagementlösungen über die Automatisierung von Planungs- und Umsetzungsprozessen bis hin zur Akzeptanz autonom agierender Maschinen. Und die Bauma wird dafür als gigantische bQU SICHERHEIT [ 03/2025 ] MESSE MÜNCHEN (3) Auch zur 34. Auflage der Bauma wird das Messegelände in München wieder Dreh- und Angelpunkt der Bau- und Baumaschinenbranche sein. »Spielwiese« dienen. An innovativen Ideen wird es in München nicht mangeln - wichtig wird es sein, den Fachbesuchern die Anwendbarkeit, die Sinnhaftigkeit und eben auch die Notwendigkeit der digitalisierten Baustelle zu verdeutlichen. Ein Kernthema wird beispielsweise MiC 4.0 darstellen: Aufgrund einer einheitlichen digitalen Sprache erkennt z. B. ein Trägergerät, welches Anbaugerät eingesetzt werden soll, welche Parameter es zur Funktionen benötigt und ob es für einen Einsatz an der jeweiligen Maschine überhaupt geeignet ist. »Damit lassen sich nicht zuletzt Unfälle durch nicht korrekt verschlossene Schnellwechsler, ungeeigneten Hydraulikdruck oder falsch dimensionierte Anbaugeräte vermeiden«, so Darius Soßdorf, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft MiC 4.0 beim VDMA. Hinzu kommt der notwendige Informationsfluss zwischen Baumaschine und Maschinist: Auf der Bauma wird es Lösungen geben, um nicht nur den Zustand einer Maschine abzulesen, sondern auch um zu erkennen, wie es sich mit der aktiven Leistung oder der bestehenden Arbeitsqualität verhält. Beispielsweise lassen sich auf Basis von Verbrauchsdaten effizientere Tank- und Wartungszeiten erarbeiten, während mit einer exakten Erfassung der Auslastung der Maschineneinsatz optimiert werden kann. Den Maschinisten unterstützen Insbesondere wird die Bauma zeigen, dass digitale Tools eine Antwort auf den Fachkräftemangel darbQU SICHERHEIT [ 03/2025 ] stellen können. Auf Basis digitaler Informationen können z. B. weit weniger erfahrene Maschinisten unterstützt werden, um Fehler sowie Unfälle zu vermeiden und bessere Arbeitsergebnisse zu erzielen. Mittels 3-D-Maschinensteuerungen lassen sich etwa Entwurfsdaten sowie Echtzeit-Angaben auf der Bedieneinheit in der Fahrerkabine anzeigen, sodass der Maschinist die Arbeiten genau nach dem Referenzmodell durchführt. Auf der Bauma werden die Aussteller darüber hinaus massenweise neue Assistenzsysteme und -funktionen vorstellen: Ein integriertes Wiegesystem hilft dabei, Ladespiele effizienter und sicherer zu gestalten, Kamerasysteme helfen hingegen, Unfälle zu vermeiden. Überdies lassen sich Arbeitsbereiche vordefinieren, wodurch die Maschine mitdenken, warnen und damit helfen kann, ein sauberes und sicheres Arbeitsergebnis zu erzielen. Das alles funktioniert aber nur dann, wenn die dafür notwendigen Sensoren verbaut sind. Auch hier wird die Bauma eine Fülle an neuen Lösungen mit sich bringen. Sie registrieren etwa die Auslegerund Schaufelposition, dienen dem Fluidmanagement oder helfen, strukturelle Belastungen sowie Schäden zu erkennen. Und ein Blick in den Himmel zeigt dass auch der Einsatz von Drohen auf Baustellen immer wichtiger wird. Die fliegenden Helfer können Baufortschritte dokumentieren, helfen bei der Ver-ERKUNDEN LERNEN MATON.EU DLADOH BEREITSTELLUNG & VORBEREITUNG 13 ... kurz und knapp ... Die Bauma, Weltleitmesse für Baumaschinen, findet vom 7. bis 13. April auf dem Messegelände in München statt. Von der Klimaneutralität über vernetztes und

nachhaltiges Bauen bis hin zu alternativen Antriebskonzepten werden die wichtigsten Themen diskutiert und innovative Lösungen präsentiert. Die Digitalisierung wird klar im Mittelpunkt der Bauma 2025 stehen. messung und Planung, schützen vor Diebstahl und Vandalismus oder unterstützen das aktive Flotten- und Personalmanagement. Bauen nachhaltiger machen Ein ebenso großes Interesse dürfte die Bauma auch im Bereich des nachhaltigen Bauens wecken. Ein zentraler Punkt stellt diesmal das serielle Bauen dar, um Ressourcen und Zeit zu sparen. Aktuell, und da pflichten insbesondere die großen Bauverbände bei, zählt das serielle Bauen zu den vielversprechendsten Hebeln, um Zeit und Kosten einzusparen. »Hierbei werden Rohstoffe und Materialien effizienter als bei herkömmlichen Bauverfahren genutzt, da in einem kontrollierten industriellen Umfeld vorgefertigt werden kann«, so Stephan Oehme, Referent für Bergbau, Baustoffanlagen und Baumaschinen beim VDMA. Nach seinen Worten lässt sich so auf mehreren Wegen eine Materialverschwendung reduzieren: Im Werk anfallende Produktionsreste und Ausschussmaterialien können besser rezykliert werden - und auch die Gebäude sind beim Nutzungsende leichter zu demontieren sowie ihre Materialien einfacher wiederzuverwenden. 3-D-Druck auf Baustellen Als weitere Chance zum Schutz der natürlichen Rohstoffe können beim 3-D-Druck von Gebäuden verstärkt Recyclingwerkstoffe eingesetzt werden. Außerdem Im Bereich des seriellen Bauens werden auch innovative Ansätze wie das 3-D-Druckverfahren eine tragende Rolle spielen. 14 forscht die Branche an bio-basierten Materialien für die additive Fertigung. Die Nachfrage scheint jedenfalls grundsätzlich gegeben: Laut einer Studie des Marktforschungsunternehmens Exactitude Consultancy wird der globale Markt für 3-D-Druckmörtel von rund 3,5 Mrd. US-Dollar im Jahr 2024 auf voraussichtlich etwa 13,8 Mrd. US-Dollar im Jahr 2034 wachsen. Von den in Deutschland im Jahr 2022 angefallenen rund 208 Mio. t mineralischer Bauabfälle wurden nach Mitteilung der Initiative Kreislaufwirtschaft Bau über 90 Prozent wiederverwertet. »Der Recyclinggedanke ist mittlerweile tief in die DNA der Baubranche eingeschrieben, was sich nicht zuletzt an vielen höchst sinnvollen Lösungen zeigt«, kommentiert Oehme. Beispielsweise lassen sich mit Kaltrecyclern die Asphaltbeläge an Ort und Stelle aufbereiten. Dabei wird der vorhandene Belag mit einem Fräs- und Mischrotor granuliert und durch die Zugabe von Bindemitteln, Zement und Wasser aufbereitet. Es entsteht ein homogener Baustoff, der direkt wieder eingebaut wird. Nachhaltiges Bauen schließt aber auch das Ziel einer möglichst weitgehenden Dekarbonisierung ein. Auf dieses Konto zahlen die alternativen Antriebe von mobilen Baumaschinen ein, denen die Bauma auch 2025 wieder ein eigenes Leitthema widmet. Darüber hinaus werden auch bei Baugeräten wie Rüttelplatten oder Stampfern durch Elektrolösungen Abgase und Lärm vermieden. Das Angebotsspektrum ist mittlerweile so breit, dass laut Hersteller schon heute eine komplett emissionsfreie Baustelle möglich ist. Was der Veranstalter plant

Abseits der Leitthemen gilt natürlich auch zu hinterfragen, was die Messe selbst mit sich bringt: Die Bauma 2025 wird beispielsweise zahlreiche Kurzvorträge, Podiumsdiskussionen und Key Notes im »Bauma Forum« bieten - hinzu kommt, dass der Bereich Arbeitssicher heit erstmals zentral in der Halle B4 gebündelt wird. Im sogenannten »Science Hub« hingegen treffen die Messebesucher auf elf Forschungseinrichtungen, die innovative Projekte vorstellen. Die TU München z. B. präsentiert u. a. autonome Lösungen für den Schüttguttransport und einen Pflasterroboter. Die Universität Duisburg-Essen zeigt hingegen einen Seilroboter für den präzisen Einsatz auf Baustellen, während die TU Dresden mit einem Mobilbagger mit Personenerkennung Möglichkeiten zur Unfallvermeidung aufzeigt. Ebenso soll den Start-ups viel Fläche geboten werden, um ihre Neuheiten, Ideen und Entwicklungsarbeiten einem möglichst breiten Publikum präsentieren zu können. Erneut auf der Bauma vertreten ist die »VR-Experience Zone«, eine Kooperation zwischen dem Construction Future Lab (CFLab) und der Messe München. Die interaktive Ausstellung verbindet musealen Charakter mit innovativer Technologie und beleuchtet zentrale Zukunftsthemen der Baubranche. Interessierte erleben hier Demonstrationen zu Themen wie Baurobotik, alternative Antriebstechnologien, additive Verfahren sowie Digitalisierung von Maschinen und Schnittstellen. bOU SICHERHEIT [ 03/2025 ]

Naturwissenschaften / Medizin

DPG (Internet-Publikation) am 31.03.2025

World Quantum Day im Internationalen Jahr der Quantenwissenschaften und -technologien

Am 14. April 2025 bietet die DPG ein umfangreiches, kostenloses Programm in der Urania Berlin und online an. Highlights sind die Ankunft der QuanTour, Workshops für Schüler:innen, eine Mitmachausstellung und ein Science Slam.

Zum Originalbeitrag

Bad Honnef, 31. März 2025 - Den diesjährigen World Quantum Day, ein Höhepunkt im Quantenjahr 2025, feiert die Deutsche Physikalische Gesellschaft mit einem ganztägigen Programm, das Wissenschaft lebendig macht. "Am World Quantum Day bieten wir allen Interessierten, insbesondere Schüler:innen, Studierenden und jungen Wissenschaftler:innen Gelegenheit, die grundlegenden Prinzipien und zukünftigen Anwendungsfälle der Quantenwissenschaft zu entdecken. Es ist uns ein besonderes Anliegen, die Quantenphysik dem wissenschaftlichen Nachwuchs, aber auch generationenübergreifend allen Neugierigen nahezubringen.", erklärt Ulrich Bleyer, Leiter des World Quantum Day Organisationsteams der DPG.

Zu den Programmpunkten zählt das Finale der QuanTour , die im Vorjahr wie ein olympischer Fackellauf das Quantenjahr einläutete. Seither hat die QuanTour-Lichtquelle 12 Labore in ganz Europa besucht und Forschende vernetzt. Vorträge und ein feierlicher Zieleinlauf runden den Reisebericht der QuanTour ab. Dieser Teil der Veranstaltung findet in englischer Sprache statt und wird live übertragen.

Für junge Quanten-Interessierte ab der 10. Klasse finden parallel hierzu Workshops statt - natürlich sind auch Lehrkräfte willkommen. Die beiden Workshops "Quantenkryptographie-Protokoll BB84" von Q-Bus und " Quantensprünge in Gold-Nanodrähten " von der Universität Duisburg-Essen bieten spannende Einblicke in die moderne Quantenforschung.

Den ganzen Tag über bietet eine Mitmachausstellung Informationen, Experimente und ein interaktives Kunstwerk rund um die Quantenphysik. Dabei ist Gelegenheit zum offenen Austausch.

Der Science Slam am Abend verbindet Wissenschaft mit Humor und Kreativität. Sechs junge Forschende wetteifern, wer seine Arbeit am verständlichsten und unterhaltsamsten präsentiert. Dazu haben sie alle Mittel, die die Bühne bietet, aber jeweils nur zehn Minuten Zeit. Der Applaus des Publikums entscheidet über den Sieg. Der Science Slam kann auch online verfolgt werden.

Für den Terminkalender (Eintritt frei)

14. April 2025, World Quantum Day
Urania Berlin, An der Urania 17, 10787 Berlin

  •  15:00 - 17:00 Uhr: Schüler:innen-Workshops (Anmeldung erforderlich)
  •  15:30 - 20:30 Uhr: Mitmachausstellung
  •  16:30 - 18:00 Uhr: Einlauf der QuanTour-Quelle (Anmeldung erforderlich)
  •  19:30 - 21:00 Uhr: Quanten-Science Slam

Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos, für einige Programmpunkte ist jedoch eine Anmeldung erforderlich. Medienvertreterinnen und -vertreter sind herzlich eingeladen an der Veranstaltung teilzunehmen. Bitte melden Sie sich bis zum 09. April 2025 unter an.

The German Physical Society (Deutsche Physikalische Gesellschaft e. V.; DPG), which was founded way back in 1845, is the oldest national and, with more than 60,000 members, also the largest physical society in the world. As a non-profit-making organisation it pursues no economic interests. The DPG promotes the transfer of knowledge within the scientific community through conferences, events and publications, and aims to open a window to physics for the curious. Its special focuses are on encouraging junior scientists and promoting equal opportunities. The DPG's head office is at Bad Honnef am Rhein. Its representative office in the capital is the Magnus-Haus Berlin. Website: www.dpg-physik.de

