Energie-Themen |
Umgang mit Atomkraft: Bundesregierung uneins - nun droht Streit shz.de am 23.05.2025 |
Abschied von "Atomkraft – nein danke" Flensburger Tageblatt (Tageszeitung) vom 26.05.2025, S. 10 |
Energiekonferenz endet: Fokus auf Strompreis und Akzeptanz NDR Online am 23.05.2025 |
"Deutschland ist im Visier von China und Russland" Hamburger Abendblatt (Tageszeitung) vom 26.05.2025, S. 4 |
Günstigere Energie – weniger Bürokratie Schleswig-Holsteinische Landeszeitung, Mittelholstein (Tageszeitung) vom 24.05.2025, S. 10 |
Klima: Stadtwerke laden zur Zukunftskonferenz Lübecker Nachrichten, Hansestadt Lübeck (Tageszeitung) vom 25.05.2025, S. 12 |
Erzeugung von Windstrom bricht in SH stark ein - mit Folgen shz.de am 21.05.2025 |
Klimaneutral bis 2035? Von diesen Städten kann Ahrensburg lernen shz.de am 23.05.2025 |
Stadtwerke Kiel: Mach was Sinnvolles! Kieler Nachrichten (Tageszeitung) vom 24.05.2025 |
Eckernförde: Experten diskutieren Pro und Contra der Energiewende shz.de am 25.05.2025 |
Schwerer Crash, dann Sturm: Aufbau von neuem Windpark stockt Hamburger Abendblatt, Norderstedt (Tageszeitung) vom 26.05.2025, S. 21 |
Nach dem Abwracken geht es weiter Dithmarscher Landeszeitung (Tageszeitung) vom 24.05.2025, S. 1 |
Prokon feiert in Itzehoe und ehrt Ex-Minister Jürgen Trittin Norddeutsche Rundschau (Tageszeitung) vom 26.05.2025, S. 15 |
SH: Steigende Nachfrage nach Stromspeichern NDR Online am 26.05.2025 |
Heizölpreise aktuell in Schleswig-Holstein auf Jahrestief gesunken NDR Online am 23.05.2025 |
Spatenstich für das neue Sudhaus Flensburger Tageblatt (Tageszeitung) vom 24.05.2025, S. 9 |
Energie-Themen |
shz.de am 23.05.2025 Umgang mit Atomkraft: Bundesregierung uneins - nun droht Streit |
In der Bundesregierung bahnt sich ein handfester Streit an um die Frage, ob Atomkraft auf EU-Ebene als nachhaltig eingestuft werden soll. Umweltminister Schneider hat eine klare Haltung - andere Wortmeldungen tut er ab.
Wie verhält sich Deutschland zu Frankreichs Pro-Atom-Kurs auf europäischer Ebene? FOTO: OLIVER BERG/DPA UP-DOWN
Wie verhält sich Deutschland zu Frankreichs Pro-Atom-Kurs auf europäischer Ebene? Bei dieser Frage droht der Regierung Streit. "Dazu laufen Gespräche auf europäischer Ebene mit unseren europäischen Partnern, mit der Europäischen Kommission und auch innerhalb der Bundesregierung", sagte der stellvertretende Regierungssprecher Sebastian Hille in Berlin.
Zuvor hatte Bundesumweltminister Carsten Schneider erklärt, Deutschland lehne diese Einstufung weiterhin ab. "Äußerungen von einzelnen Mitgliedern der Bundesregierung, es gäbe hier eine neue Offenheit, sind Privatmeinungen", sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Eine Positionierung der Bundesregierung gibt es nicht und wird es mit der SPD auch künftig nicht geben."
Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD). FOTO: ROLF VENNENBERND/DPA
Deutsch-französisches Papier wäre Kurswechsel
In einem Anfang des Monats veröffentlichten gemeinsamen Papier der Regierungen in Paris und Berlin heißt es, man werde einen deutsch-französischen Neustart in der Energiepolitik durchführen, "der auf Klimaneutralität, Wettbewerbsfähigkeit und Souveränität beruht". Das bedeute etwa, die Gleichbehandlung auf EU-Ebene aller emissionsarmer Energien sicherzustellen.
Auch Kernenergie, die in Frankreich eine wichtige Rolle spielt, gilt als emissionsarm. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) hatte dazu am Donnerstag in Brüssel erklärt, man müsse technologieoffen sein.
INFOGRAFIK: DPA-INFOGRAFIK GMBH
Schneider: Atomkraft birgt unkalkulierbare Risiken
Schneider betonte hingegen, Deutschland habe sich aus guten Gründen für ein Energiesystem ohne Atomkraft entschieden. "Die Atomkraft ist deutlich teurer als die erneuerbaren Alternativen, bei deren Ausbau Deutschland bereits weit vorangekommen ist und die auch wirtschaftlich ein erfolgreicher Standortfaktor sind. Atomkraft bringt unkalkulierbare Risiken mit sich - mit Blick auf Unfälle und die Verbreitung radioaktiven Materials. Ich kann eine solche Technologie nicht ernsthaft als nachhaltig bezeichnen."
Die Finanzierung von Atomanlagen aus EU-Mitteln lehne Deutschland ab, erklärte Schneider. "Das gilt auch für Versuche, Atomstrom mit nachhaltiger Stromerzeugung aus erneuerbaren Energie gleichzusetzen."
Flensburger Tageblatt (Tageszeitung) vom 26.05.2025, S. 10 |
Warum Deutschlands Vorzeige-Windenergie-Nachbarland Dänemark jetzt über Kernkraft diskutiert
Jens Mattern
Kopenhagen
"Ein Grüppchen alter Männer, welche immer noch in den Achtziger Jahren leben", so bezeichnet Johan Christian Sollid die aktiven Atomkraftgegner in Dänemark. Sollid ist eines der Gesichter der neuen Pro-Atomkraftbewegung in dem skandinavischen Land. Seine Vereinigung "Ja, bitte" mit dem Slogan "Nutz Dein Hirn, spalte den Kern" hat "tausend zahlende Mitglieder, was uns vollständig unabhängig von den Mitteln Dritter macht" so Sollid gegenüber unserer Redaktion, um den Vorwurf von Lobbyismus zu entkräften.
In dem Windkraftland Dänemark spielt sich eine Trendwende ab – nach einer jüngsten Umfrage stehen mittlerweile 55 Prozent der Atomkraft positiv gegenüber. Die aber ist seit einem Regierungsbeschluss von 1985 für die Energieproduktion in dem skandinavischen Land ausgeschlossen.
Auf Druck der beiden bürgerlichen Koalitionspartner "Venstre" und "Moderaterne" hat die von Sozialdemokraten dominierte Regierung kürzlich eine Untersuchung des Atomkraft-Verbots in Auftrag gegeben. "Es ist besser, Atomkraft in Europa zu haben als von russischem Gas abhängig zu sein", so die sozialdemokratische Premierministerin Mette Frederiksen. Die dänische Partei ist seit 1976 ein Gegner der Atomkraft.
Die Befürworter verweisen darauf, dass mit der SMR-Technologie (Kleine modulare Reaktoren) Atomkraft in Zukunft weit sicherer sei. Sie argumentieren mit dem Klimaschutz sowie mit einer positiven Bedeutung für die dänischen Wirtschaft. Denn zwei heimische Unternehmen, "Saltfoss Energy" und "Copenhagen Atomics", könnten diese Reaktoren bauen, in welchen geschmolzenes Salz als Kernbrennstoff die gefürchtete Kernschmelze ausschließen würde.
Klaus Nyengaard, Geschäftsführer von Saltfoss Energy hatte sich beschwert, dass seinem Unternehmen aufgrund des Banns staatliche Mittel für die Forschung fehlten. Bei grünem Licht aus Kopenhagen würde 2040 das erste kleine Kraftwerk ans dänische Netz gehen.
Dies wäre eine Revolution – schließlich ist das Land bekannt für die umfassend genutzten erneuerbaren Energien, welche im vergangenen Jahr an der gesamten dänischen Nettostromerzeugung rund 83 Prozent ausmachten. 59 stammen aus der Windkraft, welche von Windrändern an Land und von 16 Offshore-Windparks in der Nord- und Ostsee erzeugt werden.
Die Regierung in Kopenhagen plant nun milliardenschwere Investitionen, um den restlichen Bestand an Öl- und Gasversorgung vornehmlich durch Windkraftanlagen zu ersetzen. Involviert ist "Andel", der größte Energiekonzern des Landes. Und dieser ist auch der größte Gegner der Atomkraft. Die Firma hat eine Kampagne gegen diese Energieform gestartet. Unter dem Titel "Hast Du auch das Kleingedruckte mit der Atomkraft gelesen?" weist der Konzern darauf hin, dass diese Energieform keineswegs billiger als die etablierte Windenergie sei. Eine "Verleumdungskampagne" sei die Aktion, so Johan Christian Sollid von "Ja bitte" gegenüber dem dänischen TV-Sender "DR".
