Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 02.06.2025, S. 1 (Tageszeitung / täglich außer Sonntag, Frankfurt am Main)
Rubrik im PS: | Herausforderungen der Globalisierung |
Autor: | hmk./mawy. |
Auflage: | 179.017 |
Reichweite: | 798.080 |
Quellrubrik: | Titelseite |
EU-Kommission droht Trump mit Gegenmaßnahmen
Verdoppelung der US-Zölle auf Stahl und Aluminium / Merz am Donnerstag in USA
Von hmk./mawy.
Brüssel/Berlin. Die Europäische Kommission hat mit Unverständnis auf die von US-Präsident Donald Trump angekündigte Verdoppelung der amerikanischen Zölle auf Stahl und Aluminium reagiert. Das untergrabe die Bemühungen, eine Lösung des Streits am Verhandlungstisch zu erzielen, sagte ein Sprecher am Wochenende. "Wenn keine für beide Seiten akzeptable Lösung erreicht wird, werden sowohl die bestehenden als auch die zusätzlichen EU-Maßnahmen automatisch am 14. Juli in Kraft treten – oder früher, wenn die Umstände es erfordern." Die Abgaben sollen am 4. Juni in Kraft treten.
"Wir werden die Zölle auf Stahl in die Vereinigten Staaten von Amerika von 25 auf 50 Prozent anheben", hatte Trump zuvor während einer Kundgebung in Pennsylvania gesagt. Die EU hatte bereits in Reaktion auf die Zölle von 25 Prozent ein Paket an Gegenzöllen geschnürt. Es träfe US-Einfuhren im Wert von 21 Milliarden Euro, darunter Jeans, Motorräder und Soja. Das Volumen ist geringer als die von den US-Zöllen betroffene Ausfuhr. Diese hat einen Wert von 26 Milliarden Euro. Auch liegen die EU-Zölle nur zwischen zehn und 25 Prozent.
Die Gegenzölle sollten eigentlich schon in Kraft sein. Die EU hatte sie aber einseitig ausgesetzt, nachdem Trump im April eine 90-Tage-Pause auf seine Anfang desselben Monats verkündeten pauschalen Zölle von 20 Prozent auf die meisten EU-Importe verkündet hatte. Die EU arbeitet momentan an einem weiteren Paket an Vergeltungszöllen, das Importe im Wert von 95 Milliarden Euro treffen soll.
Über den Handelsstreit wird auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) am Donnerstag in Washington mit Trump sprechen. Ein Regierungssprecher teilte mit, dass neben der Handelspolitik die Beziehungen der beiden Länder und Themen wie der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und die Lage im Nahen Osten im Mittelpunkt des Gesprächs stehen würden. Vor der Verleihung des Karlspreises in Aachen in der vergangenen Woche hatte Merz sich zu den Verhandlungen schon mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ausgetauscht. (Siehe Seite 2 und Wirtschaft, Seite 15.)