Wirtschaftswissenschaften

INSTITUTIONAL money (Fachzeitschrift) vom 28.03.2025, S. 146-148, 150

Im Bann der EZB

THEORIE & PRAXIS | Geldpolitik und Immobilien Im Bann der EZB Mit diversen Maßnahmen hat die EZB auf die Krisen der vergangenen Jahre reagiert. Eine Studie erfasst die jeweiligen Effekte auf den deutschen Immobilienmarkt. Überraschend dabei: die relativ schwache Wirkung von Zinsschritten. Inflation im Rahmen von Covid und der Russlandinvasion der Fall war -, dann wäre es folgerichtig vorteilhaft, die unterschiedlichen Auswirkungen verschiedener Maßnahmen zu kennen. Genau dieser Thematik haben sich Martin Groiss von der Universität Duisburg-Essen und Nicolas Syrichas von der Freien Universität Berlin in ihrem Paper „Monetary Policy, Property Prices and Rents: Evidence from Local Housing Markets“ gewidmet. Besonders lohnenswert ist die Analyse der Arbeit, da der deutsche Immobilienmarkt unter die Lupe genommen wird, also noch zusätzliche praktische Relevanz geboten wird. mmobilien gehören nicht zuletzt als Diversifikator und somit als indirekte Absicherung der Performance gelisteter Assets in das Portfolio institutioneller Investoren. Ihr Ruf als glättende und relativ sichere Anlage hat in jüngster Vergangenheit aber gelitten. Der globale Krisenmix hat zeitweise zu Teuerung, Zinsanhebungen und somit zu einer Verschlechterung der Finanzierungsmöglichkeiten geführt. Das wiederum hat den Markt belastet. Wenn man nun davon ausgeht, dass die Geldpolitik als Näherungswert für Krisenszenarien dient - wie es ja mit dem Ausbruch der Ansatz und Daten » Die kurzfristige Wirkung geldpolitischer Maßnahmen ist begrenzt. Mittel- bis langfristig lösen sie eine bedeutende Dynamik an den Immobilienmärkten aus. « Die Analyse untersucht jedenfalls, wie sich Immobilienpreise und Mieten entwickeln und welche Faktoren dabei eine Rolle spielen. Grundlage ist ein hedonisches Preismodell, eine Methode, die Preise nicht isoliert betrachtet, sondern sie aus den Eigenschaften eines Objekts ableitet. Am Immobilienmarkt bedeutet das: Nicht nur die Lage Martin Groiss, Universität Duisburg-Essen Empirische Zusammenhänge Wie Zinsen und EZB-Bilanz mit Miete und Hauspreis interagieren EZB-Bilanz (Bio. €) Leitzins Hedonischer Index Hedonischer Index 9 1,8 1,8 4 8 EZB-Bilanz Miete Miete Leitzins 3 1,6 1,6 7 Hauspreise Hauspreise 6 1,4 2 1,4 5 4 1,2 1 1,2 3 0 2 1,0 1,0 1 0,8 0,8 2022 2010 2012 2018 2020 2016 2020 2022 2014 2016 2012 2018 2008 2 Im empirischen Vergleich zeigt sich eine frappierende Korrelation zwischen Hauspreisen und der EZB-Bilanz. Letztere kann als Näherungswert für unkonventionelle geldpolitische Maßnahmen wie beispielsweise die quantitativen Lockerungen seitens der Notenbank verstanden werden. Einen deutlich schwächeren Zusammenhang gibt es zwischen Hauspreisen und Zinspolitik. Quelle: Monetary Policy, Property Prices and Rents: Evidence form Local Housing Markets money Nº1/2025 | institutional-money.com 146 FOTO: @ UNIVERSITÄT DUISBURG-ESSEN FOTO: @ PAUL | STOCK.ADOBE.COM | GENERIERT MIT KI Geldpolitik und Immobilien | THEORIE & PRAXIS Mit dem Ausbruch der viel zitierten multiplen Krisen und den daraus resultierenden Reaktionen der Notenbanken gehörte das scheinbar ewige Wachstum auf den Immobilienmärkten der Vergangenheit an. Ein Forscherduo hat errechnet, welche geldpolitischen Maßnahmen welche Auswirkungen auf den Immo-Markt nach sich ziehen. oder die Größe bestimmen den Wert, sondern das gesamte Bündel an Charakteristika. Ausstattung, Baujahr, Infrastruktur - all diese Faktoren fließen ein. Über eine Regressionsanalyse werden zahlreiche Objekte verglichen, um herauszuarbeiten, welchen Preisanteil ein bestimmtes Merkmal ausmacht. Ein klassisches Beispiel: Zwei identische Wohnungen, doch eine hat einen Balkon. Die Wohnung mit Balkon wird teurer gehandelt, die Differenz spiegelt den impliziten Wert dieses Zusatzes wider. Solche Modelle helfen nicht nur, Qualitätsunterschiede herauszurechnen, sondern auch reine Preisbewegungen über die Zeit zu erfassen. Unterschiedliche Faktoren Für die vorliegende Studie wurde nun ein Modell auf verschiedene Standorte und Nutzungsformen angewendet. Berücksichtigt wurden Wohnfläche, Anzahl der Zimmer, spezifische Merkmale wie Keller oder Gästetoilette sowie strukturelle Faktoren wie Baujahr und Gebäudetyp. Im Mietsektor wurde zudem die Nebenkostenbelastung als Einflussgröße integriert. „In jeder Region weist die zugrunde liegende geschätzte Regression eine hohe Erklärungskraft auf. Für Hausverkäufe liegt das R2 zwischen 0,58 und 0,92, mit einem Durchschnitt von 0,76. Für Mieten sind die Werte ähnlich“, sagt Groiss. Um Verzerrungen durch Qualitätsunterschiede zu vermeiden, wurde der hedonische Index mit Zeit-Fixeffekten standardisiert - das bedeutet im konkreten Fall, dass der Ausgangspunkt im Januar 2007 liegt, was eine einheitliche Vergleichsbasis schafft. „Die exponentiellen Schätzungen der Zeit-Fixeffekte können als regionsspezifische Preisindizes für Verkauf und Miete interpretiert werden, jeweils relativ zum Januar 2007“, erklärt Groiss weiter. Während klassische Mietindizes sich meist auf Bestandsmieten stützen, konzentriert sich dieser Ansatz auf Neuvermietungen, wodurch Marktdynamiken laut Autoren präziser erfasst werden. Die Ergebnisse zeigen: Die Immobilienpreise in Deutschland sind in den Jahren expansiver Geldpolitik deutlich gestiegen. Nach der globalen Finanzkrise verzeichnete der Markt eine reale Preissteigerung von rund 70 Prozent zwischen 2010 und 2022. Die Mieten folgten diesem Trend mit Verzögerung und weniger stark. „Über diesen Zeitraum hinweg erlebte Deutschland einen beispiellosen Anstieg der Immobilienpreise, begleitet von einem moderaten, aber dennoch signifikanten Anstieg der Mieten“, rekapituliert Syrichas. Die enge Korrelation zwischen der Bilanzexpansion der Europäischen Zentralbank und der Preisentwicklung zeigt, wie stark geldpolitische Maßnahmen den Markt beeinflussen. „Das Verhältnis von Kaufpreisen zu Mieten hat sich bis zur geldpolitischen Umkehr 2022 erheblich ausgeweitet, was auf eine wachsende Segmentation zwischen Eigentums- und Mietmärkten hindeutet.“ Regionale Unterschiede sind dabei deutlich erkennbar. Urbane Wachstumsregionen wie Berlin, Bayern oder Süddeutschland verzeichnen überdurchschnittliche Preissteigerungen, während zentrale und ländliche Gebiete eine moderate Entwicklung Nº1/2025 | institutional-money.com money 147 THEORIE & PRAXIS | Geldpolitik und Immobilien aufweisen. Berlin und sein Umland sowie Teile Bayerns und Süddeutschlands zeigen die höchsten Wachstumsraten für Kaufpreise und Mieten, während einige zentrale Regionen kaum Mietsteigerungen verzeichnen. In hochverdichteten Städten sorgt ein begrenztes Angebot für zusätzlichen Preisdruck, während regulatorische Maßnahmen die Mietentwicklung dämpfen können. >> Sinken kurzfristige Zinsen, so steigen die Hauspreise sofort, aber vorübergehend. Unkonventionelle Instrumente haben eine nachhaltigere Wirkung. « Nicolas Syrichas, Freie Universität Berlin Zusätzlich zur Immobilienmarktanalyse wurden makroökonomische Indikatoren wie Inflation, Arbeitslosenquote und Zinsstrukturkurven einbezogen. Ebenso fanden Angebotsfaktoren wie Geodaten zur Landverfügbarkeit und Regulierungsmaßnahmen Berücksichtigung. „Wir erfassen regulatorische Maßnahmen wie die Einführung der Mietpreisbremse sowie weitere lokale Eingriffe durch systematische Auswertung administrativer Dekrete“, so Syrichas. Geldpolitik und ihre ... Und damit zum Einfluss geldpolitischer Impulse: Die Studie zeigt, dass eine Senkung des Schattenzinses um 0,24 Prozentpunkte die Immobilienpreise im ersten Jahr um 1,5 Prozent steigen lässt, nach 18 Monaten um 2,5 Prozent. Mieten reagieren weniger stark, überschreiten nie die Marke von einem Prozent und verlieren in der zweiten Hälfte des Prognosezeitraums an statistischer Signifikanz. Die Varianzzerlegung bestätigt die zunehmende Bedeutung geldpolitischer Impulse über die Zeit. Der Einfluss auf Immobilienpreise ist nach drei Monaten noch gering erreicht nach drei Jahren jedoch 5,6 Prozent der Prognosefehlervarianz. „Diese Muster legen nahe, dass die kurzfristige Wirkung geldpolitischer Maßnahmen begrenzt ist, sie jedoch mittel- bis langfristig eine bedeutende Triebkraft für die Dynamik auf den Immobilienmärkten darstellen“, erklärt Groiss. Die Analyse zeigt zudem, dass die Wirkung geldpolitischer Maßnahmen nicht nur über direkte Zinsanpassungen erfolgt, sondern auch über die Erwartungen der Marktteilnehmer. Niedrigere Leitzinsen führen zu einer Neubewertung künftiger Finanzierungskosten, was sich unmittelbar in höheren Immobilienbewertungen niederschlägt. Während anfängliche Preisanstiege auf verbesserte Finanzierungsbedingungen zurückzuführen sind, verstärken sich diese Effekte über die Zeit durch verstärkte spekulative Nachfrage und veränderte Investitionsentscheidungen institutioneller Marktteilnehmer. Immobilienmärkte reagieren somit nicht nur auf die gegenwärtige Zinspolitik, sondern auch auf deren antizipierte Entwicklung.

Ein weiterer Übertragungsmechanismus betrifft die Risikobewertung von Vermögenswerten. Sinkende Zinsen und expansive Liquiditätsbereitstellung führen zu einem veränderten Risikoprofil bei Investoren. In Phasen akkommodierender Geldpolitik steigt die Attraktivität von Immobilien als Anlageklasse relativ zu Anleihen, was eine Kapitalverlagerung in den Immobiliensektor zur Folge hat. Dies verstärkt Preisbewegungen zusätzlich und führt zu langfristigen Anpassungen im Marktgleichgewicht.

Zusätzlich beeinflussen geldpolitische Maßnahmen die Angebotsseite des Immobilienmarktes. Niedrigere Finanzierungskosten erleichtern Neubauprojekte und fördern die Expansion der Bautätigkeit. In Regionen mit hohen regulatorischen Hürden bleibt dieser Effekt jedoch begrenzt, sodass die Preisreaktion in solchen Märkten stärker ausfällt als Impulsmessung Leitzins Harmonisiert wurden Zinsänderungen, Zinsausblicke und monetäre Lockerungen. Basispunkte 25 20 15 Ausblick Notenbank Basispunkte 25 20 15 Quantitative Easing 10 5 0 -5 10 5 0 -5 Basispunkte 25 20 15 10 5 0 -5 -10 -10 -10 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 2022 -15 20 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 2022 -15 20 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 2022 -15 -20 Die Autoren haben über den Berichtszeitraum die Impulse aus verschiedenen geldpolitischen Instrumentarien errechnet und harmonisiert und in weiterer Folge (siehe Chartbild „Geldpolitische Auslöser und ihre Auswirkungen auf den deutschen Immo-Markt“) die unterschiedlichen Auswirkungen der einzelnen Impulse auf den deutschen Immobilienmarkt berechnet. Quelle: Monetary Policy, Property Prices and Rents: Evidence form Local Housing Markets 148 money Nº 1/2025 | institutional-money.com FOTO: @ FREIE UNIVERSITÄT BERLIN THEORIE & PRAXIS | Geldpolitik und Immobilien in Gebieten mit flexiblerer Angebotsanpassung. Über die Zeit entstehen dadurch regionale Unterschiede in der Preisentwicklung, die wiederum die Stabilität des gesamten Marktes beeinflussen können. ... unterschiedlichen Instrumente Die Studie differenziert zudem zwischen konventioneller Geldpolitik, insbesondere Zinssenkungen, und unkonventionellen Maßnahmen wie quantitativer Lockerung (Anm .: QE, Quantitative Easing). Zinssenkungen reduzieren die kurzfristigen Finanzierungskosten für Immobilienkäufer und lösen unmittelbar eine verstärkte Nachfrage aus. Dies führt zu einem raschen, aber oft nur temporären Anstieg der Hauspreise, da sich die Märkte nach einer gewissen Zeit an das neue Zinsniveau anpassen. Zudem bleibt die Wirkung

begrenzt, da mit der Zeit andere makroökonomische Faktoren dominanter werden.

Im Gegensatz dazu entfaltet QE eine umfassendere und nachhaltigere Wirkung auf den Immobilienmarkt. Durch den Ankauf von Wertpapieren weitet die Zentralbank ihre Bilanz aus, senkt langfristige Zinsen und erhöht die verfügbare Liquidität im Finanzsystem. Dies begünstigt nicht nur direkte Immobilienfinanzierungen, sondern verschiebt auch Kapitalströme institutioneller Investoren hin zu Sachwerten, was zu anhaltendem Preiswachstum führt. Gleichzeitig verstärkt QE die Vermögenseffekte, indem steigende Immobilienwerte die Eigenkapitalbasis der Haushalte stärken und zusätzliche Investitionen ermöglichen.

„Eine Senkung der kurzfristigen Zinssätze führt zu einem sofortigen, jedoch vorübergehenden Anstieg der Hauspreise, während unkonventionelle Instrumente - insbesondere QE - zu nachhaltigem Preisanstieg und moderatem, aber beständigem Mietwachstum führen“, Syrichas (siehe Chartbild „Geldpolitik und ihre Auswirkungen auf den deutschen Immo-Markt“). Doch auch auf regionaler Ebene zeigen unterschiedliche EZB-Instrumente unterschiedliche Wirkung: Während in städtischen Märkten die Immobilienpreise unmittelbar auf geldpolitische Maßnahmen reagieren, erfolgt die Anpassung in ländlichen Regionen mit Verzögerung. Beide Regionen verzeichnen Preissteigerungen nach expansiven geldpolitischen Maßnahmen, jedoch variieren Timing und Intensität. Städtische Märkte reagieren schärfer und schneller, was auf restriktivere Angebotsbedingungen und elastischere Nachfrage hinweist. Mieten steigen hingegen in ländlichen Gebieten zügiger, was auf strukturelle Unterschiede hindeutet. Regulatorik sticht Geldpolitik Auch die Angebotsseite beeinflusst die Marktentwicklung. Während restriktive Bauvorschriften Preisreaktionen verschärfen, zeigt sich in Regionen mit hoher Neubautätigkeit ein gedämpfter Effekt. Die Verfügbarkeit von Bauland beeinflusst die Transmission geldpolitischer Maßnahmen nicht signifikant, wohingegen eine erhöhte Neubautätigkeit zu einer schnelleren und stärkeren Preisanpassung nach expansiver Geldpolitik führt. Die Mietpreisbremse dämpft hingegen gezielt den Einfluss geldpolitischer Lockerungen auf Mieten. „Diese Regulierung begrenzt die Weitergabe geldpolitischer Lockerungen auf das Mietniveau und verhindert stärkere Mietsteigerungen, während Hauspreise unbeeinflusst bleiben“, sagt Syrichas. HANS WEITMAYR Auslöser und ihre Auswirkungen auf den deutschen Immobilienmarkt Geldpolitische Die Reaktion von Mieten und Hauspreisen auf Zinssenkung, Aussicht auf Zinssenkung und geldpolitische Lockerung Leitzinsentwicklung 4 % 3 % IMMO-PREISE Ausblick Notenbank 4 % 3 % Quantitative Easing 4 % 3 % 2 % 2 % 2 % 1 % 1 % = 1 % 0 % 0 % 0 % 0 12 Monat 24 36 -1 % 0 12 Monat 24 36 -1 % 0 12 Monat 24 36 -1 % 4 % MIETEN 4 % 4 % Leitzinsentwicklung 3 % 2 % Ausblick Notenbank 3 % 2 % Quantitative Easing 3 % 2 % 1 % 1% 1 % 0 % 0 % 0 % 0 12 Monat 24 36 -1 % 0 12 Monat 24 36 -1 % 0 12 Monat 24 36 -1 % Gleichwertige Impulse zum Zeitpunkt null durch Leitzinsen, Zinsausblick und Quantitative Easing haben über die darauf folgenden 36 Monate unterschiedlich starke Auswirkungen auf Immobilienpreise und Mietkosten. So steigen die Immobilienpreise nach einer Zinssenkung zunächst um bis zu drei Prozent, der Effekt verpufft aber über 24 Monate und wird dann statistisch insignifikant. Quelle: Monetary Policy, Property Prices and Rents: Evidence form Local Housing Markets 150 money Nº1/2025 | institutional-money.com

WP - Westfalenpost Online am 31.03.2025

Trotz Altenschulden-Hoffnung: Spardruck in Hagen wächst

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Von Martin Weiske Redakteur Lokal

Wie brisant das Thema Altschulden der Städte für das Leben in Deutschland inzwischen geworden ist, wird allein dadurch sichtbar, dass sich sogar schon die Karnevalisten der Thematik angenommen haben. © dpa | Federico Gambarini

Hagen. Hagens Kämmerer erklärt, wie Hagen seine Kredite an das Land abgeben kann. Städte hoffen jetzt auf ein Signal aus der Hauptstadt.

Die Finanzlage in bleibt weiterhin dramatisch. Darauf hat zuletzt Kämmerer Bernd Maßmann im Haupt- und Finanzausschuss der Hagener Politik noch einmal nachdrücklich eingeschworen. Doch zugleich zeigte er Perspektiven auf, wie die zumindest vom Land Nordrhein-Westfalen zuletzt in Aussicht gestellte Altschuldenlösung der Stadt zumindest ein wenig Entlastung bei der zunehmend erdrückenden Zinsbelastung verschaffen könnte.

Weitere interessanten Themen aus Hagen und Breckerfeld:

Der neue Finanzdezernent sprach beim Hagener Jahresabschluss für 2024 von einer Punktlandung. Doch was zunächst nach einer guten Nachricht klingt, bedeutet tatsächlich, dass das Defizit - wie erwartet - um 39 Millionen Euro gestiegen ist. Zwar sind die Gewerbesteuereinnahmen um 13 Millionen Euro besser gesprudelt als ursprünglich erwartet. Doch diese Mehrerträge wurden allesamt von steigenden Sozial- und Personalkosten wieder aufgefressen.