NDR Online am 23.05.2025 |
Die Bundesländer fordern von der neuen Bundesregierung, die Energiewende in Deutschland verlässlich und konsequent fortzuführen. Auf ihrer Konferenz in Rostock-Warnemünde sprachen sie sich einheitlich dafür aus, den Strompreis schnell zu senken und Speicher sowie Netze auszubauen.
Die Bundesländer fordern von der neuen Bundesregierung unter Bundesministerin Katherine Reiche (CDU) ein klares Bekenntnis zur Energiewende - und vor allem deren konsequente Umsetzung. Auf der Energieministerkonferenz in Rostock-Warnemünde sprachen sich die Länder einhellig dafür aus, Strompreise spürbar zu senken und gleichzeitig die Infrastruktur für die Energiezukunft auszubauen.
Zentrales Thema: Ausbau von Stromnetzen
Zentrales Thema war der beschleunigte Ausbau von Stromspeichern und -netzen. Nur so könne die Versorgungssicherheit auch bei schwankender Einspeisung durch Wind- und Solarkraft gewährleistet werden. In diesem Zusammenhang befürworteten die Länder auch die Pläne der neuen Bundesministerin Reiche, zusätzliche Gaskraftwerke zu errichten. Diese sollen künftig nicht nur kurzfristige Engpässe überbrücken, sondern langfristig auch mit grünem Wasserstoff betrieben werden können - einem Energieträger, der aus überschüssiger Sonnen- und Windenergie erzeugt wird.
Akzeptanz der Bevölkerung entscheidend
"Es ist nicht die Frage ob die Energiewende fortgesetzt wird, sondern wie", betonte Mecklenburg-Vorpommerns Energieminister Reinhard Blanck (SPD). Ein entscheidender Faktor sei dabei die Akzeptanz der Bevölkerung. Deshalb wollen die Länder verstärkt auf sogenannte Bürgerbeteiligungsgesetze setzen. Ziel sei es, Menschen in der Nähe von Windkraftanlagen stärker an den Erlösen zu beteiligen - etwa durch direkte finanzielle Anteile oder steuerliche Entlastungen für ihre Gemeinden.
Stromkosten-Konzept
Ein zentrales Anliegen der Energieminister bleibt der Strompreis. Sie fordern die Bundesregierung auf, rasch Entlastungen zu schaffen - insbesondere für die Industrie. Bundesministerin Reiche sicherte bei ihrem Besuch in Rostock zu, das Thema mit Nachdruck anzugehen. Sie befinde sich in enger Abstimmung mit der EU in Brüssel. Noch vor dem Sommer wolle sie ein konkretes Konzept vorstellen, wie insbesondere energieintensive Unternehmen bei den Stromkosten entlastet werden können.
Hamburger Abendblatt (Tageszeitung) vom 26.05.2025, S. 4 |
Claudia Plattner, Präsidentin der Cyberabwehrbehörde BSI, warnt vor Angriffen auf die Energieversorgung. Sie fordert mehr Investitionen
Von Christian Unger
Potsdam Attacken mit Schadsoftware auf Firmen und Ämter, Fake News russischer Geheimdienste, Cybersabotage an wichtiger Infrastruktur – für Deutschlands Cyberabwehrbehörde sind es raue Zeiten. Die Präsidentin des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Claudia Plattner, sieht trotzdem Entwicklungen, die Hoffnung machen in einer Welt, in der Deutschland immer stärker ins Visier ausländischer Akteure gerät.
Die Iberische Halbinsel erlebte einen Ausfall der Energieversorgung, des Stroms, das Internets. Was wissen Sie über den Blackout?
Claudia Plattner: Von den Fachleuten in Spanien wissen wir, dass es weiterhin keine Hinweise auf einen Cyberangriff als Ursache für den massenhaften Stromausfall gibt. Das ist der derzeitige Stand der Ermittlungen.
Sind Cyberkriminelle und Hacker in der Lage, einen solchen weitreichenden Angriff auszuführen?
Das Stromnetz in Deutschland gilt derzeit als sicher und stabil. Es gibt umfangreiche Schutzmaßnahmen und Redundanzen. Zugleich bin ich keine Energieexpertin. Aber wir müssen gewährleisten können, dass sich Stromversorger und Netzbetreiber in Deutschland, aber auch private Haushalte mit ihren Geräten gegen Cyberangriffe schützen können. Da sehen wir wachsende Angriffsflächen für Cyberkriminelle.
Welche sind das?
Zum einen wird die Energieversorgung in Deutschland dezentraler. Überall entstehen kleine Kraftwerke oder Windparks. Diese Anlagen sind unterschiedlich stark geschützt. Aber oft eben auch weniger gut gegen Angreifer von außen gesichert als etwa große Kraftwerksbetreiber. Zum anderen digitalisiert sich die Stromversorgung weiter, sogenannte Smart Grids optimieren den Energieverbrauch. Wir brauchen diese Modernisierung, wir müssen sie aber gut schützen. Wir haben in der Vergangenheit sehr ausgefeilte Attacken etwa auf IT-Dienstleister erlebt. Diese Angriffe sind von langer Hand vorbereitet, die Strategien der Täter sind komplex.
Die Bedrohung ist nicht neu. Warum ist bisher nicht ausreichend passiert?
Es passiert viel. Der Schutz der kritischen Infrastruktur ist besser als noch vor einigen Jahren. Wir haben in den Schutz von Daten investiert, wir haben ein Netzwerk an Helfern für den Notfall aufgebaut, wir verfolgen Cyberkriminelle stärker. Zugleich müssen wir noch mehr in die IT-Sicherheit investieren, das ist auch klar. Wenn wir jetzt nicht handeln, laufen wir in das Risiko, dass Angreifer unsere Infrastruktur schwächen. Deutschland ist im Visier von mehreren Staaten, darunter vor allem China und Russland, aber auch Nordkorea und Iran. Deutschland ist ein attraktives Ziel – sowohl aus wirtschaftlichen als auch aus geopolitischen Gründen.
Wie lange könnte Deutschland sich bei einem Massenausfall mit Notstrom versorgen?
Es gibt für Betriebe etwa in der Energiewirtschaft oder dem Gesundheitssystem klare Vorgaben, wie lange ein Notbetrieb aufrechterhalten werden muss. Das wird auch regelmäßig geprüft, Ernstfälle trainiert. Gleichzeitig zeigt das Beispiel Spanien und Portugal, dass der wirtschaftliche Schaden, aber auch die gesellschaftliche Verunsicherung sehr groß wären.
Gerade erst warnen die Sicherheitsbehörden vor Cyberangriffen aus Russland, mit denen Logistikketten ausspioniert werden sollen. Auch um Hilfen für die Ukraine zu sabotieren.
Von Russland geht im Moment die dringendste und unmittelbarste Gefahr für Deutschlands Cybersicherheit aus. Russland geht aggressiv vor, verfolgt seine geopolitischen Ziele mit Spionage und Sabotage und lässt zudem Cyberkriminelle gewähren. China konzentriert sich auf Spionage, verfolgt damit langfristige Ziele. Auch von den Cyberkriminellen, die Nordkorea zugeordnet werden, geht eine Gefahr für Deutschland aus.
Was wissen Sie über die Täter, die hinter den Angriffen stecken?
Die Zuordnung von Angriffen ist komplex. Oft können wir aber die Handschrift der jeweiligen Angreifer gut erkennen. Die Vorgehensweise der Täter ist meist typisch für bestimmte Gruppierungen, auch die Software, die Cyberspione nutzen, lässt sich identifizieren. Das Auswärtige Amt nutzt diese Informationen, um einen Cyberangriff einem bestimmten Land zuzuordnen. Wann man es dann auch laut bekannt gibt, ist eine politische Frage.
Welche Hinweise gibt es, dass Russland bereits KI-Software einsetzt, um Desinformationen auch in Deutschland zu streuen?
Wir sehen, dass prorussische Akteure bei ihren Kampagnen zur Desinformation in Deutschland bereits Fake-Bilder oder Fake-Videos einsetzen, die durch Künstliche Intelligenz erstellt oder manipuliert wurden. Das ist bisher kein Massenphänomen. Aber wir rechnen damit, dass Staaten wie Russland künftig bei Desinformationskampagnen stärker auf KI setzen werden, um Debatten in Deutschland zu manipulieren.
Können Sie Beispiele nennen?
Ein Beispiel für den Schaden, den Desinformation durch KI anrichten kann, ist das Bild des früheren Papstes Franziskus im Gucci-Mantel. So was kann einen Ruf erheblich beschädigen. Dem Foto selbst werden Sie nicht gleich ansehen, dass es gefälscht ist. Das lässt sich aber durch den Vatikan schnell als Fake entlarven. Zugleich wird die KI immer besser. Im Kampf gegen Fake-News und Desinformation brauchen europäische Staaten künftig stärker den Einsatz von digitalen Siegeln und Wasserzeichen, um Informationen als echt zu markieren. Eine Rede etwa des Bundeskanzlers oder ein Video des Außenministers müssten viel häufiger als heute mit digitalen Zeichen geschützt und authentifiziert werden. Das macht Informationen für jeden überprüfbar. Wir nutzen die vorhandenen Werkzeuge zu wenig im Kampf gegen digitale Fälschungen.