Kämmerer Bernd Maßmann (CDU) macht deutlich, dass die Zeit der Sparanstrengungen in Hagen noch längst nicht vorbei ist. © WP | Michael Kleinrensing

Einbruch bei den Steuern

Eine Entwicklung, deren Wiederholung sich auch für das laufende Haushaltsjahr abzeichnet: Der Sozial- sowie der Personaletat wurden für 2024 offenkundig viel zu niedrig angesetzt, aber parallel brechen diesmal obendrein die Gewerbesteuereinnahmen, die mit 136 Millionen Euro angesetzt sind, ein. Vor diesem alarmierenden Hintergrund betonte Maßmann angesichts des vom neuen Rat zu verabschiedenden Doppelhaushalts 2026/27, dass weitere Sparanstrengungen nötig seien, um den von der Kommunalaufsicht bis zum Jahr 2031 geforderten Haushaltsausgleich überhaupt hinzubekommen.

Hier hat die Landesregierung angekündigt, die Hälfte der offenen Liquiditätskredite (städtischer Dispo) übernehmen zu wollen. Das sind angesichts eines NRW-Gesamtvolumens von etwa 18 Milliarden Euro also 9 Milliarden Euro, die über 30 Jahre mit 250-Millionen-Euro-Jahresraten getilgt werden sollen. "Dazu werden wir die Kredite direkt an das Land übergeben", skizzierte Maßmann das Vorgehen.

NRW-Heimat- und Kommunalministerin hat mit der landesfinanzierten Hilfe für die hoch verschuldeten Städte ein wichtiges Zeichen gesetzt. © dpa | Bernd von Jutrczenka

1500 Euro Schulden pro Kopf

Grundsätzlich ist der Plan des Landes, die Pro-Kopf-Verschuldung pro Einwohner auf 1500 Euro herunterzuschrauben. Aktuell liegt dieser Wert in Hagen bei stolzen 4350 Euro pro Bürger. "Daraus ergibt sich eine Schuldenübernahme von 2850 Euro pro Einwohner, was in diesem Fall einer Entlastung von 542 Millionen Euro entspricht", rechnete der Kämmerer vor. Die Übernahmequote des Landes liegt somit für Hagen bei 65,5 Prozent, was über dem Durchschnitt von 50 Prozent liegt. Ähnlich privilegiert werden ebenfalls notleidende Städte wie Oberhausen, Mülheim und Remscheid entlastet.

Grundsätzlich kann die Teilnahme an der Altschuldenregelung erst drei Monate nach Inkrafttreten des Gesetzes beantragt werden. Dennoch plant Maßmann, frühzeitig einen Fuß in die Tür zu bekommen, um möglichst zügig die Zinskosten zu reduzieren. "Ein Ratsbeschluss kann bereits vor Inkrafttreten des Gesetzes erfolgen", informierte er die Politik und setzte auf Tempo. Da viele Kommunen ihre Kredite abgeben wollten, zähle jetzt jede schnelle Entscheidung. Ein Vorteil sei der vorausgesetzte Jahresabschluss 2023, welcher in Hagen bereits vorliege, während andere Kommunen diesen nachbessern müssten. Zudem sei ein Wirtschaftsprüfer-Testat erforderlich.

Die ersten Zinsersparnisse sind ab 2026 zu erwarten - allerdings werden diese kaum ausreichen, um die Haushaltslage grundlegend zu verbessern. Entsprechend seien weitere Konsolidierungs- und Sparbemühungen unvermeidbar, betonte der Kämmerer, sodass der Bürger eine neue Beinfreiheit kaum zu spüren bekommen dürfte.

Bund bleibt gefordert

Zuletzt war aus Verhandlungskreise eher zu hören ist, dass die lange versprochene und unter der Rest-Ampel-Koalition vor kurzem zum Gesetzesentwurf gereifte Regelung fallengelassen werden könnte. Bundesfinanzminister Jörg Kukies hatte im Januar eine Vorlage für eine Grundgesetzänderung ins Bundeskabinett eingebracht, die eine kommunale Altschuldenlösung ermöglicht. Durch diese würde der Bund bei Beteiligung der Länder die Hälfte der kommunalen Altschulden übernehmen.

Jacques Tilly präsentierte beim Karneval 2025 einen Wagen für das Aktionsbündnis "Für die Würde unserer Städte". © Stadt Hagen | Aktionsbündnis Für die Würde unserer Städte

"Eine neue Regierungskoalition muss sicherstellen, dass diese beschlossene Vorlage schnellstmöglich mit den notwendigen Mehrheiten in Bundestag und Bundesrat verabschiedet wird", fordert daher das Aktionsbündnis "Für die Würde unserer Städte", zu dem auch Hagen zählt. Wird die Altschulden-Lösung nun fallengelassen, wäre das für die Kommunen in einer ohnehin schon angespannten Lage ein heftiger Rückschlag. Zugleich würde das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in den Staat und seine Handlungsfähigkeit erneut erschüttert, so das Aktionsbündnis.

Druck auf Kommunen steigt

Eine Kommission des Parlaments habe die Verantwortung des Bundes für die Altschulden klar herausgearbeitet. Deshalb gab es in den beiden vorherigen Koalitionsverträgen die klare Zusage, dass der Bund die Hälfte der Lasten übernehme. "Die Altschulden der Städte und Gemeinden sind entstanden, weil Bundes- und Landesgesetze, die die Kommunen ausführen müssen, nicht auskömmlich finanziert sind. Um einen Kollaps der Städte zu verhindern, müssen die Koalitionäre das Thema der Altschulden jetzt im Koalitionsvertrag regeln", sagt Martin Murrack, Sprecher des Aktionsbündnisses für die Würde unserer Städte sowie Kämmerer und Stadtdirektor aus Duisburg.

Martin Murrack, Sprecher des Aktionsbündnisses für die Würde unserer Städte, appelliert in Richtung Berlin, sich endlich an einer Altschuldenregelung zu beteiligen. © Universität Duisburg-Essen | Alexandra Roth

Die Kommunen hätten ein sehr schwieriges Jahr hinter sich und befürchteten für die nächsten Jahre weitere Verschlechterungen. Die Sozialkosten seien 2024 nicht bloß in Hagen stark gestiegen, die Kommunen müssten wieder neue Kredite aufnehmen, um Pflichtaufgaben zu erfüllen. Die Altschulden liegen bundesweit inzwischen bei 35 Milliarden Euro. Daher brauche es zwingend die Beteiligung des Bundes, damit die Kommunen einen entscheidenden Teil der gewaltigen Last verlieren. "Wenn die Lösung jetzt nicht kommt, wird das viele Geld aus den Sondervermögen verpuffen. Das merken die Bürgerinnen und Bürger an Straßen, Schulen, Kitas und hohen Gebühren, Steuern und Abgaben vor Ort", warnt Murrack.

Geisteswissenschaften / Gesellschaftswissenschaften / Politikwissenschaften / Bildungswissenschaften

Allgemeine Zeitung, Mainz-Rheinhessen (Tageszeitung) vom 01.04.2025

Was hat die neue Regierung vor?

"Korte & Rink": Der neue Podcast über Ziele und Narrativ der künftigen Schwarz-roten Koalition

WIESBADEN/MAINZ. Ist die potenzielle, neue Regierung im Zeitalter der ehemaligen Ampel-Regierung angekommen? Darüber sprechen Politikwissenschaftler Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte und VRM-Chefredakteur Dennis Rink in der neuen Folge "Korte & Rink." Es erinnert zumindest an die Ampel-Zeit, weil schon jetzt wieder erste Beschlüsse der Arbeitsgruppen für die Regierungsbildung teils an die Öffentlichkeit gedrungen sind. "Moderne Verhandlungen sind das nicht", sagt Korte dazu. Die bunten Ergebnisse selbst überraschen den Politikwissenschaftler nicht. Da gehe es jetzt erst einmal um "Parteimacht", nicht um die Logik der Einigung. Ihn überrasche aber schon, dass man wieder zu solchen altertümlichen Verfahren greife, "die sich in der Vergangenheit oft schon so nicht bewährt haben."

Kompromisslinien seien in den Verhandlungspapieren durchaus angelegt, die Parteien hätten diese nur noch nicht erkannt. Korte glaubt, dass eine Absicht dahinter steckt, gewisse Themen öffentlich gemacht zu haben. Aus diesem Durchstechen schließe er aber nicht, dass die neue Regierung dasselbe Schicksal ereilt wie die Ampel-Regierung. Im Gegenteil: Er ist sich sicher, dass es stabile und sicherere Mehrheiten geben werde.

Es mangelt laut Korte aber noch an einem klaren politischen Narrativ, an einem gemeinsamen Zielbild für die neue Regierung. Wichtig sind dabei für den Politikwissenschaftler dann nicht nur die Inhalte, sondern auch der politische Unterton der Gespräche. Bei der großen Koalition unter Angela Merkel (CDU) und Franz Müntefering (SPD) sei die Verständigung sehr vertrauensvoll gewesen. "So eine Vertrauensachse brauchen wir jetzt", sagt Korte. Eine schnelle Einigung bei der Regierungsbildung sehen dennoch sowohl Rink als auch Korte eher kritisch. Es komme dabei jetzt aber auch nicht auf einen Tag an, meint Korte.

Der Politikwissenschaftler Karl-Rudolf Korte und VRM-Chefredakteur Dennis Rink sprechen in ihrem Podcast jeweils dienstags über Politik in Deutschland, Rheinland-Pfalz und Hessen. Alle Folgen von "Korte & Rink" können bei "Apple Podcasts" abonniert werden, ebenso auf "Spotify", "YouTube" und "Podimo".

Sie haben eine Frage oder ein Thema zur Politik, die Professor Korte und Chefredakteur Rink in einer Podcast-Folge besprechen sollten? Dann schreiben Sie uns eine E-Mail an audio@vrm.de.

Alle weiteren Quellen: Allgemeine Zeitung Online • Allgemeine Zeitung, Alzey • Allgemeine Zeitung, Rheinhessen - Nahe • Darmstädter Echo • Dieburger Anzeiger • Dill-Zeitung • Echo Online • Gross-Gerauer Echo • Herborner Tageblatt • Hinterländer Anzeiger • Hochheimer Zeitung Online • Main-Spitze Online • Main-Spitze, Rüsselsheim - Raunheim • mittelhessen.de • Nassauische Neue Presse • Odenwälder Echo • Rüsselsheimer Echo • Starkenburger Echo • Weilburger Tageblatt • Wetzlarer Neue Zeitung • Wiesbadener Kurier Online • Wiesbadener Kurier, Rheingau-Kurier • Wiesbadener Kurier, Untertaunus • Wiesbadener Kurier, Wiesbaden • Wormser Zeitung Online • Wormser Zeitung, Ried-Ausgabe

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ARD Brisant Sa. 17:10 Uhr (TV) 29.03.2025

Proteste in der Türkei

Suchbegriff: Universität Duisburg-Essen

Zur Wiedergabe des Ausschnitts bitte hier klicken.

Brisant: Massenproteste in der Türkei. Ausgelöst durch die Festnahme und Inhaftierung des Istanbuler Oberbürgermeisters Ekrem Imamoglu. Zehntausende gehen seitdem jeden Abend auf die Straße, nicht nur in Istanbul. Es folgt eine Festnahmewelle gegen Demonstranten und Kritiker, auch Journalisten. Yunus Ulusoy vom Zentrum für Türkei Studien der Universität Duisburg-Essen äußert sich unter anderem über die kriselnde Wirtschaft in der Türkei.

Westdeutsche Allgemeine WAZ, Duisburg (Tageszeitung) vom 01.04.2025, S. 17

Kritik an Ramadan-Video der Stadt

Instagram-Beitrag wurde mit der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş gedreht. MdB Lamya Kaddor sieht das als Fehler

Von Philipp Wahl

Die Stadt veröffentlicht alle Jahre wieder Beiträge auf ihren Social-Media-Kanälen, um den Duisburger Musliminnen und Muslimen einen gesegneten Ramadan zu wünschen. Vorige Woche hat das Amt für Kommunikation ein Instagram-Video veröffentlicht, das beim Fastenbrechen (Iftar) in der Haci-Bayram-Veli-Moschee in Hochfeld aufgenommen wurde. Die Gemeinde gehört der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) an. Die Bundestagsabgeordnete Lamya Kaddor (Grüne) kritisiert diese "Zusammenarbeit der Stadt mit Millî Görüş " in einer an Medien verschickten Stellungnahme als Fehler: "Eine demokratische Kommune darf sich nicht mit Organisationen einlassen, die in der Vergangenheit durch islamistische Ideologien und problematische Positionen aufgefallen sind."

Die Millî-Görüş -Bewegung (MGB) steht in Nordrhein-Westfalen seit Jahren unter nachrichtendienstlicher Beobachtung. Im aktuellen Verfassungsschutzbericht des NRW-Innenministeriums steht dazu: "Die Umsetzung des Adil-Düzen-Konzeptes als Ziel der politischen Bewegung Millî Görüş ist mit den Grundprinzipien der freiheitlichen demokratischen Grundordnung nicht vereinbar, da eben diese überwunden werden soll."

Ideologische Wurzelnbasieren auf Necmettin Erbakan

Die ideologischen Wurzeln der MGB gehen auf den 2011 verstorbenen türkischen Politiker Necmettin Erbakan zurück. Er ging von zwei politischen Ordnungen aus, einer von Menschen geschaffenen "nichtigen Ordnung" (Batıl Düzen) und der "gerechten Ordnung" (Adil Düzen) nach Gottes Willen. Das Ziel der MGB sei die Durchsetzung der "gerechten Ordnung" in der Türkei und darüber hinaus, heißt es im Verfassungsschutzbericht.

Die zugehörige Saadet Partisi (SP) hat in Duisburg ihre Europazentrale. Die IGMG, die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş, ist als religiöser Trägerverein mit Sitz in Köln in den 1990er Jahren aus der Millî-Görüş -Bewegung heraus entstanden.

"Millî Görüş steht für ein Weltbild, das im Widerspruch zu den Werten einer offenen und pluralen Gesellschaft steht", erklärt Lamya Kaddor. "Die Organisation möchte religiös-normativen Vorgaben durch ihre politische Arbeit langfristig auch tatsächlich rechtliche Geltung verschaffen." Für die Abgeordnete ist das einminütige Instagram-Video eine "Werbeaktion" – ein "falsches Signal: Statt Integration zu fördern, wird eine Gruppierung legitimiert, die für Parallelgesellschaften, die Verhinderung von Integration und ideologische Abschottung steht." Die Stadt müsse "sich klar von dieser Zusammenarbeit distanzieren", so Kaddor.

Das macht das Amt für Kommunikation auf Nachfrage nicht. Der stellvertretende Amtsleiter Jörn Esser geht nicht auf die Vorwürfe ein und antwortet mit einer allgemeinen Stellungnahme: "Der Stadt Duisburg ist es ein wichtiges Anliegen, für den interkulturellen und interreligiösen Zusammenhalt der Stadtgesellschaft einzutreten und die religiöse Vielfältigkeit in Duisburg abzubilden. Im Fastenmonat Ramadan steht das Fastenbrechen (Iftar) symbolisch für das menschliche Miteinander, das Zusammenkommen, Respekt, Toleranz, Offenheit und den Dialog. Diese Werte gilt es aufrechtzuerhalten und so einen konstruktiven Beitrag für ein friedliches Miteinander zu leisten. Wir sind der Überzeugung, dass es wichtig ist, im Gespräch zu bleiben."

Islamwissenschaftlerin Kaddor, die selbst fastet, findet es zwar "sehr löblich, dass die Stadt muslimisches Leben würdigt". Es sei ihrer Meinung nach auch wichtig, im Kontakt mit den Gemeinden zu bleiben – auch mit denen der IGMG. Aber "es geht nicht", so Kaddor, "dass die Stadt nur diese eine Gemeinde öffentlich hervorhebt, noch dazu ohne eine kritische historische Einordnung. Zumal die IGMG im Verfassungsschutzbericht 2023 des Bundes und einiger Bundesländer erwähnt wird."

Das Bundesamt für Verfassungsschutz erklärte zuletzt auch: "Extremismusbezüge der IGMG sind in den vergangenen Jahren schwächer geworden." In NRW taucht die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş seit 2014 nicht mehr im Verfassungsschutzbericht auf. Die Polizei Duisburg hat Kontaktbeamte für interkulturelle und interreligiöse Angelegenheiten. Sie stehen auch im Austausch mit Duisburger Gemeinden der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş. Zur IGMG-Gemeinde in Hochfeld, erklärt eine Polizeisprecherin, "liegen der Polizei aktuell keine staatsschutzrelevanten Erkenntnisse vor".

Eine Sprecherin des NRW-Innenministeriums erklärt: "Während die anderen der in Deutschland aktiven, der MGB zuzuordnenden Teilorganisationen weiterhin deutlich dem antiwestlichen, antisemitischen und antidemokratischen Weltbild von Necmettin Erbakan verhaftet sind, weist die IGMG zwischenzeitlich in NRW kaum noch offene Extremismusbezüge auf." In manchen Bundesländern seien noch Verbindungen der IGMG zu Teilbereichen der Millî Görüş -Bewegung belegbar, nicht jedoch in NRW: "Es ist insbesondere nicht erkennbar, dass die IGMG-Verbände in NRW die politischen Ziele der Millî Görüş -Bewegung verfolgen oder organisatorisch maßgeblich unterstützen."

IGMG-Sprecher sieht KaddorsKritik als "großen Schock"

Vertreter der Hochfelder Haci-Bayram-Veli-Moschee wollten sich vor Ort an der Wanheimer Straße 6-8 nicht zu den Vorwürfen äußern. Für sie meldete sich jedoch der Sprecher des übergeordneten IGMG-Regionalverbandes Düsseldorf zu Wort. Kaddors öffentliche Kritik sei "ein großer Schock und Enttäuschung zugleich für unsere ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer", sagt Yunus Semerci. Es sei "inakzeptabel, dass Frau Kaddor öffentlich unsere Ausgrenzung fordert. Ihre Vorwürfe stimmen nicht mit den Fakten überein. Anstatt dieses Engagement, das auf Solidarität und Nächstenliebe beruht, zu würdigen, sieht sich unsere Gemeinde haltlosen Anschuldigungen ausgesetzt."

Semerci verweist darauf, dass IGMG "seit über zehn Jahren" nicht mehr im Verfassungsschutzbericht des Landes NRW auftaucht. Die sieben Duisburger IGMG-Gemeinden stünden "für Vielfalt und Dialog in einer interkulturell und interreligiös geprägten Gesellschaft. Uns ist es wichtig, Brücken zu bauen, statt diese abzureißen."

Darum seien zum Fastenbrechen nicht nur Gemeindemitglieder, sondern auch Nachbarn, Bedürftige, Freunde und Christen eingeladen. Die Hochfelder Moscheegemeinde etwa suche den Austausch zur evangelischen Gemeinde der Pauluskirche. "Deren Vertreter waren auch schon beim Iftar."

Zentrum für Türkeistudienhält das Video für "in Ordnung"

In den Räumen der Hochfelder Haci-Bayram-Veli-Moschee kommen im Ramadan nach Sonnenuntergang seit Jahren allabendlich 200 bis 300 Menschen zum Iftar. Das Essen spenden Gemeindemitglieder. Im Instagram-Video der Stadt sprechen junge Gemeindemitglieder über die Besonderheit des Hochfelder Iftar und ihr persönliches Ramadan-Erleben. Der Instagram-Clip erhielt bislang mehr als 1800 Likes.

Bei der Stiftung Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung reagiert Programmleiter Yunus Ulusoy gelassen. Er findet das Vorgehen der Stadt Duisburg "in Ordnung". Durch solch ein Iftar-Video "macht man sich nicht automatisch mit allen Forderungen einer Gruppierung gemein", argumentiert er. Die Millî-Görüş -Bewegung und ihre Organisationen seien hierzulande zudem jahrelang "regelrecht dämonisiert" worden.

Aber die Realität in der muslimischen Minderheitsgesellschaft lasse sich nicht mit dem deutschen Links-rechts-Schema abbilden, erklärt Ulusoy. So habe die Saadet Partisi (SP) der Millî-Görüş -Bewegung zum Beispiel vor der bislang letzten Wahl in der Türkei noch mit der CHP des nun inhaftierten Erdogan-Gegners İmamoğlu kooperiert. Bei der IGMG sei entscheidend, "welche Akteure vor Ort in einem Moscheevorstand aktiv sind. Um sie kennenzulernen, sollte auch eine Kommune den Kontakt suchen."

Eine demokratische Kommune darf sichnicht mit Organisationen einlassen, diein der Vergangenheit durch islamistische Ideologienund problematische Positionenaufgefallen sind.
Lamya Kaddor, Grüne, Mitglieddes Bundestages, zum Instagram-Video der Stadt

Personalwirtschaft (Fachzeitschrift) vom 31.03.2025, S. 58

Recruiting als Nachbarschaftshilfe

Was alle angeht, schrieb Friedrich Dürrenmatt sinngemäß in seiner Tragikomödie "Die Physiker", können nur alle lösen. Deshalb sollte HR bei der Personalplanung den Blick weiten und sich für neue Formen der Zusammenarbeit öffnen.

VON WINFRIED GERTZ

Pandemie, Ukrainekrieg, Inflation und Wirtschaftsflaute: Trotz des übergreifenden Spardiktats in der Krise suchen Unternehmen nach Möglichkeiten, ihren Personalbedarf nach Kräften zu befriedigen. Ergänzend zu einer intelligenten Workforce-Management-Lösung bietet sich ein weiteres Modell an: Könnte eine bi- oder multilaterale Kooperation mit regional ansässigen Betrieben nicht auch zur Bewältigung des Personalbedarfs beitragen - Recruiting als Nachbarschaftshilfe sozusagen? Nehmen wir Ariane Reinhart, Arbeitsdirektorin der dauerkriselnden Continental, doch beim Wort. Statt "nebeneinander her" zu arbeiten, betonte sie kürzlich bei einer Klausurtagung des Niedersächsischen Kabinetts, müssten Unternehmen nun ihre Kräfte bündeln. "Echte Veränderung gelingt nur im Schulterschluss, auch mit lokalen Arbeitsmarktakteuren."

Kooperationen nicht ohne Tücke

Eine solche Kooperationsidee ist nicht ohne Tücke. Gerade Großunternehmen zieren sich, der Konkurrenz die Tür weit aufzustoßen. Dafür sitzt der Wettbewerbsgedanke einfach zu tief. Auf fruchtbaren Boden fällt die Idee eher im breiten Mittelstand. Hier schließen sich beispielsweise Ausbildungsbetriebe zusammen, um gemeinsam für einen Berufsstart im Handwerk zu werben. Oder sie eröffnen jungen Menschen, die in ihrer Ausbildung verschiedene Betriebe und praktische Anforderungen kennenlernen, wesentlich mehr Einblick in die Arbeitswelt, als es einer herkömmlichen Lehrzeit je möglich wäre. Solche Partnerschaften, schlussfolgert eine Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) aus dem Jahr 2022, könnten "einiges an Potenzial für die Erhöhung ihrer Attraktivität als Ausbildungsbetrieb bergen". Modelle für personalwirtschaftliche Zusammenarbeit über Unternehmensgrenzen hinweg sind querbeet im Land zu finden.

Ein Beispiel ist die Kooperationsinitiative Maschinenbau KIM, in der Unternehmen aus dem Raum Braunschweig zusammenfinden. Die Iniative wurde bei ihrer Gründung im Jahr 2000 mit einer Anschubfinanzierung des Landes Niedersachsen und des Arbeitgeberverbands in Höhe von insgesamt einer Viertelmillion Euro bezuschusst. Inzwischen sind an ihr 26 Unternehmen sowie die TU Braunschweig und die Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften beteiligt. Das Spektrum reicht von kleinen Betrieben mit überschaubarem Personalbestand bis zu großen Firmen mit annähernd 1000 Beschäftigten. Wesentlicher Bestandteil von KIM ist neben dem gemeinsamen Einkauf von Strom und Gas die zwischenbetriebliche Zeitarbeit. Darauf verständigten sich der Arbeitgeberverband Niedersachsenmetall und die Gewerkschaft IG Metall vor 25 Jahren.

Kooperationen gegen den Produktionsausfall

Und dazu gehört ein absolutes Abwerbeverbot, wie KIM-Geschäftsführerin Siw Jung erläutert. "Verliehen", so die einstige Journalistin, die mit einer kleineren Unterbrechung seit 2009 die Geschicke der Initiative lenkt, "wird nur, wer dafür offen ist." Das Risiko, nicht in den angestammten Job zurückzukehren, ist gleich null. Darauf einigten sich die KIM-Mitglieder verbindlich. Doch wie funktioniert zwischenbetriebliche Zeitarbeit eigentlich? Jedes Mal, wenn sich die Geschäftsführer und HR-Verantwortlichen der beteiligten Firmen treffen, erklärt Jung, werde intensiv über personalwirtschaftliche Belange gesprochen. Zum Beispiel, wenn es dringenden Bedarf für eine Fachkraft aus der Produktion gebe: "Hättet Ihr einen Schweißer für uns?" Fallen solche Fachkräfte aus, die derzeit in ganz Europa händeringend gesucht werden, droht kleineren Firmen ein Produktionsausfall. Jung bemüht sich, das zu verhindern, und spricht deshalb potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten gezielt darauf an, ob sie mit einem vorübergehenden Arbeitsplatzwechsel einverstanden wären. "Die größte Entfernung zwischen zwei KIM-Betrieben beträgt nur 70 Kilometer", sagt sie. Daran scheitere es nicht.

Zwischenbetriebliche Zusammenarbeit trage zur Standortsicherung bei und stärke die Bindung von Beschäftigten, ist auf der KIM-Website zu lesen. Wer tarifvertraglich abgesichert Personal branchenintern ver- und entleihe, eröffne den Betrieben und ihren Beschäftigten in hohem Maße Flexibilität und Sicherheit, heißt es in einer Studie des Instituts für Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen aus dem Jahr 2016. "Flexicurity für alle Beteiligten", erklärte der inzwischen pensionierte Soziologe Johannes Kirsch seinerzeit, könne dem Fachkräftemangel vorbeugen.

Dieses Ziel verfolgen auch Arbeitgebergeberzusammenschlüsse, kurz AGZ, als weiteres personalwirtschaftliches Kooperationsmodell. Sie sind insbesondere in der Landwirtschaft zu finden, wo saisonal bedingter Personalbedarf ziemlich ausgeprägt ist. Doch AGZ haben, zumindest in Deutschland, mit strukturellen Problemen zu kämpfen. Schließen sich Firmen so zusammen, errichten sie eine neue Organisation, die Managementkosten, Lohn und im Unterschied zu französischen AGZ auch Mehrwertsteuer entrichten müssen. So sehr das Modell vor 10 bis 15 Jahren für Aufmerksamkeit sorgte und Betriebe inhaltlich begeisterte - am Ende wurde es den beteiligten Firmen schlicht zu viel.

Zu hohe Hürden

"So wird Arbeitskraft zu teuer", sagt Marion von Chamier, Justiziarin beim Arbeitgeberverband der Westfälisch-Lippischen Land- und Forstwirtschaft in Münster. Erschwerend kommt hinzu, dass der Arbeitsmarkt wenig hergibt für solche Kooperationen. "Arbeitskräfte, die so flexibel sind, für verschiedene Arbeitgeber zu arbeiten", betont von Chamier, "sind kaum zu finden." Deshalb musste auch das hoffnungsvoll gestartete und vom NRW-Landwirtschaftsministerium bezuschusste Projekt des AGZ Soest Ruhr Lippe eG, das rund 60 Mitgliedsfirmen umfasste, vor zehn Jahren den Betrieb einstellen.

Für das Scheitern solcher Kooperationsmodelle macht Sigrid Wölfing primär das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz verantwortlich. Für die Mitarbeiterin des Projektbüros tamen in Berlin, das seinerzeit gemeinsam mit wissenschaftlichen Einrichtungen AGZ-Initiativen beriet, gab vor allem die Höchstüberlassungsdauer von anderthalb Jahren vielen AGZ den Todesstoß. "Wenn Mitarbeitende alle 18 Monate ausgetauscht, neu eingearbeitet oder entlassen werden müssen, ist Kontinuität nicht mehr gewährleistet." Der so entstandene bürokratische personalwirtschaftliche Kraftakt habe die Erwartungen der Beteiligten schließlich desillusioniert.

Wissenserwerb und Kompetenzaufbau

Enttäuscht, fast ratlos gibt man sich derzeit auch bei der Waldkircher Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft, kurz Wabe. Noch vor wenigen Jahren hatte das aus einer Kooperation zwischen dem Sensorhersteller Sick AG und der August Faller KG hervorgegangene und durch Spenden finanzierte Projekt viel Zuspruch erfahren. Im Kern handelt es sich um ein Modell der Verbundausbildung von Menschen, die im ersten Arbeitsmarkt kaum Chancen auf eine qualifizierte Ausbildung hätten. Alle drei Monate, so sieht es das Modell vor, wechseln die Azubis in einen anderen Betrieb. Das fördert den Wissenserwerb, stärkt den Kompetenzaufbau und hilft den Azubis, ihren Beruf vor einem immer wieder neuen Hintergrund zu erlernen. Zwar wird von den Teilnehmenden verlangt, in hohem Maße mobil und flexibel zu sein. Dafür greift der Ausbildungsverbund den Azubis unter die Arme, wenn es mal nicht so gut läuft.

Inzwischen liegt das Projekt auf Eis, wie Geschäftsführer Frank Dehring offen einräumt. Und das sei nicht nur Corona geschuldet: "Viele Azubis wurden 2020 aus dem Verbund zurückgeschickt. Aber was sollte mit ihnen geschehen?" Darauf hatte man keine Antwort. Ferner hätten in den beteiligten Betrieben mehrfach neue Ausbildungsverantwortliche ihr Amt angetreten, "mit veränderten Prioritäten", so Dehring. Schließlich mangele es im Arbeitsmarkt an Interessenten für die Ausbildung zum Kaufmann oder zur Kauffrau für Büromanagement. So blieb keine andere Lösung, als den Ausbildungsverbund im letzten Jahr auslaufen zu lassen, so das enttäuschende Fazit des Geschäftsführers. Und das, obwohl noch vor wenigen Jahren ausnahmslos alle Azubis eine Stelle fanden und einige sogar von den Wabe-Betrieben übernommen wurden.

Zur Wahrheit zählt allerdings auch, dass das Wabe-Projekt womöglich in unmittelbarer Zukunft wieder aufleben könnte. Anfragen von interessierten Ausbildungsbetrieben nähmen derzeit zu, sagt Dehring, ein studierter Kaufmann und Sozialarbeiter. So haben seine engagierten Mitstreiter einen ehemaligen Bauernhof zu einem Wohnheim für Auszubildende umgebaut, die es oft von weither nach Südbaden verschlägt und dringend ein Dach über dem Kopf benötigen. Weitere solche Projekte sollen folgen, verspricht der Wabe-Chef.

Treibende Kräfte

Engagierte Persönlichkeiten wie Dehring sind die "Zugpferde" von Ausbildungskooperationen, heißt es in der BIBB-Studie. "Sie holen Betriebe bei ihren spezifischen Interessen und Ausbildungszielen ab und unterstützen bei der Entwicklung passgenauer Lösungen." Von diesem Kaliber ist auch Andreas Fritz, technischer Ausbildungsleiter der Kiesel Gruppe. Ende Januar referierte er auf einer Berliner Tagung über Azubi- und Schülermarketing und wird auch auf dem Personalmanagement-Kongress im Juni über sein Kooperationsprojekt berichten. Rund 40 Auszubildende von Kiesel profitieren nämlich von einer Zusammenarbeit mit dem Motorenhersteller Deutz, die vor drei Jahren begann.

Aggregate von Deutz, sagt Fritz, seien oft in den Baumaschinen von Kiesel verbaut. Doch die aktuell knapp 100 angehenden Mechatroniker für Land- und Baumaschinen wüssten nicht, wie Motorenteile hergestellt würden, obwohl sie selbst den ganzen Tag mit Baumaschinen zu tun haben. Dieser "Blick über den Tellerrand", wie Fritz es nennt, würde den Azubis wertvolles Wissen eröffnen, das sie in ihrer praktischen Arbeit jederzeit nutzen könnten. Konkret sind die Kiesel-Azubis im dritten Lehrjahr für zwei Wochen bei Deutz, um zum Beispiel beim Prüflauf von Motoren detailliert zu erfahren, was ein perfekt arbeitendes Antriebsaggregat auszeichnet und wo es klemmen könnte.

Vom stotternden Wirtschaftsmotor lassen sich die Initiatoren des Projekts jedenfalls nicht behelligen. Im Gegenteil: Die Kooperation aus Kostengründen zu beenden, wäre "fatal", so Fritz. Die betriebliche Ausbildung werde definitiv nicht beeinträchtigt. "Sonst würde uns der Nachwuchs fehlen, zumal der Fachkräftemangel schon jetzt riesig ist." Wer ausgebildet wird, heißt es, könne auf das Versprechen des Arbeitgebers zählen, jeden Azubi zu übernehmen.