Bisher nutzen Staaten und Behörden digitale Wasserzeichen kaum.
Die EU ist gefragt, bei den Plattformbetreibern den Nutzen dieser digitalen Siegel durchzusetzen. Dabei helfen wir gern mit.
Das klingt eher nach 2035.
Mein Ziel ist, dass wir es schneller hinbekommen.
Sie warnen in Ihrem aktuellen Lagebild vor Ransomware-Angriffen vor allem auf Unternehmen. Wie hoch sind die Fallzahlen?
Was wir als BSI erkennen, ist, dass deutlich mehr Unternehmen besser auf Angriffe durch Cyberkriminelle vorbereitet sind, die Täter haben es schwerer. Die Schutzmaßnahmen gegen Erpressung mit gestohlenen Daten wirken, 2024 haben wir 35 Prozent weniger Lösegeldzahlungen bei Erpressungsversuchen gesehen als noch im Jahr zuvor. Das liegt auch daran, dass Unternehmen durch Vorsorge schneller wieder auf die Beine kommen, wenn ein Angriff doch erfolgreich war. Das hilft uns. Zugleich sehen wir, dass die Lösegeldzahlungen in den einzelnen Fällen erfolgreicher Infiltration eines Unternehmens mit Schadsoftware ansteigen.
Woran liegt das?
Der Wert von Unternehmensdaten ist hoch. Viele Cyberkriminelle gehen mit der Angriffssoftware den zusätzlichen Schritt und sperren nicht nur die Server einer Firma, sondern saugen auch Daten des Betriebs ab. Dann hilft es nichts, wenn eine Firma die Server wieder neu aufsetzt. Denn die Daten bleiben weg – dann zahlen viele doch das geforderte Lösegeld.
Schleswig-Holsteinische Landeszeitung, Mittelholstein (Tageszeitung) vom 24.05.2025, S. 10 |
Beim Mai-Meeting des Unternehmensverbandes Mittelholstein wurden klaren Forderungen formuliert
Gero Trittmaack
Rendsburg
Obwohl die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zurzeit nicht gerade rosig sind, herrschte beim traditionellen Mai-Meeting des Unternehmensverbandes Mittelholstein am Donnerstagabend eine gelassen-heitere Stimmung. Das Zoll-Theater aus den USA, die lähmende Bürokratie, der Arbeitskräftemangel und die hohen Energiekosten hierzulande prägten dennoch die Vorträge und auch die Gespräche unter den rund 250 Gästen.
Das Treffen fand in den Räumen der Norddeutschen Gesellschaft für Diakonie in den Rendsburger Werkstätten statt. Martin Seehase, der Vorsitzende der Geschäftsführung, nutzte die Gelegenheit, die NDG vorzustellen, die sich an 450 Standorten mit 5877 Beschäftigten für eine vielfältige Teilhabe einsetzt – und damit nicht nur ihren diakonischen Zweck verfolgt, sondern auch mit einem Umsatz von rund einer halben Milliarde Euro die Wirtschaft in der Region ankurbelt.
Hohe Erwartungen an neue BundesregierungUlf Michel, der Vorsitzende des Unternehmensverbandes Mittelholstein, formulierte in seiner Begrüßungsansprache die hohen Erwartungen an die neue Bundesregierung: "Für eine starke Wirtschaft braucht es jetzt klare Entscheidungen, nachhaltige Reformen und den festen politischen Willen zu Veränderungen." Als Prioritäten nannte Michel den Kampf gegen die Bürokratie und die Stärkung der Tarifautonomie. Für Tariflöhne und den Mindestlohn seien die Sozialpartner zuständig, nicht die Politik. Die vom Grundgesetz geschützte Tarifautonomie darf von der Politik nicht weiter mit Füßen getreten werden", so Michel.
Auch die regionalen Herausforderungen sprach Ulf Michel an: Die Situation rund um den Kanaltunnel habe sich zwar verbessert, sei aber nach wie vor unbefriedigend. Positiv bewertete er die Entwicklungen am Wohnungsmarkt. So sollen in der ehemaligen Eiderkaserne und in Büdelsdorf 370 neue Wohnungen entstehen. Michel: "Wenn wir Fachkräfte aus anderen Regionen gewinnen wollen, brauchen wir noch mehr attraktiven und bezahlbaren Wohnraum."
Kritik an
Donald TrumpIm Mittelpunkt des Abends stand ein Vortrag von Prof. Dr. Stefan Kooths, dem Direktor des Forschungszentrums Konjunktur und Wachstum am Kieler Institut für Weltwirtschaft. Er ging auch auf die "Chaostage in den USA" ein. "Die Verhandlungen über Zölle mit allen Ländern der Welt werden ihnen schnell auf die Füße fallen. Und der Widerstand kommt schon jetzt aus dem eigenen Land. Wenn man gleichzeitig Gas gibt und die Bremse tritt, macht der Motor das nicht lange mit", so Kooths. "Das ist eine dämliche Politik."
Was die Wirtschaft in Deutschland jetzt von der Politik brauche, seien weniger Bremsen. Statt zu versuchen, mit viel Geld Schwung zu erzeugen, müsse es weniger Regulierungen geben. Auch seien die erneuerbaren Energien schlicht zu teuer. "Sie sind für uns ein Kostenfaktor wie in keinem anderen Land. Da muss eine zweite Säule her." Kritik übte Kooths auch an der Forderung, die Deutschen müssten mehr arbeiten, und der Entscheidung, für Rüstung neue Schulden zu machen. "Natürlich müssen wir uns schützen. Aber das Budget für die Bundeswehr muss aus dem Haushalt kommen. Als eine der ersten Prioritäten." Die EU-Regelung, dass die Schulden nicht über 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts betragen dürfen, habe Deutschland längst gerissen. Mittelfristig steuere die Quote auf 80 Prozent zu.
Der Wissenschaftler hatte 81 Folien für seinen Vortrag vorbereitet. Und obwohl er wegen der Zeitvorgabe von 45 Minuten die meisten davon übersprang, bekamen die Zuhörer eine große Menge an Fakten, Erläuterungen, Einschätzungen, Vorschlägen – und auch Warnungen zu hören. "Ich hoffe, ich habe Ihnen nicht den Appetit verdorben", sagte er zum Abschluss. Das war offensichtlich nicht der Fall, wie der Andrang am abschließenden Buffet zeigte.
Lübecker Nachrichten, Hansestadt Lübeck (Tageszeitung) vom 25.05.2025, S. 12 |
Hochkarätig besetzte Tagung am 27. Mai bei Gollan - Daniel Günther und Jan Lindenau als Teilnehmer
Expertinnen und Experten diskutieren bei der Zukunftskonferenz in der Kulturwerft Gollan. Die Stadtwerke Lübeck laden am 27. Mai zu dem Austausch über Klimawandel und Energiewende ein. Erstmals können auch Bürger an der Tagung teilnehmen.
Klimawandel, Energiewende - zwei Megathemen der Zukunft geraten zunehmend aus dem öffentlichen Interesse. Das wollen die Stadtwerke Lübeck ändern. Sie laden zu einer hochkarätig besetzten Zukunftskonferenz. Die trägt den Titel "Nachhaltigkeit unter dem Brennglas" und findet am 27. Mai in der Kulturwerft Gollan statt.
"In Zeiten globaler Krisen, wirtschaftlicher Herausforderungen und politischen Weichenstellungen gerät Nachhaltigkeit oft in den Hintergrund. Doch der Klimawandel wartet nicht auf uns", sagt Dr. Jens Meier, Chef der Stadtwerke Lübeck Gruppe. "Mit unserer Zukunftskonferenz rücken wir das Thema wieder dorthin, wo es hingehört: in den Fokus von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft."
20 renommierte Referentinnen und Referenten haben die Stadtwerke eingeladen. Darunter sind Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) und Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau (SPD), die die nachhaltige Entwicklung auf Landes- und kommunaler Ebene beschreiben.
Der Regierungsberater und Professor für Internationale Ökonomie, Prof. Jens Südekum, beleuchtet das Spannungsfeld zwischen Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit. Annika Rittmann von Fridays for Future bringt die Sicht der jungen Generation und ihre Forderungen an Politik und Gesellschaft ein.
Michael Fritz von Viva con Aqua erklärt, warum soziales Unternehmertum die Zukunft des Wirtschaftens ist. Nachhaltigkeitsleiterinnen von Lufthansa, Deutsche Bahn und Deutsche Post & DHL diskutieren, wie Nachhaltigkeit zum Schlüssel für wirtschaftlichen Erfolg wird.
Erstmalig öffnet die Zukunftskonferenz nicht nur einem Fachpublikum die Tore: Alle Interessierten können durch den Kauf eines Tickets an der Veranstaltung teilnehmen. Die Teilnahme ist allerdings nicht billig, 99 Euro kosten die Tickets, die unter www.swhl.de/zukunftskonferenz gebucht werden können. Die Tagung in der Gollan-Werft, Einsiedelstraße 6, dauert von 14 bis 18.30 Uhr.
Die Stadtwerke garnieren die Themen ihrer Zukunftskonferenzen mit bundesweiten Umfragen durch das Civey-Institut. Im vergangenen Jahr wurden 5000 Bürger zur Digitalisierung der öffentlichen Verwaltungen befragt.
Das Ergebnis war ernüchternd: Eine überwältigende Mehrheit der Bundesbürger glaubt nicht, dass die deutschen Verwaltungen die Digitalisierung ihrer Dienstleistungen hinbekommen. "Die Bürger zeigen der Digitalisierung die rote Karte", sagte Stadtwerke-Chef Jens Meier damals. Diesmal hat Civey 10.000 Bürger zum Thema Nachhaltigkeit befragt.
shz.de am 21.05.2025 |
Schwacher Wind lässt die Ökostromerzeugung in Schleswig-Holstein dieses Jahr bisher deutlich sinken - Solarenergie kann den Rückgang nur teilweise ausgleichen. Ist die Versorgungssicherheit in Gefahr?
Wenig Wind, viel Sonnenschein: In Schleswig-Holstein ist die Erzeugung von Windstrom eingebrochen - aber die Solarstromproduktion in die Höhe geschossen. FOTO: MARKUS SCHOLZ UP-DOWN
Erst vor einer Woche freute sich Schleswig-Holsteins grüner Energieminister Tobias Goldschmidt über eine neue Bestmarke bei der Ökostromproduktion im Land. "Mit 27,3 Terawattstunden Grünstrom hat das Land 2024 einen neuen Rekord aufgestellt", jubelte sein Ressort in einer Pressemitteilung.
Doch dieses Jahr sieht es bisher ganz anders aus: Im ersten Quartal ist die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen um fast ein Viertel eingebrochen - und das liegt vor allem am schwachen Wind. Laut Deutschem Wetterdienst blies er so wenig wie seit gut 50 Jahren nicht mehr.
April 2025 in Schleswig-Holstein besonders windschwach
Wie bisher unveröffentlichte Zahlen des Statistikamts Nord für die ersten drei Monate dieses Jahres zeigen, sank in Schleswig-Holstein die Windstrom-Erzeugung an Land und auf dem Meer trotz weiterem Zubau von Anlagen um insgesamt 28 Prozent. Und da der April im Norden noch mal besonders windschwach war, dürfte sich die Bilanz noch weiter verschlechtern.
Bundeszahlen für die ersten vier Monate liegen schon vor: Demnach sank die Auslastung der Windparks im April noch mal stärker - die Windstromproduktion ging sogar um ein Drittel zurück.
Volllaststunden von Windparks in Deutschland GRAFIK: CAN YALIM
Nur weil Deutschland gleichzeitig so viel Sonne wie noch nie in diesem Zeitraum seit Beginn der Satellitenmessung genießen konnte und daher von einer gefürchteten "Dunkelflaute" verschont blieb, ist der Gesamteinbruch der Ökoenergie nicht ganz so groß gewesen.
So nahm in Schleswig-Holstein die Stromerzeugung durch Photovoltaik im ersten Quartal um gleich 81 Prozent zu - doch da die Windbranche deutlich größer ist, dämpfte das den Rückgang des Grünstroms im Land nur leicht, auf 23 Prozent. Statt zuvor 8,7 Terawattstunden Ökostrom wurden 6,7 erzeugt.
Windflaute in SH wirkt sich auf Erlöse der Betreiber aus
Die Flaute macht sich auch in den Büchern der Windparkbetreiber bemerkbar. So meldete die Cuxhavener PNE-Gruppe jüngst fürs erste Quartal einen Erlösrückgang von 31,4 Millionen Euro auf 27,9 Millionen.
In Schleswig-Holstein hat der Landesverband Erneuerbare Energien keine Erlöszahlen für die ersten Monate des Jahres, ist aber gelassen. "Windparks werden auf 20 bis 25 Jahre geplant", sagt Verbandschef Marcus Hrach. "Über die Laufzeit können weniger gute Windjahre ausgeglichen werden."
Reservekraftwerke und Stromimporte müssen helfen
Auch um die Versorgungssicherheit ist ihm nicht bange: "Erneuerbare Energien ergänzen sich gegenseitig", sagt er. Das zeige etwa der Anstieg der Solarenergie im ersten Quartal. Zudem wirke sich der verstärkte Batteriespeicherausbau "positiv auf die Versorgungssicherheit" aus.
Daneben muss Deutschland aber auch weiterhin fossile Reservekraftwerke nutzen und Strom importieren, um solch starke Schwankungen wie jetzt bei den erneuerbaren Energien auszugleichen.
Allerdings sei eine Windflaute wie in diesem Jahr eine Ausnahme, beruhigt Frank Kaspar vom Deutschen Wetterdienst. Vielmehr habe der Wind 2024 und 2022 sogar deutlich "über dem Durchschnitt" gelegen. "Daher", sagt Kaspar, "kann man aus der aktuellen Lage nicht auf einen generellen Trend schließen."
shz.de am 23.05.2025 Klimaneutral bis 2035? Von diesen Städten kann Ahrensburg lernen |
Klimaschutz beginnt lokal: In Bargteheide und Lübeck zeigen Initiativen, wie engagierte Bürger echte Veränderungen bewirken. Die Konzepte könnten auch Ahrensburg inspirieren.
Tom Mac Arthur und Claudia Goldmann vom achtköpfigen Kernteam der Bürgerinitiative "Bargteheide Zero" bei einem ihrer größten Erfolge: der Unterschriftensammlung für das erfolgreichen Bürgerbegehren "Bargteheide klimaneutral2035". FOTO: BARGTEHEIDE ZERO UP-DOWN
Klimaschutz auf kommunaler Ebene gewinnt immer mehr an Bedeutung. Während Bund und Länder die Rahmenbedingungen setzen, entscheidet sich der Erfolg der Energiewende und Klimaneutralität vor allem vor Ort.
Auch in Ahrensburg wird mit der Gründung einer Klima-Initiative geliebäugelt. Ein direkter Nachbar hat sich schon als Best-Practice-Beispiel in Sachen "kommunalem Klimaschutz" etabliert.
Ein Beispiel für bürgerschaftliches Engagement in Stormarn liefert nämlich die Initiative "Bargteheide Zero". Die achtköpfige Klimaschutzgruppe hat bereits 2022 einen politischen Meilenstein gesetzt: Mit dem erfolgreichen Bürgerbegehren "Bargteheide klimaneutral 2035" überzeugte sie Politik und Bevölkerung - ein Bürgerentscheid war überflüssig.
Inzwischen hat die Stadt den Klimaaktionsplan beauftragt, der bis 2026 konkrete Maßnahmen zur Emissionsreduktion aufzeigen soll.
Klimaschutz zum Anfassen: Die ZeroTalks
Was ist ihr Erfolgsrezept? "Unser Erfolg basiert auf intensiver Öffentlichkeitsarbeit, einem konstruktiven Dialog mit der Politik und dem großen Interesse der Bevölkerung", erklärt Claudia Goldmann, Mitglied von Bargteheide Zero. So belässt es die Truppe nicht nur bei politischen Forderungen.
Mit den monatlichen ZeroTalks, Informationsabenden zu Themen wie nachhaltigem Gärtnern, Ökostrom oder Balkonkraftwerken, wird Klimaschutz zu den Bürgerinnen und Bürger gebracht. "Wir arbeiten ehrenamtlich, flach organisiert, und leben vom Austausch", erklärt Claudia Goldmann - warum sollte das nicht auch in Ahrensburg möglich sein?
Ohne Geld geht's nicht - aber manchmal reicht wenig
Dabei darf aber das Finanzielle nicht vernachlässigt werden. Unterstützt werden die Ehrenamtlichen aus dem städtischen Klimafonds - dessen Beantragung wiederum starke Nerven und Durchhaltevermögen erforderte: Nach dem erfolgreichen Bürgerbegehren ließ die Bewilligung des Zuwendungsbescheides etwas mehr als zwei Jahre auf sich warten. Erst im Mai vergangenen Jahres kam das Okay.
Doch nicht immer muss Klimaschutz auf den Geldbeutel gehen: Schon kleine, ressourcenschonende Projekte zeigten ihre Wirkung, so Goldmann. In ihren "Zero Talks" erklären Experten vor Ort, was beispielsweise Mitmachgärten, Beetpatenschaften, Lebensmittelretten oder die richtige Heizeinstellung bewirken können.