Interne Arbeitsmärkte

Um ein Fazit zu ziehen: Trotz der momentan schwierigen Rahmenbedingungen besteht keinerlei Anlass, von den hier skizzierten Kooperationsansätzen bei der Personalplanung Abstand zu nehmen. Und unorthodoxe Formen der Zusammenarbeit bieten sich auch unternehmensintern an. Nach Angaben von Jan-Paul Giertz, im Institut für Mitbestimmung und Unternehmensführung der Hans-Böckler-Stiftung für das Referat Personalmanagement und Mitbestimmung verantwortlich, würden Unternehmen die Bedeutung interner Arbeitsmärkte gerade neu entdecken. "In der Krise geht es weniger um Recruiting, sondern um Modelle der Mitarbeitendenbindung. Hier spielt die Musik." Derzeit würden Zulieferer Continental und der Wärmepumpenfabrikant Viessmann in Absprache mit ihren Betriebsräten solche Marktplätze aufbauen, um ihre jeweiligen Restrukturierungspläne sozialverträglich abzufedern.

Ob in Gestalt einer "Jobbörse" oder einer internen Personalvermittlung: Priorität hat, die interne einer externen Personalbeschaffung vorzuziehen und - im Idealfall - je nach Matching mit konkreter Personalentwicklung zu verknüpfen. Dieser Ansatz setzt eine intensive und wirksame Vernetzung zwischen HR und allen übrigen Bereichen voraus. Außerdem ist eines klar: Ohne engagierte Protagonisten - und eine koordinierende Softwarelösung - wird die Idee schnell wieder in der Schublade verschwinden.

Presseportal (DE) (Internet-Publikation) am 31.03.2025

Zollverein. UNESCO-Welterbe, Fotografien von Thomas Stachelhaus - jetzt im Verlag Berg & Feierabend erschienen

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Ein Dokument

Liebe Redaktionen,

wir möchten Ihnen heute den neuen Bildband Zollverein. UNESCO-Welterbe mit Fotografien von Thomas Stachelhaus vorstellen, der begleitend zur Ausstellung Faszination Zollverein jetzt im Verlag Berg & Feierabend erschienen ist.

Von der modernsten Steinkohlenzeche der Welt und der leistungsfähigsten Zentralkokerei Europas zum eindrucksvollen Industriedenkmal: Der renommierte Fotograf Thomas Stachelhaus fängt im Bildband und in der Ausstellung F aszination Zollverein die Unverwechselbarkeit des Welterbes ein. In 65 großformatigen Fotografien verdeutlicht er den Wandel von einem Ort der Industrie hin zu einem Zentrum für Kunst, Kultur, Bildung, Freizeit und Wirtschaft.

Den Pressetext, das Buchcover sowie eine Auswahl an Pressebildern finden Sie unten und anbei, weiteres Material gerne auf Anfrage.

Über Ihr Interesse würden wir uns freuen.

Sie erreichen mich wie gewohnt unter: 0171 540 10 73 oder:

Viele Grüße

Andrea Rehn

Zollverein. UNESCO-Welterbe

Fotografien: Thomas Stachelhaus

Herausgeber: Prof. Dr. Hans-Peter Noll, Prof. Heinrich Theodor Grütter und Peter Feierabend

Ausgabe mit Hardcover

Format 245 x 305 mm

304 Seiten

59.95 EUR

ISBN 978-3-948272-22-7

Ausgabe mit Softcover (ISBN 978-3-948272-23-4), 29.95 EUR

ET: 30. März 2025

Begleitend zur Ausstellung Faszination Zollverein erscheint der ausführliche Bildband Zollverein. UNESCO-Welterbe, herausgegeben von Prof. Dr. Hans-Peter Noll, Prof. Heinrich Theodor Grütter und Peter Feierabend mit den Fotografien von Thomas Stachelhaus. Auf 300 Seiten erzählen kurze Geschichten und 170 Fotografien von der Erhaltung und Weiterentwicklung des Welterbes.

Peter Feierabend: "Mit dem Bildband Zollverein. UNESCO-Welterbe möchten wir die Faszination dieses Ortes über die Ausstellung hinaus erlebbar machen. Die ausdrucksstarken Fotografien von Thomas Stachelhaus und die Geschichten zur Entwicklung des Welterbes geben einen einzigartigen Einblick in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft dieses besonderen Ortes."

Erhältlich ist der Bildband seit dem 30. März 2025 im Handel, am Infostand der Kokerei Zollverein, in der Buchhandlung Walther König in der Kohlenwäsche und digital im Zollverein-Shop. In der Softcover-Variante gibt es ihn ab 29,95 Euro; als Hardcover ab 59,95 Euro.

Ausstellung Faszination Zollverein

Fotografien von Thomas Stachelhaus

Laufzeit: 30.03. - 28.09.2025 (täglich 12:00 bis 18:00 Uhr)

Eintritt: Pay what you want!

Veranstalter: Stiftung Zollverein in Kooperation mit der Stiftung Ruhr Museum

Ort: Mischanlage, Kokerei, UNESCO-Welterbe Zollverein, Essen

Faszination Zollverein zeigt starke Kontraste: Original erhaltene Übertageanlagen, in denen einst Kohle gefördert und Koks gebacken wurde, stehen modernen Neubauten gegenüber, die heute unter anderem Start-up-Büros oder Kunst-Ateliers beherbergen. Ob bei Tag oder Nacht, in Schwarz-Weiß oder in Farbe - jedes Bild erzählt die Geschichte des lebendigen Welterbes auf ganz eigene Weise. Und das an einem besonderen Ort: Die Fotografien hängen in der Mischanlage der Kokerei Zollverein - die Besucherinnen und Besucher erleben Industriegeschichte genau dort, wo sie tatsächlich geschrieben wurde.

Prof. Dr. Hans-Peter Noll, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Zollverein, sagt: "Die Ausstellung ist getragen von dem Anliegen, die faszinierende Geschichte und die lebendige Gegenwart des UNESCO-Welterbes Zollverein in all ihrer Vielfalt zu zeigen und erfahrbar zu machen." Prof. Heinrich Theodor Grütter, Vorstand der Stiftung Zollverein und Direktor des Ruhr Museums, ergänzt: "Mit der Fotoausstellung Faszination Zollverein möchten wir die außergewöhnliche architektonische Vielfalt Zollvereins in ausdrucksstarken Bildern einfangen und zugleich Perspektiven und Eindrücke von Zollverein zeigen, die so weitgehend unbekannt sind."

Ausstellung in der Mischanlage der Kokerei Zollverein

Faszination Zollverein eröffnete am Sonntag, 30. März 2025, und lädt bis Sonntag, 28. September 2025, dazu ein, die Magie dieses besonderen Ortes durch die Linse von Thomas Stachelhaus neu zu entdecken. "Mich begeistert, wie Zollverein auch mit Blick auf seine Architektur Vergangenheit und Zukunft verbindet", sagt Fotograf Thomas Stachelhaus. "Auf verhältnismäßig engem Raum finden sich historische Gebäude, wie das Stiftungsgebäude aus dem Historismus, über die berühmte Bauhausarchitektur bis hin zu dem hochmodernen komplexen SANAA-Gebäude unterschiedlichste beispielhafte Architekturen aus über einem Jahrhundert wieder. Diese Transformation fasziniert mich und prägt meine Fotografien für diese Ausstellung." Die 65 Fotos sind bis zu 2x4 Meter groß und hängen in der Mischanlage der Kokerei Zollverein; hier entfalten die großformatigen Fotografien aufgrund der hohen Räume ihre starke Wirkung. So bewegen sich Besucherinnen und Besucher durch ehemalige Industrieräume, die fast unverändert geblieben sind - ein ganz anderes Raumgefühl als in einem klassischen Museum.

Förderung durch RAG-Stiftung

Die Ausstellung wird durch die RAG-Stiftung gefördert und steht unter der Schirmherrschaft von Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Mitglied des Vorstands der RAG-Stiftung: "Wir setzen uns dafür ein, die Bergbautradition zu bewahren und dieses Erbe für nachfolgende Generationen lebendig zu halten. Der Erhalt der Kokerei Zollverein und ihre Umnutzung für Kulturprojekte wie diese zeigen eindrucksvoll, wie das industriekulturelle Erbe durch eine gelungene Verbindung aus Tradition und Zukunft nachhaltig weitergetragen werden kann. Deshalb unterstützen wir als RAG-Stiftung und ich persönlich als Schirmherrin diese Ausstellung aus Überzeugung und mit großer Freude."

Herausgeber

Prof. Dr. Hans-Peter Noll, geboren in Datteln, ist ein Kind des Ruhrgebiets. Der Geograph studierte an der Ruhr-Universität Bochum, wo er auch promovierte und seit 2000 Honorarprofessor ist. Von 1998 bis 2017 leitete Hans-Peter Noll die RAG Montan Immobilien GmbH. In dieser Funktion entwickelte er industriell vorgenutzte Areale zu zukunftsfähigen Standorten für die Region. Seit Juni 2018 verantwortet Noll als Vorstandsvorsitzender der Stiftung Zollverein den Erhalt, die Vermittlung und die Transformation des UNESCO-Welterbes Zollverein.

Prof. Heinrich Theodor Grütter hat als Direktor des Ruhr Museums in Essen und Vorstandsmitglied der Stiftung Zollverein zahlreiche Ausstellungen von internationalem Rang verantwortet, darunter "1914 - Mitten in Europa" und "Das Zeitalter der Kohle. Eine europäische Geschichte". Seine akademische Laufbahn führte ihn an die Ruhr-Universität Bochum und die Universität Duisburg-Essen, wo er als Lehrbeauftragter tätig ist. Seit 2013 ist Theo Grütter Honorarprofessor an der Universität Duisburg-Essen und seit 2020 Mitglied des Präsidiums des Hauses der Geschichte Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf.

In nahezu jedem Bücherregal findet der Verleger, Herausgeber und Designer Peter Feierabend einen der vielen Buchtitel, an denen er mitgearbeitet hat. Darunter eines seiner persönlich wichtigsten Bücher, das Standardwerk "Bauhaus". Der gebürtige Hannoveraner lebt seit 25 Jahren in Köln, nachdem er in Berlin an der Universität der Künste Design studierte.

Thomas Stachelhaus arbeitet als Fotograf für renommierte Verlage und Unternehmen. Mehrere Bücher sind mit den Fotos über seine Heimat, das Ruhrgebiet, veröffentlicht worden, daneben eine umfangreiche Dokumentation über den Strukturwandel im Ruhrgebiet unter dem Titel "Was bleibt ist die Zukunft".

Verlag und Verleger

Der Berg und Feierabend Verlag verknüpft die Qualität und den Nutzen jedes neuen Buches mit seiner angemessenen und einzigartigen Erscheinung. Jedes Thema ist individuell, keine Geschichte gleicht der anderen.

Andrea Rehn PR

Cäcilienstr. 76

D-47839 Krefeld

Mobil: 0049 (0) 171-540 10 73

Saarbrücker Zeitung Online am 31.03.2025

"Polarisierung ist nicht so groß" - Saarbrücker Politikwissenschaftler untersuchen Vertrauen in Politik

Saarbrücken · Wie sehr wird Politik heute emotionalisiert? Wie groß ist das ihr entgegengebrachte Vertrauen? Und wie sehr polarisieren sich Menschen, nicht zuletzt unter dem Einfluss von Social Media? Die beiden Saarbrücker Lehrstuhlinhaber für Politikwissenschaften haben dazu vergangene Woche auf dem Saarbrücker Uni-Campus eine politikwissenschaftliche Tagung organisiert.

Zum Originalbeitrag

Ihr Tagungsthema hat Zwischenergebnisse zweier Forschungsprojekte aufgegriffen, an denen Sie mit Ihren Lehrstühlen maßgeblich beteiligt sind. Kurz gesagt geht es etwa um die Frage, ob und inwieweit das Vertrauen in die Politik im EU-Vergleich gelitten hat. Welche ersten Ergebnisse zeigen Ihre eigenen Forschungen da?

Braun Unser Projekt ActEU, das wir gemeinsam mit Kristina Weissenbach von der Universität Duisburg-Essen unter Beteiligung von zehn europäischen Universitäten leiten, läuft über drei Jahre. Es geht dabei um den Rückgang des Vertrauens in die politischen Akteure. Da gibt es ein Messproblem, weil die übliche Frage, wie hoch etwa das Vertrauen in den Bundestag ist, schwierig zu beantworten ist. Wir versuchen, es besser zu machen. Unsere bisherigen Ergebnisse zeigen, dass wir nicht von einem Vertrauensrückgang in allen europäischen Ländern sprechen können.

Wie machen Sie es "besser"?

Braun Wir versuchen, bessere Fragen zu stellen und haben eigene Umfragen ins Feld gegeben. Wir haben 15 bis 20 Punkte entwickelt, über die wir Vertrauen in Politik erfragen, ohne das Wort Vertrauen zu benutzen. Wir versuchen so, die vier Ebenen von Politik - lokal, regional, national und EU - mit abzudecken. Und da sehen wir riesige Unterschiede.

Inwieweit riesige Unterschiede?

Braun Trotz des verbreiteten EU-Bashings ist das Vertrauen in EU-Institutionen in vielen Ländern höher als das in nationale. Es gibt jedoch auch einige südeuropäische Länder und solche, die wie Griechenland stark von der Finanzkrise betroffen waren, in denen das Vertrauen in die EU zurückgeht. Deutschland aber steht gar nicht so schlecht da, was das Vertrauen betrifft.

Heutige empirische Politikforschung ist oft stark datenbasiert. Manchmal entsteht der Eindruck, dass die Ergebnisse Momentaufnahmen sind und der Erwartung entsprechen. Was ist der große Unterschied zu Meinungsforschungsinstituten?

Braun Wir kombinieren qualitative und quantitative Aspekte. Im Unterschied zu Meinungsforschungsinstituten schauen wir nicht nur einen bestimmten Zeitpunkt an, sondern Datensätze auch über Zeiträume von 30 Jahren sehr genau an. Nur so lassen sich substanzielle Aussagen machen.

Wenzelburger Der Vorwurf, wir würden mit unseren Daten nur zeigen, was man sowieso schon weiß, ist verbreitet. Wenn wir es mal umdrehen: Ist es nicht viel sinnvoller, belastbare Aussagen anhand von Daten - etwa Parlamentsreden, Interviews oder differenzierte Umfragen zu machen, anstatt Thesen zu formulieren und dann dazu passende Daten zu suchen? Für uns ist dies ein zentrales Element sozialwissenschaftlicher Forschung, das verhindert, dass jeder das, was er oder sie gerade so glaubt und mit Evidenz unterfüttert, dann auch so findet. Nein, die Evidenz muss zuerst kommen. Wenn also gesagt wird, was ihr da gezeigt habt, wissen wir ohnehin, muss man fragen: Wissen wir's wirklich? Anhand von Daten und nachvollziehbaren Methoden können wir Dinge belegen. Darum geht es.

Wie fließt das in das von Ihnen mit geleitete andere internationale Forschungsprojekt "Protemo" ein, das untersucht, inwieweit Emotionen die Politik mit prägen?

Wenzelburger Wir erheben unsere Daten in einer großen internationalen Umfrage über drei Zeiträume hinweg und in Interviews sowie Gruppendiskussionen. Zur Auswertung nutzen wir qualitative und quantitative Methoden. Eines der Themenfelder, das uns dabei etwa interessiert, ist die Frage, inwieweit Sicherheitsfragen Politik bestimmen. Sind Menschen deshalb bereit, auf Grundrechte oder Datenschutz zu verzichten, wenn das mehr Sicherheit verspricht?

Eine verbreitete Wahrnehmung ist, dass Demokratien aufgrund von Zukunfts- und Abstiegsängsten, wirtschaftlicher Verunsicherung oder Migration mehr soziale Spaltung und Polarisierungen erleben. Deckt sich das mit Ihren Befunden?

Braun In den Medien ist häufig von dieser angeblichen Polarisierung der Gesellschaft die Rede. Schaut man sich unsere Umfragen an, zeigt sich, dass die Polarisierung nicht so groß ist. Weder, was Klima-, Migrations- noch was Genderfragen anbelangt. Wir schauen uns in unserem Projekt ActEU Beiträge an, die auf Social Media gepostet werden. Dort gibt es eine gewisse Polarisierung, aber auch hier weniger stark als immer vermutet.