Stark im Netzwerk: Grundstein für den Erfolg von Bargteheide Zero
Ein wichtiger Erfolgsfaktor für Bargteheide Zero: das Netzwerk von "LocalZero". "Das ist für uns von unschätzbarem Wert", betont Goldmann. Besonders während der "intensiven Phase des Unterschriftensammelns für das Bürgerbegehren", hätte die kommunale Initiative stark von der Unterstützung des Dachverbands "GermanZero" profitiert.
Die Bargteheide Klimaschützer (von links): Tom Mac Arthur, Claudia Goldmann, Ulrich Bien, Elke Stachmann, Ulrike Lenz (GermanZero), Ulrike Hamel, Joachim Hamel und Benjamin Müller. FOTO: BARGTEHEIDE ZERO
Innovation durch Vernetzung und Räume für Klimaideen
Auch Lübeck zählt laut LocalZero-Ehrenamtsberaterin Ulrike Lenz zu den Vorreiterstädten. Der Klimaentscheid Lübeck e. V. überzeugte mit einem Bürgerbegehren nicht nur über 11.500 Lübeckerinnen und Lübecker, sondern auch die Bürgerschaft, das Ziel der Klimaneutralität bis 2035 in den offiziellen Klimaschutzplan zu übernehmen.
Darüber hinaus treibt das Lübecker Team die Idee eines "Klimahauses" im Zentrum der Hansestadt voran - als Treffpunkt für Bürgerinnen und Bürger, Workshopraum und Reparatur-Café. "Klimaschutz braucht Raum", erklärt Nathalie Glaser-Möller vom Team Lübeck. "Nicht nur im Kopf, sondern auch in der Stadt."
Das Kernteam vom Klimaentscheid Lübeck e.V. um Vorsitzende Gesa Hollaender (von links) Nathalie Glaser-Möller, Rahel Weiß, Gabi von Kleist, Helke Linowitzki in Weber und Francesco Lombari. FOTO: MATHIAS HOLLAENDER
Was Ahrensburg von Bargteheide und Lübeck lernen kann
Ein drittes Highlight: Die kreative Aktion "Nach(t)Schicht", bei der Kommunikationsprofis der Firma Dräger ihre Expertise einen Abend lang gemeinnützigen Projekten zur Verfügung stellen - unter anderem auch dem Klimaentscheid Lübeck, der daraus ein Konzept für Stadtteil-Aktionen entwickelte.
Und obwohl die Schlossstadt mit knapp 35.000 Einwohner gegenüber der 233.000-Einwohner-Stadt Lübeck auf weniger Ressourcen zurückgreifen kann, so könnte sich eine mögliche Ahrenburger-Version der "Bargteheider Zeros" einiges von ihren Nachbarn aus der Region abschauen.
Kieler Nachrichten (Tageszeitung) vom 24.05.2025 |
Die Energieversorgung der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt und des Umlandes liegt bei den Stadtwerken Kiel in ebenso zuverlässigen wie nachhaltigen Händen. Mit über 900 Mitarbeitenden zählen die Stadtwerke Kiel zu den größten Arbeitgebern in der Region und beliefern ihre Kundinnen und Kunden sicher mit Strom, Gas, Wasser und Fernwärme. Ob Student in einer Ein-Zimmer-Wohnung oder großes Unternehmen mit vielen Quadratmetern und Angestellten, alle wissen: Auf die Stadtwerke Kiel können alle bauen - und das in Zukunft noch nachhaltiger. Als Mitgestalter der Energiewende zeigt sich das Unternehmen sehr ambitioniert und möchte Strom und Fernwärme bis 2035 klimaneutral produzieren.
Diese zukunftsorientierte Haltung zeichnet die Stadtwerke Kiel natürlich auch in Bezug auf die eigenen Mitarbeitenden aus. Denn ohne sie wäre dieser Qualitätsanspruch nicht möglich. Wer Teil des Teams der Stadtwerke Kiel wird, kann nicht nur aktiv den Weg der Energiewende mitgestalten, sondern auch sich selbst gemeinsam mit dem Unternehmen stetig weiterentwickeln. Diese sinnstiftende Tätigkeit in einem sympathischen Team gehört laut einer aktuellen Mitarbeiterbefragung zu den größten positiven Faktoren, warum sich jemand für eine Beschäftigung bei den Stadtwerken Kiel entscheidet und auch im Unternehmen bleibt. Weiteres wichtiges Kriterium für den enormen Zuspruch, sich zu bewerben, sind die vielfältigen Karrieremöglichkeiten und Einstiegsoptionen.
So bietet zum Beispiel das 18-monatige Trainee-Programm in den Bereichen Wirtschaftswissenschaften sowie Elektrotechnik, Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurswesen denjenigen, die ihren Studienabschluss in der Tasche haben, einen attraktiven Einstieg als Fachkraft in das Unternehmen.
Das kann auch Rufin Arnaud Foejo bestätigen. Der gebürtige Kameruner ist für das Studium der Elektrotechnik nach Kiel gezogen. Nach seinem Abschluss an der Fachhochschule gaben ihm Freunde den Tipp, sich bei den Stadtwerken als Trainee im Bereich Elek- trotechnik zu bewerben. "Ich bin den Stadtwerken dankbar, dass sie sich so für mich eingesetzt haben. Nun bin ich seit September 2024 bei den Stadtwerken und momentan im Asset-Management tätig. Wir Trainees wechseln alle drei Monate den Bereich, damit wir uns optimal beruflich orientieren können." Oliver Bick vom Personalrecruiting ergänzt: "Nicht nur die fachliche Kompetenz wird vermittelt: Parallel nehmen alle Trainees an einem einjährigen Nachwuchsförderprogramm teil. Die vermittelten Module umfassen beispielsweise Konflikt- und Zeitmanagement, Persönlichkeitsentwicklung oder Change-Management." Wer sich selbst ein Bild von den Stadtwerken als Arbeitgeber machen möchte, kann das beispielsweise auf der Kieler Woche tun.
Gemeinsam mit dem Städtischen Krankenhaus bieten sie an ihrem Stand im Schlossgarten täglich ein vielfältiges Programm und die Möglichkeit, Einblicke in verschiedenste Facetten des Unternehmens zu gewinnen.
Stadtwerke Kiel AG
Gründungsjahr:
1856
Geschäftsführer:
Frank Meier (Vorstandsvorsitzender), Dr. Jörg Teupen
Mitarbeitende:
ca. 900 Tel. 0431/98793000 Uhlenkrog 32 24113 Kiel www.stadtwerke-kiel.de email@stadtwerke-kiel.de ANZEIGENSONDERVERÖFFENTLICHUNG
shz.de am 25.05.2025 Eckernförde: Experten diskutieren Pro und Contra der Energiewende |
Diskussion im alten Kreishaus in Eckernförde: Erneuerbare Energien - Segen oder Fluch?
Andreas Hein, Energiepolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, und Susanne Kirchhof, Landesverband Vernunftkraft Schleswig-Holstein, diskutierten gemeinsam mit anderen geladenen Gästen über die Vor- und Nachteile von Erneuerbaren Energien. FOTO: GERNOT KÜHL UP-DOWN
Experten streiten in Eckernförde über Kosten, Nutzen und Akzeptanz der Energiewende. Im Fokus stehen Wind- und Solarenergie, Netzausbau sowie Folgen für Verbraucher und betroffene Anwohner.
Sind Wind und Sonne die Energiequellen der Zukunft? Ist die Energiewende bezahlbar? Über diese und weitere Fragen diskutierten sechs Experten aus unterschiedlichen Bereichen der Energiepolitik im mit 100 Besuchern vollbesetzten Sitzungssaal des früheren Kreishauses am Mühlenberg.
Dr. Reinhard Jentzsch, Initiator des Forums "Eckernförde im Dialog", hatte nach Eckernförde eingeladen. Unter seiner Leitung diskutierten Marcus Hrack (Geschäftsführer Landesverband Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein), Andreas Hein (Energiepolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion), Dr. Susanne Kirchhof (Landesverband Vernunftkraft Schleswig-Holstein), Dr. Björn Peters (Physiker, Energieökonom mit Schwerpunkt Nukleartechnik, Bänker und Buchautor), Dr. Andreas Luczak (Physiker und Professor für Regenerative Energien an der Fachhochschule Kiel) und Dr. Joachim Weimann (Ökonom und Professor an der Universität Magdeburg) über das Thema: "Erneuerbare Energien: Wege in die Zukunft oder doch eine Sackgasse?".
Was alles für die erneuerbaren Energien spricht
Marcus Hrach, Andreas Hein und Andreas Luczak verteidigten den eingeschlagenen energiepolitischen Weg. Die Energiewende sei noch ganz am Anfang und keineswegs gescheitert. Solar- und Windenergie wiesen - anders als bei den auslaufenden und immer teurer werdenden fossilen Energieträgern Gas und Öl - "auf lange Sicht ein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis" auf, sagte Luczak.
Erneuerbare Energien hätten einen Kapazitätszuwachs von 92 Prozent erlebt, Tendenz steigend. Im Vergleich zur Diskussion um den Neubau von Atomkraftwerken lieferten Sonne und Wind "die günstigste Energie, die wir haben", sagte CDU-Politiker Hein.
Sie diskutierten über die Energiewende und die energiepolitische Zukunft in Deutschland und Europa: (v. l.) Initiator und Moderator Dr. Reinhard Jentzsch, Marcus Hrack (Geschäftsführer des Landesverbandes Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein), Andreas Hein (Energiepolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion), Dr. Susanne Kirchhof (Landesverband Vernunftkraft Schleswig-Holstein), Dr. Björn Peters (Physiker, Energieökonom mit Schwerpunkt Nukleartechnik, Bänker und Buchautor), Dr. Andreas Luczak (Physiker und Professor für Regenerative Energien an der Fachhochschule Kiel) und Dr. Joachim Weimann (Ökonom und Professor an der Universität Magdeburg). FOTO: GERNOT KÜHL
Im Gegensatz zu Wind und Solar gebe es für Atomkraftwerke keine gesellschaftliche Akzeptanz, nicht zuletzt wegen der ungelösten Endlagerfrage. Ihr Bau dauere mindestens 20 Jahren und komme zu spät für die Energiewende. Marcus Hrach betonte, dass man jetzt neue Netze und Speicher brauche. Erneuerbare Energien würden immer günstiger, "durchlaufende Kraftwerke spielen ab 2040 keine Rolle mehr. Die Zukunft ist elektrifiziert und erneuerbar".
Und was alles gegen die Erneuerbaren spricht
Dem widersprachen die drei anderen Teilnehmer. Die Solar- und Windenergie seien seit 35 Jahren Subventionsfälle - "das muss enden", forderte Björn Peters. Er sprach von einer "massiven Bevorzugung" der erneuerbaren Energien, gestützt auf NGO-basierten Studien.
Er verwies auf Länder wie Dänemark und Norwegen, in denen gerade ein Ausstieg aus dem Atomausstieg in Gang sei, dies wünsche er sich auch für Deutschland. Erneuerbare Energien seien "unbezahlbar", sagte Joachim Weimann.
Weimann sprach sich für eine Steuerung der Energieversorgung durch den Emissionshandel aus. Der Kauf und Verkauf von CO2-Zertifikaten funktioniere und sollte das einzige Preisregulatorium sein, möglichst einheitlich in ganz Europa. "Warum die Landschaft zerstören, wenn es ein Instrument gibt, die Verbräuche zu reduzieren?", so der Wissenschaftler.
Joachim Weimann, Ökonom und Professor an der Universität Magdeburg, kritisiert den eingeschlagenen energiepolitischen Weg. FOTO: GERNOT KÜHL
Laut Susanne Kirchof kommt der "angeblich günstige regenerative Strom bei uns nicht an". Durch die hohen Preise verteure sich alles, auch die Lebensmittel. "Das ist für viele Menschen nicht mehr bezahlbar, auch die Industrie kann sich diese hohen Strompreise nicht mehr leisten." Zur Einordnung: Die regionalen Energieunternehmen Stadtwerke SH, Stadtwerke Nortorf und Stadtwerke Neumünster haben 2025 die Preise für Strom und Gas gesenkt.
Abstände zu Windmühlen machen Betroffenen zu schaffen
In der Fragerunde wurden die hohen Energiepreise in Deutschland kritisiert. Ferner ging es um den Landschaftsverbrauch durch Solar- und Windparks sowie gesundheitliche und finanzielle Nachteile für Betroffene. Sabine Binder wohnt zwischen Bredenbek und Westensee. Sie wünscht sich höhere Entschädigungen für Bürger, die im Nahbereich von Windrädern leben - dies könne durch die Absenkung der hohen Pachten für Landbesitzer finanziert werden, auf deren Boden Windmühlen errichtet werden.
Hamburger Abendblatt, Norderstedt (Tageszeitung) vom 26.05.2025, S. 21 Schwerer Crash, dann Sturm: Aufbau von neuem Windpark stockt |
Schaden nach Unglück eines Schwertransports in Elmshorn härter als angenommen. Auch Wetterkapriolen machen Zeitplan zunichte
Uetersen Die Sterne für das Repowering des Windparks in Uetersen scheinen nicht gut zu stehen. Zum einen beeinträchtigen die derzeit brüllenden Sturmböen über Norddeutschland den Aufbau der neuen Windanlagen. Zum anderen muss ein Turmteil ersetzt werden, nachdem es in Elmshorn von einem Schwerlaster gekracht war. Unklar ist, wann das gelingt.
Der Zeitplan war durcheinander geraten, nachdem in der Nacht zum 16. Mai ein Schwerlasttransport verunglückt war. In Elmshorn rutschte der hintere Auflieger in einer leichten Linkskurve nach außen weg und prallte gegen einen Baum, sodass sich der gut 60 Tonnen schwere Turmteil löste und auf die Fahrbahn krachte. Zum Glück wurde niemand verletzt. Der Unfall sei auf technisches Versagen zurückzuführen, teilte die Spedition mit.
"Das beschädigte Turmteil muss von Nordex ersetzt werden", sagt Svea Balzer, Sprecherin bei Green Planet Energy, dessen Tochterunternehmen Planet Projects den Windpark betreibt. Ein Lieferzeitpunkt stehe noch nicht fest. Die Kosten müsse der Hamburger Hersteller der Windanlagen tragen, da die Firma auch für den Transport verantwortlich sei.
Der beschädigte Turm liegt noch im Windpark. Ob er dort "kleingemacht" und abtransportiert oder im Ganzen wieder ins Werk gebracht wird, steht noch nicht fest. Das teilte Tanja Schäfer vom Projektmanagement des Transportorganisators Wörmann Team aus Nordrhein-Westfalen mit.
Was das für den Zeitplan heißt, kann noch niemand genau sagen. Auch die aktuell geplanten Transporte der Teile für die vierte und letzte Anlage mussten verschoben werden. So kamen in der Nacht zum Freitag und Sonnabend, jeweils Teile für den Turm, in dieser Woche kommen am Dienstagfrüh die drei etwa 90 Meter langen Rotorblätter.
Aufgrund der kräftigen Winde kann derzeit ohnehin nichts gemacht werden, um die Türme auf den Feldern am Rande der Marsch vor Uetersen zu errichten. Sogar die Baukräne mussten schon zurückgebaut werden, bereits zum zweiten Mal.
Beim ersten Mal hatte der Radius für den Baukran nicht ausgereicht. Landwirte und Fuhrunternehmer mussten daraufhin viele Tonnen zusätzlichen Schotter heranfahren, um die Arbeitsbereiche zu verstärken. "Solange die Witterungslage so bleibt, finden erst einmal nur vorbereitende Maßnahmen am Boden statt", sagt Green-Planet-Sprecherin Svea Balzer. Bei Wetterbesserung seien die Teams sofort einsatzbereit.
Die vier neuen Windanlagen ersetzen den 2001 an derselben Stelle errichten Windpark. Sechs Windräder konnten etwa 4000 Haushalte mit Strom versorgen. Sie wurden im Frühjahr abgebaut. Die vier neuen, leistungsstärkeren Anlagen werden auf der gleichen Fläche rund vier Mal mehr Strom erzeugen können. Zudem soll ein Teil der Energie für den Aufbau eines bundesweit vorbildlichen Nahwärmenetzes genutzt werden. mra
Dithmarscher Landeszeitung (Tageszeitung) vom 24.05.2025, S. 1 |
Von der nördlichsten Ecke Nordfrieslands aus kümmert sich bundesweit eine Firma um den Abbau ausgemusterter Windräder – und darum, dass davon möglichst viele Teile wiederverwertet werden.
ier in der Ebene auf dem Firmengelände in der nordwestlichen Ecke Nordfrieslands ist alles zum Greifen nahe, was man sonst nur in luftiger Höhe aus der Entfernung sieht – und wirkt plötzlich ganz schön groß: Die Ausmaße einer stattlichen Blockhütte erreichen die Maschinenhäuser von zwei abgebauten Windkraftanlagen, die gerade aus Oldenswort südlich von Husum eingetroffen sind. Mehr als doppelte Mannshöhe haben die dazugehörigen Naben, die einst Rotoren und Maschinenhaus verbunden haben: 4,50 Meter.
"Das sind Teile von Anlagen, wie sie jetzt in großen Stückzahlen anfallen", sagt Dirk Nielsen. In der Branche sprechen sie von der Zwei-Megawatt-Klasse. Kurz nach der Jahrtausendwende ist dieser Typ auf den Markt gekommen – und erreicht rund 20 Jahre später das Ende seiner Lebensdauer. Eine Zeitspanne, die bei Windrädern jedweden Typs bisher üblich war. Die technischen Betriebsgenehmigungen laufen danach in der Regel aus, ebenso die staatlich garantierte Einspeisevergütung.