Wenzelburger Die ersten Studien zu dem Thema kamen aus den USA. Dort gibt es eine sehr viel deutlichere affektive Polarisierung. Man vermutet oft, dass die USA uns die eigene Zukunft zeigen. Das stimmt aber nur bedingt. Die USA haben ein ganz anderes Parteiensystem und eine andere politische Kultur.

Der Soziologe Steffen Mau ist in seinem Buch "Triggerpunkte" auf Basis vieler Daten zu dem Schluss gekommen, dass die Polarisierung in Deutschland sehr viel geringer ist, als gemeinhin angenommen. Lässt sich daraus folgern, dass die Medien Polarisierungen unterstellen, weil sie Teil ihres Geschäftsmodells sind?

Braun Man kann in europäischen Medien nachweisen, wie sehr dort immer wieder von Polarisierung und Vertrauensverlust die Rede ist. Umso wichtiger sind empirische Fakten. In Steffen Maus Buch wird aber zumindest aufgezeigt, dass es zwischen Anhängern der Grünen und der AfD eine deutliche Polarisierung gibt. Aktuell sind das noch nicht die Mehrheitsparteien. Doch selbst dann würde sich diese Polarisierung durch die Pluralität unseres Parteiensystems im Unterschied zu dem in den USA wohl wieder stärker regulieren.

Saarbrücker Politik-Professorin: "Alles Negative wird auf die EU-Ebene geschoben"

Vor der Wahl des EU-Parlaments am 9. Juni Saarbrücker Politik-Professorin: "Alles Negative wird auf die EU-Ebene geschoben"

Wird Politik heute emotionaler beurteilt von den Bürgern?

Wenzelburger Es gibt dazu bisher wenig vergleichende Studien. Aus denen, die es gibt, wissen wir allerdings, dass es große Unterschiede in Europa gibt. Es gibt Länder - Frankreich gehört etwa dazu - , in denen der politische Diskurs emotionaler geworden ist. Noch aber wissen wir nicht genau, weshalb es diese Unterschiede gibt. Bekannt ist, dass Themen, die mit Bedrohung und Sicherheit zu tun haben, emotionaler bewertet werden und es zu Überreaktionen kommt. In Deutschland fällt mir da etwa das Thema der Nutzung von Fotos Minderjähriger im Netz ein, dass im Zusammenhang mit Ermittlungen zu Kindesmissbrauch hochkochte und Gesetzesverschärfungen nach sich zog. In deren Folgen konnten Eltern, die auf Social Media geteilte Fotos ihrer Kinder etwa aus Präventionsgründen an Schulleitungen weiterschickten, strafrechtlich belangt werden.

Verändert die Social-Media-Welt durch ihre Vereinfachungen und Stereotypen, gepaart mit der Dauerbestätigung der eigenen Vorurteile durch die Blasenbildung, die Wahrnehmung von Politik?

Braun Diese Phänomene sind sehr schwer zu untersuchen. Wir haben in ActEU versucht, Twitterdaten zu analysieren, weil die eine Weile noch zugänglich waren. Twitter hat uns dann aber den Zugang verwehrt.

Wenzelburger Ob Twitter, Instagram oder Tiktok, die ja alle zu einer Fragmentierung der Blasen führen: Eigentlich müsste man jede Blase separat anschauen und auswerten. Wir haben aber keinen Zugang. Zwar könnte man es durch den Digital Service-Act der EU einklagen. Aber selbst dann würde es Jahre dauern, ehe man an diese Daten kommt.

Leichter als auf der User-Ebene lässt sich die Frage des Vertrauens in Politik oder deren Emotionalisierung auf Seiten der politischen Akteure untersuchen. Etwa, indem man, wie Sie es tun, Parlamentsreden oder politische Interviews untersucht. Was stellen Sie da fest?

Wenzelburger In Deutschland zeigt sich etwa, dass die Debatten mit dem Einzug der AfD in die Parlamente emotionaler geworden sind. Etwa durch Zwischenrufe. Auch aus Interviews lässt sich manches ableiten. Ich habe gerade in Bayern einige mit politischen Entscheidern zu dem dortigen Strafvollzugsgesetz und Einschränkungen des Offenen Vollzugs geführt. Kurz gesagt, zeigt sich: Politik lässt sich von der Emotionalität eines Themas beeinflussen, wenn dadurch der Bevölkerung suggeriert werden kann, auf der sicheren Seite zu sein.

Ist es, was die Analyse politischer Aussagen angeht, nicht schwierig, Sach- und Emotionsebene zu unterscheiden oder die Trennlinie zu ziehen, wo Politiker auf die Emotionalisierung der Wählerschaft zielen?

Wenzelburger Das ist in der Tat sehr schwierig. Im Grunde müsste man die Motive der politischen Eliten mittels guter Umfragen analysieren, was aber kaum geht. Daher greifen wir auf qualitative Interviews zurück, da lernt man durchaus einiges.

Weshalb setzt die deutsche Politikwissenschaft verstärkt auf streng empirische Datenanalysen?

Braun Das hat neben einem Generationenwandel auch mit dem Kompetitiven unserer Wissenschaft zu tun. Der Wettbewerb läuft über Veröffentlichung in internationalen Journals. Das Wissenschaftssystem zwingt zumindest Nachwuchswissenschaftler, wettbewerbsfähig zu forschen. Wir Lehrstuhlinhaber können eher mal wieder einen Schritt zurückgehen und kritisch hinterfragen, was wir tun. Das ist auch ein Sinn und Zweck solcher Konferenzen wie unserer Tagung.

Wenzelburger Hinzu kommt die Drittmittelorientierung. Heute zieht man sich nicht mehr fünf Jahre zurück, um dann ein Buch auf Deutsch zu schreiben. Es gibt eine viel stärkere Orientierung an internationalen Standards. Es geht weniger darum, große Thesen in den Raum zu stellen, sondern darum, Debatten durch empirische Analysen zu versachlichen.

Inwieweit lassen sich Demokratien durch partizipative Prozesse stärken? Wir erleben ja gerade, dass Politik in der Vorstellung nicht weniger Leute einem Dienstleister gleich "liefern" soll, ohne dass diese Leute auch eine eigene Verantwortung sehen.

Braun Das teils verloren gegangene Vertrauen in politische Institutionen könnte womöglich durch bürgernahe Institutionen wiedergewonnen werden. Das Problem solcher Bürgerräte ist, dass nur die erreicht werden, die sich sowieso einbringen wollen. Man müsste also überlegen, wie man die zur Mitwirkung motiviert, die nur ein geringes Interesse an Politik haben.

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Inwieweit nehmen Sie auch die Politik im Saarland mit in den Blick?

Wenzelburger Wir planen, 2026 politische Akteure im Saarland in einem Workshop zum Thema Politik und Emotionen zu befragen. Gleiches ist auch mit Bürgern geplant.

Braun Wir gehen etwa in Schulen. Zuletzt haben wir mit Oberstufenschülern an der Gemeinschaftsschule Dudweiler über Vertrauen und Polarisierung und ihre Verbesserungsvorschläge gesprochen. Da wurde etwa gesagt, dass Parteien mehr über europäische Themen sprechen müssten oder einer sagte, dass Social Media am besten verboten würde, weil es zu viel Zeit frisst und sich daraus nichts Positives ergebe. Viele haben auch kritisch angemerkt, dass es zu wenig politische Bildung in Schulen gebe.

Welche Empfehlungen hätten Sie, um Demokratien zu stärken?

Braun Politische Bildungsarbeit ist das A und O. Das fängt in der Schule an und hört bei Erwachsenen auf. Da wir im Saarland seit 20 Jahren schon keine Lehramtsausbildung in Politik haben, werden Politik und Sozialkunde gerne fachfremd unterrichtet. Oft von Geschichtslehrern, die den Fokus auf Geschichte legen. Hinzu kommt, dass auch in der Erwachsenenbildung immer dieselben Verdächtigen angezogen werden. Man müsste dringend an die Leute herankommen, die ein politisches Desinteresse haben - gepaart mit dem Gefühl, dass "die da Oben" angeblich sowieso machen, was sie wollen. Die müssen wir in die politischen Debatten und damit in einen Austausch zurückholen. Auch müsste die unterfinanzierte politische Bildung ausgebaut werden. Dazu gehört etwa, dass auch Betreuungsangebote für die Kinder der Teilnehmer gemacht werden, wenn man Bürgerräte installiert. Außerdem müssen solche Räte etwas bewegen können, sprich eine Umsetzung stattfinden. Sonst hat es eher den gegenteiligen Effekt.

Niederrhein Nachrichten, Geldern/Kevelaer (Anzeigenblatt) vom 29.03.2025, S. 15

Vortrag: Da Vincis Mona

Vortrag: Da Vincis Mona GELDERN. Prof. Dr. Volker Steinkamp, Universität Duisburg-Essen, referiert am kommenden Montag, 31. März, um 19 Uhr in der Volkshochschule Gelderland, Kapuzinerstraße 34 in Geldern, über Leonardo da Vincis Meisterwerk Mona Lisa „auf Staatsbesuch“ in den USA. Am 8. Januar 1963 eröffnete der amerikanische Präsident John F. Kennedy in der Washingtoner National Gallery vor der versammelten politischen Elite des Landes und in Anwesenheit des französischen Kulturministers André Malraux eine Ausstellung, die nur ein einziges Bild präsentierte: Leonardo da Vincis „Mona Lisa“. Auf persönlichen Wunsch der First Lady Jacqueline Kennedy und als symbolträchtige Freundschaftsgeste Frankreichs an die USA war das berühmteste Gemälde der Welt aus dem Pariser Louvre unter extremen Sicherheitsvorkehrungen auf dem Ozeandampfer France über den Atlantik gebracht worden, um - von zwei Marinesoldaten stets streng bewacht - zuerst in Washington und danach im New Yorker Metropolitan Museum of Art in nur zwei Monaten insgesamt fast zwei Millionen Besucher anzuziehen. Mithilfe von reichem Bildmaterial bringt der Referent die Geschichte einer in jeder Hinsicht außergewöhnlichen Ausstellung nahe, in der Kunst und Diplomatie eine enge Verbindung eingegangen sind. Steinkamp lehrt französische und italienische Literatur- und Kulturwissenschaft an der Uni Duisburg-Essen. Gebühr: zehn Euro. Anmeldung unter Telefon 02831/93750.

börsenblatt Online am 31.03.2025

Die lyrische Form als Freiheit des Schreibens und Denkens

Wie Reime und auch die freie Form von Gedichten den Weg in das Herz der Menschen ebnen, beschreibt Beate Tröger in ihrer Dankesrede. Tröger wurde bei der Leipziger Buchmesse mit dem Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik 2025 ausgezeichnet,

Zum Originalbeitrag

"Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Juror:innen für den Alfred-Kerr-Preis, liebe Freundinnen und Freunde!

Als Alfred Kerr mir zum ersten Mal begegnete, wusste ich nicht, dass ich es mit dem berühmten, spitzfedrigen Kritiker zu tun hatte. Es war beim Lesen eines Kinderbuches, das, wie alle guten Kinderbücher, Erwachsene wie Kinder gleichermaßen lesen können. Ich sah ihn durch die Augen seiner Tochter Judith, die der Vater, so weiß es Kerrs Biographin Deborah Vietor-Engländer, besonders liebte.

In Als Hitler das rosa Kaninchen stahl, 1971 unter dem Titel When Hitler Stole Pink Rabbit im englischen Original und 1973 in der Übersetzung von Annemarie Böll erschienen, spricht das zehnjährige Mädchen Anna, wie Judith Kerr in diesem autofiktionalen Roman heißt, anfangs mit einer Freundin. Es ist Januar 1933, wenige Tage vor Hitlers Machtergreifung, die Mädchen unterhalten sich über ein Plakat, das Hitler zeigt: "Er will, daß alle bei den Wahlen für ihn stimmen und dann will er den Juden einen Riegel vorschieben." Anna ahnt, dass dieser perfide Plan Konsequenzen für sie und ihre Familie hat. Dass ihr Vater, der als Jude und Sozialdemokrat seitens der Nationalsozialisten doppelt unerwünscht ist, sein Reisegepäck griffbereit hält, weiß sie nicht.

Anna möchte Schriftstellerin werden. Die theater- und literaturkritische Tätigkeit ihres Vaters ist in der Familie omnipräsent, ganz offensichtlich ist er ihr schreibend ein Vorbild, auch im Viertel ist er bekannt. Die Schreibwarenhändlerin Fräulein Lambeck spricht Anna auf ihn an: "Wie geht es deinem lieben Vater? Ein wunderbarer Mensch! Ich lese jedes Wort, das er schreibt. Ich habe alle seine Bücher und höre ihn immer im Radio. Aber diese Woche hat er nichts in der Zeitung - hoffentlich ist er nicht krank!"

Als Hitler das rosa Kaninchen stahl hat mich mehr als vierzig Jahre nach der ersten Lektüre beim Wiederlesen erneut gebannt: Von der Bedrohung dieser Familie, der Ungewissheit des Aufbruchs, dem Verlust des Status, der Fremdheit in der Schweiz, von Paris auf dem Weg nach London, Armut und dem ambivalenten Gefühl der Exilanten, davongekommen zu sein, von alldem erzählt der Roman, der aufgrund seiner Sprache und angesichts derzeitiger Verhältnisse jeden Haltbarkeitstest besteht.

Alfred Kerr: des Lobens und Liebens wie des Verreißens und Hassens gleichermaßen fähig

Bewegend wird geschildert, wie der gefürchtete, so mächtige Kritiker Kerr, der des Lobens und Liebens wie des Verreißens und Hassens gleichermaßen fähig war, ernsthaft und ermutigend mit der Tochter umgeht, die sich im Dichten ausprobiert: "Eins hatte von einer Feuersbrunst gehandelt und eins von einem Mann, der unter schrecklichen Qualen starb, nachdem er von einem Landstreicher verflucht worden war. Sollte sie es einmal mit einem Schiffbruch versuchen?"

Weshalb Anna ausgerechnet auf diese Stoffe kommt, muss man sich nicht fragen, sie erspürt ja, was passiert, ihre Sprache reagiert darauf. Und doch tröstet und freut es sie, zu dichten, die Gedichte zu illustrieren: "Allerlei Wörter reimten sich auf ,See', und man konnte ,Welle' und ,helle' reimen." Die Reime werden hier wie Orientierungsmarken oder Haltegriffe geschildert. Als Anna die Gedichte ihrem Vater zeigt, der in seinem Zimmer vor der Schreibmaschine und einem Berg von Papieren sitzt, "mit angespanntem Ausdruck in seinem schmalen Gesicht", heißt es: "Er las es zweimal durch und sagt, es sei sehr gut." "Sollte es nicht fröhlicher sein?", fragt Anna, und der Vater antwortet: "Wenn du über Unglück schreiben willst, musst du es auch tun. Es hat keinen Zweck, das zu schreiben, was andere Leute hören wollen. Man kann nur dann gut schreiben, wenn man versucht, es sich selbst recht zu machen."

Ist es nicht erstaunlich, dass ausgerechnet der gefürchtete Kritiker Kerr hier als Vater einer Tochter auftritt, deren Kreativität er ihr ganz und gar zugesteht, sodass diese sich unbeirrt entfalten kann? Die Autorin Judith Kerr hat auf der Grundlage dieses Vertrauens ein Werk geschaffen, das in ganz anderer Weise aufklärerisch wirkte und wirkt als das des Vaters; sie hat mit Als Hitler das rosa Kaninchen stahl zugleich die Bedrohung geschildert, die mit dem Schreiben einhergehen kann, wenn die Meinungsfreiheit nicht mehr gewährleistet ist, hat die Selbstermächtigung durch das Schreiben, die Aufforderung, dem eigenen kritischen Maßstab zu vertrauen, benannt, den Trost, den das Schreiben, hier das von Gedichten, verspricht, wenn auch nicht unbedingt zuverlässig oder dauerhaft.

Dieses Gespräch des Vaters mit der Tochter, das erfahren die Leser erst am Ende des Kapitels, wird das letzte zwischen ihnen im Berliner Zuhause sein, ehe Kerr ins Exil vorausgeht. Später wird die Familie ihr Leben weiterführen, zwar gebrochen, aber eben weiterführen, anders als die Juden, denen die Flucht nicht gelungen ist. Kerrs Sohn Michael, der im Roman Hans heißt, wird als Erster nicht in England Geborener zum höchsten Richter in England werden. Judith Kerr wird Schriftstellerin werden, und es war tatsächlich, so erfährt man bei Deborah Vietor-Engländer, ihre Art, über ihren Vater zu sprechen, die Alfred Kerrs Biographin veranlasste, dessen Leben und Tun gründlicher zu verstehen. Alfred Kerr, der zum Ende seines Lebens britischer Staatsbürger geworden war, der nie mehr an seinen Erfolg in Deutschland anknüpfen konnte, wird nach einem Schlaganfall während einer Vortragsreise durch Deutschland im Jahr 1948 Suizid verüben und noch die letzten Minuten seines Lebens schreibend zubringen. Man könnte nun weiter nachdenken über die Situation Exilierter, aufgrund bestimmter Eigenschaften willkürlich Verfolgter, über Arbeitsbedingungen eines Großkritikers, der in der Fremde weiterhin versucht, das Einkommen für die Familie zu erwirtschaften, - all das wäre hochbrisant und aktuell. Doch als eine, die viel Lyrik rezensiert, möchte ich mit Ihnen auf die Dichtung schauen, auf das Verfassen von Versen, die sich reimen.

Von der Überzeitlichkeit präziser Literatur

Auch Alfred Kerr hat gedichtet. Man kann sich fragen, ob die Gedichte zum Besten zählen, was er hervorgebracht hat, etwa als er in kurz aufflackernder Begeisterung für den Ersten Weltkrieg "Mobilmachung" schrieb, das am 2. August 1914 erschien und sich an einer jubelnden Kriegsrhetorik berauscht. Rasch besinnt er sich eines Besseren, wie ein später verfasstes Gedicht zeigt, Begegnung:

"Und als es vier Wochen gedauert hat / Waren sie krank und hundematt
Deutsche, Franzosen im Höhlenhaus, / Frierend. Manchmal brachen sie aus.
Zerfleischten einander … mit schwankendem Glück, / Dann
schleppten sie sich in die Gräben zurück
Und als es fünf Wochen gedauert hat, / Waren sie still und hundematt."

Und in der dritten Strophe:

"Die Schützen haben still verharrt; / Die Toten wurden eingescharrt
Jeder ging zu seinen Genossen. / In der Nacht ward weitergeschossen."

Das ist sympathischer als das zuerst erwähnte Gedicht, zeigt aber, dass ein Gesinnungswandel allein noch nicht zu großartiger Lyrik führt. Doch jenseits der Frage, wie gut die zitierten Gedichte nun seien, verankern sie sich im Gedächtnis - über den Reim, den Gleichklang der Wörter. Das nutzte Kerr auch in seinen Kritiken, von denen etliche in Reimen verfasst sind. Diese Bindekraft des Reims kennt Kerr, kennt das Mädchen Anna.

Und auch das Mädchen, das ich einmal war, fühlte sich von Reimen angezogen, sehr früh von denen Wilhelm Buschs, so reinen, temporeichen, wie "Ritzeratze! voller Tücke / In die Brücke eine Lücke" oder "Jeder weiß, was so ein Mai-/Käfer für ein Vogel sei. / In den Bäumen hin und her, /Fliegt und kriecht und krabbelt er" aus Max und Moritz, wenn sich über das Reimpaar "fliegt und kriecht" ein unreiner Widerhaken ins Harmonische schiebt, der die Bindekraft paradoxerweise zugleich verstärken und verstören kann. Doch nicht nur Buschs Verse, die ihr Sprachmaterial dehnen und strecken und walzen wie den Teig für Kuchen, entzückten mich. Es waren auch die Illustrationen dazu, etwa im Naturgeschichtlichen Alphabet unter dem Buchstaben G:

"Die Gams im Freien übernachtet, Martini man die Gänse schlachtet."

Busch illustrierte diese Verse so: Im Vordergrund sieht man zwei Männer, einer dreht die Kurbel eines Schleifsteins, der andere wetzt am rotierenden Stein das Messer, eine Magd scheucht durch ein Tor die Gänse in deren Richtung. Im Bildhintergrund hat Busch eine Hügelkette gezeichnet, auf der eine Gämse wie ein menschlicher Rückenschläfer liegt. Ordentlich über sie hingebreitet - Martini ist ja im November! - ist eine Decke, damit sie nicht friert. Busch hat an alles gedacht, das konnte die Sechsjährige erkennen. Die Begeisterung für die Bildgeschichten war lebhaft, aber auch das Düstere, Abgründige, Schiffbrüchige, für das dieser Autor ja auch ein ganz besonderes Gespür hatte, konnte die Sechsjährige sehen. Was auch abfärbte: Buschs Begeisterung für die Materialität der Sprache, die er mit so vielen Dichtern teilt, unter ihnen Else Lasker-Schüler, die in Konzert den Buchstaben "ein Tuch um den Hals malte", damit sie nicht so frieren, und über deren Prosa in der Kritischen Werkausgabe ich 2001 meinen ersten Artikel für die Frankfurter Allgemeine Zeitung schrieb.

Ganz sicherlich bin ich Kritikerin geworden, weil ich mit denen in der Bibliothek, am Schreibtisch, in der Küche sitzen wollte, die etwas teilen, was Paul Celan die "wildernde Überzeugung, dies sei anders zu sagen als so" genannt hat.

Reime als akustische Haltegriffe

Dass die Sprache leibhaftig werden, magisch sein, das Vertraute produktiv fremd werden lassen, Zeitgrenzen überwinden kann, übermittelte sich im nichtakademischen, tief protestantischen Haushalt meiner Kindheit auch über Kirchenlieder. Von ihnen, insbesondere von den lang überlieferten, konnte ich vieles über Sprache lernen, etwa von dem so bekannten von Joachim Neander aus dem Jahr 1680 mit seinen zahlreichen Epenthesen, Lauteinschiebungen innerhalb eines Wortes:

"Lobe den Herren,
der alles so herrlich regieret,
der dich auf Adelers
Fittichen sicher geführet,
der dich erhält,
wie es dir selber gefällt;
hast du nicht dieses verspüret?"

Von diesen Zeilen verstand ich, wenn noch nicht das Wort "Fittiche", so doch schon, dass mit "Adelers Fittichen" unmöglich meine Schwester Adele gemeint sein konnte.

Auch hier waren Reime akustische Haltegriffe, sie verankerten das Gesagte im Gedächtnis. Die Engländer sagen statt auswendig lernen "to learn it by heart", was viel schöner ist, es ist ja etwas Inwendiges darum, Gedichte und Lieder so bei sich zu haben.

Dazu möchte ich Ihnen die Anekdote wiedergeben, die mir kurz nach der Bekanntgabe der Kerr-Preis-Nachricht beim Samstagseinkauf eine Bekannte erzählte, die ich zufällig vor dem Kühlregal traf und die mir gratulierte: Die Mutter ihres Mannes, inzwischen 102 Jahre alt und noch immer allein lebend, anteilnehmend am Geschehen der Welt, habe kürzlich angesichts der politischen Lage abends nicht einschlafen können. Um das Kreisen der Gedanken zu unterbrechen, habe sie versucht, ein Gedicht zu memorieren, sich bei der Suche nach einigen entlegeneren Reimen schwergetan. Darüber sei sie schließlich eingeschlafen und am Morgen wieder aufgewacht: beruhigt, sich aus einem Gefühl der Ohnmacht herausgewunden zu haben.

All diese Besonderheiten und Geschichten um die Gedichte, und heute habe ich fast nur Kindergeschichten erzählt, sind es, die mich immer wieder so faszinieren, dass ich mit ihnen, mit den Möglichkeiten, darüber zu sprechen, in Verbindung sein möchte. Es sind die Gedichte, aber auch die Geschichten der Menschen, die Welt als Sprache begreifen, oder durch Sprache begreifen möchten, es müssen nicht Lyriker:innen, es können, siehe Judith Kerr, auch Autorinnen von Prosa oder Drama sein. Und alle anderen sowieso.

In dieser eher versöhnlichen Haltung teile ich womöglich wenig mit dem Kritiker Alfred Kerr, schon mehr mit dem Vater Kerr, habe Ihnen aber erzählt, wie es dazu kam, dass mich Gedichte bis heute so anziehen. Wenn sich die Reime dabei manchmal regelrecht hineinbohren in die Ohren und das Hirn, auch in Parolen und Propagandaversen, im einseitigen Blick, den man vielleicht auch bewusst wählt, um den eigenen Standpunkt einzunehmen, wenn sie nicht selten auch den Umstand des homo homini lupus de natura transportieren, wenn sie auch vom Tod, vom Ende erzählen, das wären andere Geschichten. Sie führen ein Stück, wenn auch nicht völlig weg von Wilhelm Busch, Joachim Neander, hin zu Dichtern wie Paul Celan, Ilse Aichinger, jüngst zu Bänden der koreanischen Lyrikerin Kim Hyesoon oder der schottischen Lyrikerin Nancy Campbell, vom Gebundenen zum Ungebundenen, von der Formstrenge in die Freiheit der Form, auch in eine andere Freiheit des Schreibens und Denkens, die - und damit schließt sich der Kreis zum Beginn dieser Rede - Alfred Kerr seiner Tochter vorlebte und beibrachte, zu der er sie ermutigte.

Ganz sicherlich bin ich Kritikerin geworden, weil ich mir meine Freiheit nie ganz habe nehmen lassen wollen, was beileibe alles andere als einfach war. Weil ich mit denen in der Bibliothek, am Schreibtisch, in der Küche sitzen wollte, die etwas teilen, was Paul Celan die "wildernde Überzeugung, dies sei anders zu sagen als so" genannt hat.

Dank den Autorinnen und Autoren, die ihr Leben für das eingesetzt haben oder einsetzen, ohne das ich mir meines nicht denken kann.

Literaturkritik braucht Förderer

Umso mehr danke ich der Jury, dass sie sich in diesem Jahr in ihrer Entscheidung für eine entschieden hat, die sich oft nicht sehr fest gehalten fühlt von den Bedingungen der Arbeit einer selbständigen Kritikerin und die die Möglichkeiten dieser Arbeit für die Zukunft sorgenvoll betrachtet. Dank all denen, die mir Türen geöffnet haben, durch die zu gehen die Freiheit befördert hat. Es waren und sind so viele! Namentlich geht dieser Dank an meinen vor drei Wochen verstorbenen Deutschlehrer Franz Foff, an meine verstorbene Berliner Professorin Marlies Janz, an Hubert Spiegel von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der mich 2001 auf der Grundlage eines unverlangt eingesandten Manuskriptes in den Kreis freier Autorinnen aufnahm, und an Insa Wilke, die mich in einer Weise unterstützt hat, die eine eigene Rede verdiente. Ich bitte alle um Verzeihung, die ich nicht namentlich nenne, obwohl sie hier sind, die mich ermutigen, indem sie mit mir vertrauensvoll zusammenarbeiten.

Dank den Autorinnen und Autoren, die ihr Leben für das eingesetzt haben oder einsetzen, ohne das ich mir meines nicht denken kann: für das Schreiben, an dem man sich freuen, das Schreiben, an dem man sich reiben kann, ohne das es den Kritikerberuf niemals gäbe - übrigens etwas, das Kritiker tunlichst noch im wütendsten Verriss nicht vergessen sollten.

Dank der Wahlfamilie meiner Freundinnen und Freunde, die anwesenden, namentlich meiner Laudatorin Katrin Schuster, und denen, die in Gedanken dabei sind! Und Dank an meine Kernfamilie, an diejenigen, die nicht hier sein können, obwohl sie es gerne wären, und an diejenigen, die heute dabei sind und mich schon dadurch an das Gute erinnern, das Familien auch bedeuten können. Vielen Dank Ihnen, Euch allen."

Zur Person

Beate Tröger wurde 1973 in Selb/Oberfranken geboren und studierte in Berlin und Erlangen Germanistik, Anglistik, Theater-, Film und Fernsehwissenschaft. Ihr Studium schloss sie mit einer Magisterarbeit über Paul Celans Büchner-Preis-Rede ab. Sie ist freiberufliche Kritikerin und Autorin u.a. für Deutschlandfunk, SWR, WDR, "Frankfurter Allgemeine Zeitung" und "Der Freitag", schreibt Features und publizierte Aufsätze u. a. zu Paul Celan, Peter Kurzeck und Friederike Mayröcker. Sie hatte Lehraufträge für Literaturkritik an der Justus-Liebig-Universität Gießen und am Mediacampus Frankfurt inne. Sie ist zudem Beraterin und Moderatorin des Poet*innenfests Erlangen. Als Jurorin ist sie derzeit u. a. in der Vorjury für den Leonce-und-Lena-Preis der Stadt Darmstadt, in der Jury für den Horst-Bienek-Preis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und in der Vergabejury der Villa-Aurora-Stipendien tätig.

Die Auszeichnung

Beate Tröger ist 2025 mit dem Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik ausgezeichnet worden. Mit der Auszeichnung würdigt eine Jury literaturkritisches Schaffen in den deutschsprachigen Medien. Die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung wird von der Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels gemeinsam mit dem Fachmagazin "Börsenblatt" des Technologie- und Informationsanbieters MVB vergeben und von der Klett-Stiftung gefördert. In der Jury wirken mit: Alexandra Pontzen (Literaturwissenschaftlerin Universität Duisburg-Essen), Klaus Reichert (Ehrenpräsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung), Klaus Schöffling (früherer Verleger), Michael Roesler-Graichen (Börsenblatt), Lilly Ludwig (Buchhändlerin, im Vertrieb der Aufbau-Verlage tätig) und Thorsten Ahrend (Programmleiter und Geschäftsführer Literaturhaus Leipzig).

Presseportal-schweiz.ch (Internet-Publikation) am 31.03.2025

Prof. Dr. Michael Klaas wird Head of Business Development

Zum Originalbeitrag

(Zürich)(PPS) ​Die HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich stärkt ihre strategischen Kompetenzen und setzt einen klaren Akzent für die Zukunft: Ab dem 1. Mai übernimmt Prof. Dr. Michael Klaas als Head of Business Development die Leitung des neu geschaffenen Bereichs. Der Experte für künstliche Intelligenz, digitales Marketing und Marketing Analytics bringt umfangreiche Erfahrung aus Wissenschaft und Praxis mit.

Mit dem neu geschaffenen Bereich Business Development setzt die HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich auf Innovation und zukunftsweisende Themen. Die Leitung des Bereichs übernimmt ab Mai Prof. Dr. Michael Klaas. In seiner Funktion als Head of Business Development wird er die strategische Weiterentwicklung der Hochschule vorantreiben und seine Expertise in künstlicher Intelligenz, digitalem Marketing und Marketing Analytics einbringen. «Die kontinuierliche Weiterentwicklung der HWZ in einem dynamischen wirtschaftlichen Umfeld ist entscheidend. Mit Prof. Dr. Michael Klaas gewinnen wir einen erfahrenen Experten, der uns nicht nur mit seiner Fachkompetenz und seinem Netzwerk unterstützt, sondern auch zur langfristigen Positionierung der HWZ beiträgt und uns auf dem Weg zur unternehmerischsten Hochschule voranbringt», erklärt Prof. Dr. Brian Rüeger, Rektor der HWZ.

Prof. Dr. Michael Klaas verfolgt das Ziel, die HWZ als führende Hochschule für praxisorientierte und berufsbegleitende Aus- und Weiterbildung weiter zu stärken: «Ich freue mich darauf, die HWZ durch innovative Bildungsangebote und eine enge Zusammenarbeit mit der Wirtschaft weiterzuentwickeln. Mein Fokus liegt darauf, die Studierenden optimal auf die aktuellen und künftigen Herausforderungen der Wirtschaft vorzubereiten und ihre Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu steigern», betont Prof. Dr. Michael Klaas.

Zusätzlich zu seiner Rolle als Head of Business Development übernimmt er interimistisch die Leitung des neuen Departements Digital Business Management.

Zur Person
​Prof. Dr. Michael Klaas hat einen Master in Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Geschäftsprozessmanagement, Controlling und Wirtschaftsenglisch von der Technischen Universität Bergakademie Freiberg sowie einen Doktortitel in Informationsmanagement der Universität Duisburg-Essen.

Vor seinem Wechsel an die HWZ leitete er die Fachstelle Digital Marketing an der ZHAW School of Management and Law, wo er Forschungs- und Beratungsprojekte in den Bereichen digitales Marketing, künstliche Intelligenz und Marketing Analytics verantwortete. Zudem baute er das Marketing AI Research Lab auf und leitete den MAS Digitales Marketing sowie mehrere CAS-Programme in den Bereichen Digital Marketing, Marketing Automation und Artificial Intelligence. Zuvor war er Head of New Media bei der Hilti Corporation, wo er die digitale Markenstrategie entwickelte und die globalen Social-Media-Aktivitäten sowie Plattformen verantwortete. Frühere Stationen seiner Karriere umfassen leitende Positionen an der Universität St. Gallen und der SAP AG.