Nur wenige Meter entfernt um die Ecke lagern Maschinenhäuser aus Hessen, die nur halb so groß wie diejenigen aus Oldenswort sind. Schon 1996 sind sie gebaut worden, wiegen "nur" 21 Tonnen statt 56 wie die Exemplare der Zwei-Megawatt-Klasse. Dafür begrenzte sich das Leistungsvolumen der von ihnen angetriebenen Anlagen auf nur 0,6 Megawatt.
Kunden aus Japan und den USA
Mit wenigen Blicken lässt sich bei "Wind Nielsen" in Süderlügum die technische Entwicklung der Windenergie erfassen. Das Unternehmen aus dem äußersten Norden Nordfrieslands wrackt Windkraftanlagen ab – und behält von den Teilen alles, was Geschäftsführer Dirk Nielsen noch in irgendeiner Weise für wiederverwertbar hält. 125 Windräder hat die Firma im vergangenen Jahr deutschlandweit abgebaut. Der Radius der Gebrauchtwarenkäufer umfasst ganz Europa. In Einzelfällen reichte er schon bis in die USA und nach Japan. Meist sind Service-Unternehmen die Kunden.
"Schon als Schüler habe ich mich damit beschäftigt, ob man ausgediente Gegenstände nicht noch gebrauchen kann", erzählt Nielsen. "Für meine ersten Autos habe ich mir Teile vom Schrottplatz geholt."
Vom Wiederverkäufer zum Wiederverwerter
Zunächst hat er als Servicemonteur in der Windenergie-Branche gearbeitet und Anlagen aufgestellt. "Als die ersten Generationen dann ausgemustert wurden, wusste keiner wohin damit", blickt Nielsen zurück. Daraus entstand seine Idee, sich zunächst als Zwischenhändler selbstständig zu machen: In Länder wie Polen, Bulgarien und Rumänien hat er in Deutschland ausrangierte Windräder weiterverkauft. "Irgendwann wurde die Anzahl zu groß, um alle weiterzuverkaufen", sagt er. Seitdem bilden das Abwracken selbst und der Gebrauchtwarenhandel den Schwerpunkt seines Geschäfts. Seit 2010 gibt es "Wind Nielsen". 13.000 Quadratmeter Lagerfläche stehen der GmbH mit zehn Beschäftigten in einem einstigen Panzer-Depot der Bundeswehr zur Verfügung. Komponenten von zehn Herstellern hat sie auf Lager, darunter zum Beispiel Nordex, Vestas, Enercon.
Kerngeschäft mit Getrieben und Generatoren
Rotorblätter werden eher selten nachgefragt, weil sie wenig verschleißanfällig seien – aber es kommt auch vor: Gerade hat der Betrieb welche nach Estland geliefert. Die Vorgänger dort waren einem Blitzeinschlag zum Opfer gefallen. Am meisten verkauft "Wind Nielsen" Getriebe und Generatoren weiter. "Das sind die großen Teile, die kaputtgehen können." Zu 30 bis 40 Prozent lagert Nielsen sie ein, wenn er Windkraftanlagen abwrackt.
Vor einer Entscheidung über Ja oder Nein geht sein Team die Wartungs-Historie einer Anlage durch. Dort kann man lesen, ob und wie oft ein Teil gepflegt oder ausgetauscht worden ist. Weitere Messlatten für ein Einlagern sind: Wie viele baugleiche Teile befinden sich bereits in Süderlügum im Vorrat? Sind noch viele andere Anlagen desselben Typs mit entsprechend hohem Ersatzteilbedarf in Betrieb? Wie hoch sind die Transportkosten im Verhältnis zum Wiederverkaufswert?
Vor allem bei Landwirten beliebt ist eine vom Firmenchef als Bastler-Ecke bezeichnete Abteilung. Sie holen sich von dort zum Beispiel Treppen, die sie zum Erklimmen von Güllebehältern nutzen oder halbkreisförmige Maschinenhauseindeckungen. Die lassen sich etwa als Unterstände für Kälber verwenden – "flexibel handhabbar, weil einfach mit einem Frontlader zu bewegen".
Die Kehrseite wachsender Anlagen
Während sich Windkraft-Investoren darüber freuen, dass die Anlagen stetig größer werden, ist Nielsens Begeisterung darüber begrenzt: Was die Stromproduktion beschleunigt, bewirkt beim Abwracken das Gegenteil. "Die Logistik wird dabei durch das Anlagen-Wachstum deutlich aufwändiger", erlebt der Unternehmer. "Die Kosten steigen dadurch ums Drei- bis Vierfache, wenn man die Anlagen der 0,6 und Zwei-Megawattklasse vergleicht. Es braucht etwa zum Abbau höhere Kräne und zum Abtransport längere Spezialfahrzeuge." Letzteres heißt auch schwerer zu bekommende Transportgenehmigungen und größere Umwege. "Alles in allem dauern die Arbeitsschritte mit größeren Arbeiten länger, zumal wir es oft mit ganzen Windparks zu tun haben. Das bindet Kapazitäten. Dadurch geht ein Stück Flexibilität verloren."
Süderlügum
Von Frank Jung
Norddeutsche Rundschau (Tageszeitung) vom 26.05.2025, S. 15 Prokon feiert in Itzehoe und ehrt Ex-Minister Jürgen Trittin |
Energiegenossenschaft würdigt jahrzehntelanges Engagement des Grünen-Politikers für erneuerbare Energien
Itzehoe
Fast 60 Prozent des in Deutschland eingespeisten Stroms stammten im vergangenen Jahr aus erneuerbaren Energien. "Das ist praktischer Klimaschutz", sagte Jürgen Trittin. Für seinen Anteil an dieser Entwicklung wurde der Grünen-Politiker am Samstag, 24. Mai, vom Itzehoer Unternehmen Prokon geehrt.
Dieses befasst sich seit 30 Jahren mit grüner Energie vor allem aus Wind und Sonne, seit zehn Jahren nach dem Neustart aus der Insolvenz in Form einer Genossenschaft. Das sei gelebte Energiewende, sagte Vorstandsvorsitzender Henning von Stechow bei einem Festakt im Ständesaal, während vor dem Historischen Rathaus in Itzehoe bereits ein bunter Markt unter dem Motto "Wind und Werte" lief. Prokon, so von Stechow, sei mit 70 Windparks und 40.000 Mitgliedern heute die "größte und wirkungsvollste Energiegenossenschaft Deutschlands, vielleicht sogar Europas". Seine Vorstandskollegin Katharina Beyer betonte, dass die Klimaveränderung trotz anderer Themen wie dem Ukraine-Krieg eine zentrale Herausforderung der Zeit bleibe: "Entschlossenes Handeln ist dringlicher denn je."
Ein stabiles Fundament für die Energiewende sei das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), sagte Rainer Doemen, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender bei Prokon, in seiner Laudatio zum Prokon Award für Trittin. Im Jahr 2000 wurde es beschlossen, und Trittin habe als damaliger Umweltminister einen großen Anteil daran, dass das EEG gegen erhebliche Widerstände durchgesetzt worden sei. Schnell sei es danach zu einem globalen Vorbild geworden.
So sei Deutschland nicht Geisterfahrer, sondern Pfadfinder der globalen Energiewende gewesen, sagte Trittin. Er lobte den Einsatz von Unternehmen wie Prokon, warnte aber auch vor einem Zurückschlagen des "fossilen Imperiums". Damit meinte er US-Präsident Donald Trump, nannte aber auch die neue Wirtschaftsministerin Katharina Reiche (CDU), die zuletzt den Bau neuer Gaskraftwerke gefordert hatte. Trittin: "Wir müssen dem fossilen Imperium die Stirn bieten." lpe
NDR Online am 26.05.2025 |
In Schleswig-Holstein sollen immer mehr Stromspeicher gebaut werden. Der Energiedienstleister SH Netz verzeichne einen starken Anstieg von Anschlussanfragen, so Benjamin Merkt von der Muttergesellschaft HanseWerk. Alleine im seien es 163 geplante Speicherprojekte mit einer Leistung von 1.600 Megawatt, im sind es ähnliche Zahlen. Insgesamt wurden fast 2.500 Anfragen gestellt, die eine Leistung von 12.700 Megawatt hätten.
Batteriespeicher sorgen für Netzstabilität
Aktuell sind in Schleswig-Holstein über 38.000 Speicher mit einer Gesamtleistung von 264 Megawatt am Netz. Die meisten davon sind Haushaltsspeicher, die an eine Photovoltaikanlage angeschlossen sind. Die Leistung dieser Speicher würde ausreichen, um 59.000 Haushalte einen Tag mit Strom zu versorgen.
NDR Online am 23.05.2025 Heizölpreise aktuell in Schleswig-Holstein auf Jahrestief gesunken |
Seit gut einem Jahr fallen die Preise für Heizöl - das gilt auch für Schleswig-Holstein. Sie liegen aber aktuell immer noch deutlich höher als vor der Energiekrise. Hintergrund ist ein Preiskampf auf dem Weltmarkt.
Auf den richtigen Moment kommt es beim Bestellen an. Das haben Ölheizungsbesitzer seit dem Krieg in der Ukraine immer wieder erfahren. Während der Preisspitzen 2022 vervierfachte sich der Preis vorübergehend. Der richtige Zeitpunkt für den Kauf ist relevant; wenige Wochen entscheiden über viel Geld.
Heizölpreise: Kaum Unterschiede in Schleswig-Holstein
Das gilt auch weiterhin: Wer jetzt einen durchschnittlichen 3.000-Liter-Tank befüllt, zahlt aktuell 600 Euro weniger als noch im Januar. Innerhalb Schleswig-Holsteins unterscheidet sich der Lieferpreis kaum. Vergleichsportale listen die jeweils günstigsten Anbieter Mitte Mai zwischen 85 und 87 Cent.
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Ölpreis: Politik der Förderländer ist entscheidend
Der Heizölpreis folgt dabei dem Ölpreis auf dem Weltmarkt. Die Internationale Energieagentur beobachtet dort zunehmende Spannungen. Saudi-Arabien hatte mit den ölexportierenden Staaten im OPEC-Verbund lange Zeit weniger gefördert, als möglich war, um den Ölpreis hoch zu halten. Dadurch wurde allerdings auch die Förderung in den USA lukrativ, wo die Produktionskosten bei der besonders umweltschädlichen Fracking-Methode höher sind. Auch Russland benötigt einen hohen Ölpreis, um die Kriegskasse mit Gewinnen zu füllen. Nun schraubt Saudi-Arabien die Fördermengen nach oben, um Marktanteile zurückzugewinnen. Falls Sanktionen gegen den Iran gelockert werden, könnte noch mehr Öl auf den Markt kommen.
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Nachfrage sinkt durch Trumps Zölle und E-Auto-Boom in China
Gleichzeitig gerät die Weltwirtschaft durch die Zollpolitik von US-Präsident Trump ins Trudeln. Der Ukraine-Krieg dauert an und dämpft das Wachstum in Europa. Vor allem in China fahren immer mehr E-Autos, so dass der Ölbedarf sinkt. Die Folge ist ein übersättigter Markt. Trotzdem bleiben Prognosen schwierig.
Heizöl - günstiger als Gas und Fernwärme
Heizöl-Lieferanten aus dem berichten, es werde aktuell mehr bestellt als zum jetzigen Zeitpunkt in den Jahren zuvor. Der Heizölpreis in Schleswig-Holstein liegt allerdings immer noch höher als vor der Energiekrise. Pro Liter Heizöl lassen sich etwa zehn Kilowattstunden (kWh) Wärmeenergie erzeugen. Damit liegt Heizöl derzeit bei 8,5 Cent pro kWh. Es ist damit günstiger als Erdgas und Fernwärme. Bei den Verbrauchskosten sind Wärmepumpen mit Wärmestromtarif in den meisten Fällen noch günstiger. Je besser das Haus saniert ist, desto wirtschaftlicher ist deren Betrieb.
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Ölheizungen in SH vor allem auf dem Land
2022 heizte nach dem Mikrozensus noch knapp jeder fünfte Haushalt in Schleswig-Holstein mit Öl. Und in vielen Dörfern und Einzellagen, in denen kein Erdgasanschluss zur Verfügung steht, ist Öl weiterhin der am meisten genutzte Energieträger. Dabei ist die Technik ein Auslaufmodell, weil Öl- sowie auch Gasverbrennung den Klimawandel vorantreiben. Rund 17,5 Cent pro Liter Heizöl beträgt deshalb bereits der CO2-Preis, der sich im kommenden Jahr auf bis zu 20 Cent erhöhen könnte. Die weitere Entwicklung hängt vom EU-Emissionshandel ab. Möglich ist ein deutlicher Preisanstieg für Heizöl in den kommenden Jahren.
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Steigende Kosten und Auflagen für neue Ölheizungen
Beim Einbau einer neuen Heizung in einem sogenannten Bestandsgebäude besteht in Schleswig-Holstein schon jetzt die Pflicht, mindestens 15 Prozent erneuerbare Energieträger zu berücksichtigen. Bundesweit müssen Ölheizungen, die aktuell installiert werden, diesen Anteil ab 2029 erfüllen. Später soll der Anteil steigen. In ihrer letzten Regierungszeit hatten CDU und SPD noch festgelegt, den Einbau neuer Ölheizungen ab 2026 stark einzuschränken. Die Ampel-Koalition wollte die. Die zur Zeit geltende Regelung besagt, dass künftig mindestens 65 Prozent erneuerbare Energie für neue Anlagen genutzt werden muss. In kleineren Gemeinden ohne Wärmeplanung gilt als Stichtag der 30. Juni 2028.
Betrieb bis 2044?
Die neue Bundesregierung hat nun im Koalitionsvertrag. Was stattdessen kommt, ist offen. Am Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2045 wollen CDU und SPD festhalten. Dann könnte dann auch der Betrieb von Ölheizungen gänzlich verboten werden. In Schleswig-Holstein hat sich die Landesregierung das Ziel der vorgezogenen Klimaneutralität im Jahr 2040 gesetzt. Im Energiewende- und Klimaschutzgesetz (EWKG) des Landes finden sich allerdings keine Regelungen zur Stilllegung von Heizungsanlagen.
Flensburger Tageblatt (Tageszeitung) vom 24.05.2025, S. 9 |
Ab Herbst 2026 will die Flensburger Brauerei am Munketoft modernere Technologie einsetzen
Mira Nagar und Gunnar Dommasch
Flensburg
Keine Sorge: Das "Flens" wird weiter fließen. Zwar wurde am Freitag noch kein frisches Fass angestochen, dafür aber der symbolische Spatenstich für das neue Sudhaus der Flensburger Brauerei vollzogen. Es wird den mehr als 60 Jahre alten Vorgänger ersetzen.
Zahlreiche Gäste hatten sich bereits morgens rund um die Baustelle am derzeit gesperrten Munketoft eingefunden, um die Zeremonie zu begleiten.
Von der "Erfüllung eines Brauerlebens" sprach Technik-Geschäftsführer Michael Seip zur Begrüßung und betonte, dass man bis spätestens 2045 klimaneutral produzieren wolle. "Das hier ist ein Statement!" Dafür, dass man nicht nur mit der Zeit gehen, sondern ihr voraus sein wolle. Das Projekt stehe für "die Zukunft der Brauerei – für die Vision, dass wir bestehen wollen am Markt".
Ressourcenschonende BierherstellungDenn der Neubau werde nicht nur die Bierherstellung auf ein neues technologisches Niveau heben, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Energieeffizienz, Ressourcenschonung und Emissionsreduktion leisten. Ein zentraler Baustein ist ein groß dimensionierter Heißwasserspeicher, der überschüssige Energie aus erneuerbaren Quellen aufnehmen und gezielt für die Brauprozesse bereitstellen kann.
Neu ist auch, dass der Lieferverkehr innerhäusig gelöst wird. Die Lastwagen, die Malz anliefern und den Treber, also die Rückstände des Herstellungsprozesses, wieder abholen, können hineinfahren. Das soll nicht nur Lärmemissionen verringern, sondern auch den typischen Brauerei-Geruch, den man zuweilen im weiteren Umkreis riecht.
Allerdings: Der Anbau wird nicht nur auf der bisherigen Lkw-Auffahrt gebaut – auch ein Grünstreifen mit Bäumen am Munketoft muss dafür weichen. Geschäftsführerin Sylke Moerke versprach vor kurzem, dass die Fläche ausgeglichen wird – auch soll das Dach des Sudhauses begrünt werden. Für Photovoltaik sei es aber zu lange am Tag beschattet.
Die denkmalgeschützte gelbe Ziegelfassade soll optisch integriert, eine großzügige Glasfassade Einblicke in die Welt des Bierbrauens geben. Ab Herbst 2026 soll gebraut werden. Zunächst sollen beide anlagen parallel betrieben werden, bis alles passt. "Zusammen", so Seip, "werden wir das Ding wuppen!"
Stichwort für Oberbürgermeister Fabian Geyer, der insbesondere die Bedeutung des Projekts für die Region und das Bekenntnis der Brauerei zu diesem Standort hervorhob. "Flensburg ohne Pilsener ist nicht denkbar!" Der Spatenstich sei nicht nur ein symbolischer, sondern auch ein elementarer Schritt, den alle Beteiligten mit einem klaren Ziel gemeinsam gegangen seien. Mehr noch: Der Fortschritt des Bauvorhabens zeige deutlich: "Wir planen nicht nur, wir schaffen auch was."