Firmenportrait:

HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich
​Mit 2'500 Studierenden und rund 800 Dozierenden aus der Praxis ist die HWZ die grösste Hochschule mit ausschliesslich berufsbegleitenden Studiengängen im Bereich Wirtschaft der Schweiz. Sie offeriert ein breites Angebot an Studiengängen auf Bachelor- und Master-Stufe sowie über 100 Diplom- und Zertifikatslehrgänge, die Möglichkeit zum Doktorat sowie massgeschneiderte Firmentrainings. Die HWZ ist institutionell akkreditiert durch den Schweizerischen Akkreditierungsrat. fh-hwz.ch

Pressekontakt:

HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich
Lagerstrasse 5, Postfach
8021 Zürich

Laura Oderbolz
Medienkontakt, HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich
E-Mail: laura.oderbolz @ fh-hwz.ch
Telefon: +41 43 322 91 35

Universitätsallianz Ruhr / Research Alliance Ruhr

Westdeutsche Allgemeine WAZ, Essen (Tageszeitung) vom 01.04.2025, S. 3

Nach USA? Schüler und Studierende sorgen sich

Austauschprogramme melden, dass erste Schüler nach Kanada ausweichen. Aber wird es einen Trump-Knick geben?

Von Thomas Mader

Ruhrgebiet Willkür bei den Einreisekontrollen, Touristen im Abschiebeknast, der Feldzug gegen Universitäten und Diversität, ein konfrontatives Gesellschaftsklima, das politisch motivierte Gewalttaten möglich erscheinen lässt: Die Lage in den USA ist ernst. Aber ist sie so ernst, dass man die geplante Austauschreise absagen sollte? Das ist die Frage, die derzeit alle Betroffenen umtreibt: Schüler und Studenten sowie ihre Eltern, Wissenschaftler und natürlich die Organisatoren der Austauschprogramme.

"Alle beobachten die Lage und rechnen damit, dass die wissenschaftsfeindliche Politik der USA Auswirkungen auf Kooperationen haben könnte", erklärt Jens Wylkop, Sprecher der Ruhr-Uni Bochum. Das sei auch die Einschätzung des Verbindungsbüros der Universitätsallianz Ruhr (der auch die Unis Essen-Duisburg und Dortmund angehören). Aber, so sagt Wylkop: "Es ist noch zu früh, um das genaue Ausmaß abzuschätzen."

Mit keinem Land sind die deutschen Schulen und Hochschulen so verflochten wie mit den USA. Allein die Technische Universität Dortmund unterhält Kooperationen mit 27 Hochschulen zwischen New Jersey und Berkeley. Die Uni Bochum zählt 17, Essen-Duisburg immerhin sieben Partner-Unis.

Auch für den Schüleraustausch sind die USA mit weitem Abstand das beliebteste Ziel. 4700 Reisen in die Vereinigten Staaten zählte die Weltweiser-Studie zuletzt (Gruppenreisen und von Schulen selbst organisierte Projekte nicht eingerechnet). Das sind doppelt so viele wie nach Kanada, das auf dem zweiten Platz steht, und Großbritannien als beliebtestes europäisches Ziel kommt auf nicht einmal 900.

Probleme bei der Einreise

"Wir sind mit dem Auswärtigen Amt im Kontakt und beobachten die Lage intensiv und täglich", erklärt auch Anne von Fircks für den Arbeitskreis gemeinnütziger Jugendaustausch (AJA), über den etwa jede fünfte Austauschreise läuft. Das Amt hat seine Sicherheitshinweise angepasst: "Vorstrafen in den USA, falsche Angaben zum Aufenthaltszweck oder eine auch nur geringfügige Überschreitung der Aufenthaltsdauer bei Reisen können bei Ein- beziehungsweise Ausreise zu Festnahme, Abschiebehaft und Abschiebung führen", heißt es nun. Und wie bisher: "Es besteht weiterhin eine erhöhte Gefahr politisch motivierter Gewalt."

Hintergrund sind mindestens drei Fälle, in denen Deutsche scheinbar willkürlich festgenommen und zum Teil abgeschoben wurden – obwohl alle Papiere in Ordnung waren. Fabian Schmidt etwa lebt seit 2007 in den USA, vor etwa zwei Wochen wurde der Green-Card-Inhaber nach einer Luxemburgreise inhaftiert. Ein altes Drogendelikt könnte der Hintergrund sein. Schmidt war zehn Jahre zuvor mit Cannabis erwischt worden, der Fall wurde damals eingestellt. Das Auswärtige Amt weist darauf hin: "Die endgültige Entscheidung über die Einreise trifft der US-Grenzbeamte... Gegen dessen Entscheidung gibt es keinen Rechtsbehelf."

Gibt es mehr Stornierungen?

"Die USA sind nach wie vor sehr beliebt. Einige Schülerinnen und Schüler weichen in Richtung Kanada aus", erklärt Anne von Fircks. "Diesen Trend konnten wir auch schon in der ersten Amtszeit von Trump beobachten." Es gehe aber nur um wenige Prozentpunkte.

Solche Anzeichen können die Unis im Ruhrgebiet noch nicht erkennen, noch haben keine Studierenden abgesagt. Und "Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler pflegen meist etablierte Kontakte", erklärt eine Sprecherin der Uni Duisburg-Essen. "Hier konnten wir bisher auch keinen Rückgang des Interesses wahrnehmen."

Auch Mike Pilewski sieht noch keinen Trendwechsel. Seit zehn Jahren organisiert er den Studentenaustausch des Verbandes der Deutsch-Amerikanischen Clubs (VDAC): "Die Studierenden, die wir im August in die USA schicken, hatten sich vor der Wahl beworben." Wer gerade in den USA ist, sei "auf ihren Alltag fokussiert und haben bis jetzt nichts Negatives gemeldet".

Ein echtes Problem haben Menschen mit dem Geschlechtseintrag "divers". Das Akademische Auslandsamt der Uni Duisburg-Essen weist bei seinen Beratungen darauf hin, dass dies bei Visa-Anträgen zur Nicht-Bearbeitung führt. Die Schüler-Organisation AJA rät nicht grundsätzlich ab, erklärt Anne von Fircks. "Wir beraten individuell und wägen sorgfältig ab, welche Herausforderungen es geben könnte."

Gibt es Probleme in den USA,weil Gelder gekürzt wurden?

Die Trump-Regierung hat massiv Gelder für Forschungsprojekte und Stipendien gestrichen und behält auch Bundesmittel einzelner Unis ein, um Forderungen durchzudrücken. So strich Trump der Columbia University 400 Millionen Dollar, weil angeblich jüdische Studenten nicht ausreichend geschützt würden. Allerdings will Trump auch, dass die Uni keine Minderheiten mehr fördert. Weitere fünf Milliarden Dollar werden als Druckmittel eingesetzt. Inzwischen schwenkte die Uni auf Regierungslinie ein.

Wie sich die Kürzungen auswirken, könne man noch nicht sagen, meint Mike Pilewski. "Aber mehrere US-Hochschulen haben bereits in den letzten Jahren Austauschprogramme wie unsere gekündigt oder eingeschränkt." Gleichzeitig seien die Studiengebühren massiv angehoben worden. Dies mache ein Jahr im Ausland für amerikanische Studierende weniger attraktiv. Trotzdem gebe es aktuell wieder deutlich mehr Bewerbungen aus den USA.

Schulen organisieren Austauschreisen auch unabhängig mit ihren Partnerschulen. Hierüber gibt es keinen Überblick, aber Berichte von Absagen. So sollen mehrere Bonner Gymnasien ihre längst geplanten Reisen abgesagt haben, meldet der Bonner Generalanzeiger. Den Partnerschulen seien die Mittel stark gekürzt worden.

Solche Fälle kennt man beim AJA auch nur aus den Medien. Allerdings befindet sich der Austausch mit den USA seit 15 Jahren im Sinkflug, wahrscheinlich weil Lebenshaltungskosten und Schulgebühren in den USA stark gestiegen sind. Früher reisten mehr als 8000 Schüler im Jahr in die USA, heute nur noch etwas mehr als die Hälfte.

Alle weiteren Quellen: Heiligenhauser Zeitung WAZ • WAZ Westfälische Rundschau, Castrop-Rauxel • WAZ Westfälische Rundschau, Hattingen • WAZ Westfälische Rundschau, Witten • Westdeutsche Allgemeine WAZ, Bochum/Wattenscheid • Westdeutsche Allgemeine WAZ, Bottrop und Kirchhellen • Westdeutsche Allgemeine WAZ, Dortmund-Aplerbeck • Westdeutsche Allgemeine WAZ, Duisburg • Westdeutsche Allgemeine WAZ, Gelsenkirchen/Buer • Westdeutsche Allgemeine WAZ, Gladbeck • Westdeutsche Allgemeine WAZ, Herne und Wanne-Eickel • Westdeutsche Allgemeine WAZ, Moers • Westdeutsche Allgemeine WAZ, Mülheim • Westdeutsche Allgemeine WAZ, Oberhausen/Sterkrade • Westdeutsche Allgemeine WAZ, Recklinghausen • Westfälische Rundschau, Dortmund • Westfälische Rundschau, Iserlohn, Letmathe und Hemer

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WAZ Online am 31.03.2025

USA unter Trump: Schüler und Studenten sorgen sich um Austausch

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Ruhrgebiet. Austauschprogramme melden, dass erste Schüler nach Kanada ausweichen. Aber wird es wirklich einen Trump-Knick geben?

Willkür bei den Einreisekontrollen, Touristen im Abschiebeknast, der Feldzug gegen Universitäten und Diversität, ein, das politisch motivierte Gewalttaten möglich erscheinen lässt: Die Lage in den USA ist ernst. Aber ist sie so ernst, dass man die geplante Austauschreise absagen sollte? Das ist die Frage, die derzeit alle Betroffenen umtreibt: Schüler und Studenten sowie ihre Eltern, Wissenschaftler und natürlich die Organisatoren der Austauschprogramme.

"Alle beobachten die Lage und rechnen damit, dass die wissenschaftsfeindliche Politik der USA Auswirkungen auf Kooperationen haben könnte", erklärt Jens Wylkop, Sprecher der Ruhr-Uni Bochum. Das sei auch die Einschätzung des Verbindungsbüros der Universitätsallianz Ruhr (der außerdem die Unis Essen-Duisburg und Dortmund angehören). Aber, so sagt Wylkop: "Es ist noch zu früh, um das genaue Ausmaß abzuschätzen."

Mit keinem Land sind die deutschen Schulen und Hochschulen so verflochten wie mit den USA. Allein die Technische Universität Dortmund unterhält Kooperationen mit 27 Hochschulen zwischen New Jersey und Berkeley. Die Uni Bochum zählt 17, Essen-Duisburg immerhin sieben Partnerunis.

Auch für den Schüleraustausch sind die USA mit weitem Abstand das beliebteste Ziel. 4.700 Reisen in die Vereinigten Staaten zählte die Weltweiser-Studie zuletzt (Gruppenreisen und von Schulen selbst organisierte Projekte nicht eingerechnet). Das sind doppelt so viele wie nach Kanada, das auf dem zweiten Platz steht, und Großbritannien als beliebtestes europäisches Ziel kommt auf nicht einmal 900.

"Wir sind mit dem Auswärtigem Amt im Kontakt und beobachten die Lage intensiv und täglich", erklärt auch Anne von Fircks für den Arbeitskreis gemeinnütziger Jugendaustausch (AJA), über den Rund ein Fünftel aller Austauschreisen in Deutschland läuft. Das Amt hat vor wenigen Tagen: "Vorstrafen in den USA, falsche Angaben zum Aufenthaltszweck oder eine auch nur geringfügige Überschreitung der Aufenthaltsdauer bei Reisen können bei Ein- beziehungsweise Ausreise zu Festnahme, Abschiebehaft und Abschiebung führen", heißt es nun. Und wie bisher: "Es besteht weiterhin eine erhöhte ."

Hintergrund sind mindestens drei Fälle, in denen Deutsche scheinbar willkürlich festgenommen und zum Teil abgeschoben wurden - obwohl alle Papiere in Ordnung waren. Fabian Schmidt etwa lebt seit 2007 in den USA, vor etwa zwei Wochen wurde der Green-Card-Inhaber nach einer Luxemburgreise inhaftiert. Ein altes Drogendelikt könnte der Hintergrund sein. Schmidt war zehn Jahre zuvor mit Cannabis erwischt worden, der Fall wurde damals eingestellt. Das Auswärtige Amt weist darauf hin: "Die endgültige Entscheidung über die Einreise trifft der US-Grenzbeamte ... Gegen dessen Entscheidung gibt es keinen Rechtsbehelf."

"Die USA sind nach wie vor sehr beliebt. Einige Schülerinnen und Schüler weichen aber tatsächlich in Richtung Kanada aus", erklärt Anne von Fircks für den Arbeitskreis gemeinnütziger Jugendaustausch (AJA), über den Rund ein Fünftel aller Austauschreisen in Deutschland läuft. "Diesen Trend konnten wir auch schon in der ersten Amtszeit von Trump beobachten." Es gehe aber nur um wenige Prozentpunkte.

Solche Anzeichen können die Unis im Ruhrgebiet noch nicht erkennen, noch haben keine Studierenden abgesagt. Und "Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler pflegen meist etablierte Kontakte", erklärt eine Sprecherin der Uni Duisburg-Essen. "Hier konnten wir bisher auch keinen Rückgang des Interesses wahrnehmen."

Auch Mike Pilewski sieht noch keinen Trendwechsel. Seit zehn Jahren organisiert er den Studentenaustausch des Verbandes der Deutsch-Amerikanischen Clubs (VDAC): "Die Studierenden, die wir im August in die USA schicken, hatten sich schon vor der Präsidentschaftswahl beworben." Die, welche gerade in den USA sind, seien "auf ihren Alltag fokussiert und haben bis jetzt nichts Negatives gemeldet".

Ein echtes Problem haben allerdings Menschen mit dem Geschlechtseintrag "divers". Das Akademische Auslandsamt der Uni Duisburg-Essen weist bei seinen Beratungen darauf hin, dass das dies bei Visa-Anträgen zur Nicht-Bearbeitung führt. Die Schüler-Organisation AJA rät Jugendlichen und ihren Eltern nicht grundsätzlich ab, erklärt Anne von Fircks. "Wir beraten individuell und wägen sorgfältig ab, welche Herausforderungen es geben könnte".

Die Trump-Regierung hat bereits massiv Gelder für Forschungsprojekte und Stipendien gestrichen und behält auch Bundesmittel einzelner Unis ein, um Forderungen durchzudrücken. So strich Trump der Columbia University bereits 400 Millionen Dollar, weil angeblich jüdische Studenten nicht ausreichend geschützt würden. Allerdings will Trump auch, dass die Uni keine Minderheiten mehr fördert. Weitere fünf Milliarden Dollar werden als Druckmittel eingesetzt. Inzwischen schwenkte die Uni auf Regierungslinie ein.

Wie sich die aktuellen Kürzungen auswirken, könne man noch nicht sagen, erklärt Mike Pilewski. "Aber mehrere US-Hochschulen haben bereits in den letzten Jahren Austauschprogramme wie unsere gekündigt oder eingeschränkt." Geisteswissenschaften und Fremdsprachen seien gekürzt, naturwissenschaftliche und technische Fächer ausgebaut worden. "Gleichzeitig wurden die Studiengebühren massiv angehoben." Dies mache ein Jahr im Ausland für amerikanische Studierende prinzipiell weniger attraktiv. Trotzdem gebe es aktuell wieder deutlich mehr Bewerbungen aus den USA. "Daraus könnten wir vielleicht, aber nur vielleicht, schließen, dass wieder Interesse besteht, eine internationale Perspektive zu gewinnen."

auch unabhängig mit ihren Partnerschulen. Hierüber gibt es zwar keinen Überblick, aber erste Berichte von Absagen. So sollen mehrere Bonner Gymnasien ihre längst geplanten Reisen abgesagt haben, meldet der Bonner Generalanzeiger. Den amerikanischen Partnerschulen seien die Mittel stark gekürzt worden.

Solche Fälle kennt man beim AJA auch nur aus den Medien. Allerdings befindet sich der Austausch mit den USA schon seit 15 Jahren im Sinkflug, wahrscheinlich weil die Lebenshaltungskosten und auch die Schulgebühren in den USA stark gestiegen sind. Früher reisten über 8000 Schüler im Jahr in die USA, heute nur noch etwas mehr als die Hälfte.

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