Westhessen

Wetzlarer Neue Zeitung vom 23.05.2025 (Tageszeitung / täglich außer Sonntag, Wetzlar)

        
Rubrik im PS:Westhessen
Autor:Pascal Reeber
Auflage:14.619
Reichweite:34.062
Ressort:Lokales
Quellrubrik:Wetzlarer Neue Zeitung

Stoppelberger Hohl wird Langzeit-Baustelle

Stadtverordneten haben entschieden: Die Straße soll ab 2026 grundhaft saniert werden / Detail der Planungen bleibt umstritten

WETZLAR. Wenn in Wetzlar große Straßensanierungen beraten werden, dann lässt sich die Diskussion oft mit einem Filmtitel von 1958 überschreiben: Immer die Radfahrer. So auch bei der Stoppelberger Hohl. Die soll ab 2026 grundhaft saniert werden, drei Jahre lang und für etwa 12,5 Millionen Euro Kosten. Damit stellt dieses Vorhaben sogar Baustellen wie jene am Karl-Kellner-Ring in den Schatten. Debattiert wurde im Stadtparlament aber nicht über die sehr lange Bauzeit und die sehr hohen Kosten. Sondern vor allem über die Radfahrer.

Bessere Situation für ÖPNV, Behinderte und Radfahrer

Genauer gesagt drehte sich die politische Diskussion im Stadtparlament am Dienstag um die Radwegeführung. Zur Erinnerung: Im Heimatfilm "Immer die Radfahrer" von 1958 fahren drei Schulfreunde auf dem Drahtesel durch Kärnten. Schutzstreifen gibt es dort nicht. Es gibt sie auch heute in der Stoppelberger Hohl nicht. Aber: Hier soll sich das ändern. Denn neben der besseren Barrierefreiheit für Fußgänger, der Sanierung von Kanal und Fahrbahn und dem Neubau von elf Bushaltestellen verfolgt der Magistrat in der Stoppelberger Hohl eben noch ein weiteres Ziel: Die Verbesserung der Situation für Radler.

Dafür ist bergauf ein 1,85 Meter breiter Radstreifen vorgesehen, vom Rest der Fahrbahn mit einer durchgezogenen Linie getrennt und dadurch für Autos tabu. Bergab plant das Tiefbauamt einen 1,50 Meter breiten Schutzstreifen, markiert durch eine gestrichelte Linie, die bei Bedarf vom motorisierten Verkehr überfahren werden darf. Natürlich nur, wenn dort kein Radler unterwegs ist.

Für Petra Weiß (CDU) ist die Sache klar: "Die Radwegeführung ist misslungen." Zum einen sei die Hohl mit ihrer starken Steigung für Radler ein schwieriges Pflaster. Bergauf sei man als Pedaleur sehr langsam unterwegs und fühle sich daher stets von Autos bedrängt. Zum anderen sei die Wegeführung nicht konsequent. "Man malt einen Streifen auf und wo es zu eng wird, hört er einfach auf." Mit anderen Worten: Radfahren in der Hohl bleibe unangenehm und gefährlich.

Was tun? Die CDU fordert alternative Planungen vom Magistrat, zum Beispiel eine Radwegeführung durch die Nebenstraßen der Hohl. Nicht nötig, findet Baudezernent Andreas Viertelhausen (FW). "Es hindert niemand die Radfahrer daran, sich einen anderen Weg zu suchen und sich über die Nebenstraßen hinaufzuschlängeln. Das habe ich früher als Kind auch gemacht." Der Dezernent kündigt zudem Änderungen der ursprünglichen Planung an: Die Gehwege in der Hohl sollen stellenweise leicht schrumpfen, damit auf der Fahrbahn mehr Platz ist für den rollenden Verkehr.

Auf Zustimmung stößt der Ausbau erwartungsgemäß in der Koalition. Eva Struhalla (SPD) lobt die Stärkung von Bus-, Rad- und Fußverkehr. Schließlich befänden sich in der Hohl zwei Schulen und die meisten Schüler kämen auf diesen Wegen zum Unterricht. Die geplante Radverkehrsführung sei sinnvoll, der Platz genüge. "Der Vorschlag, Alternativrouten durch die Seitenstraßen auszuschildern, ist aber gut und sollte aufgegriffen werden."

Übrigens: "Immer die Radfahrer" endet mit einem großen Essen, bei dem die Protagonisten ihre Probleme ausräumen. Das gelang im Parlament nicht. Dort stimmte nur die Koalition für den Ausbau, die übrigen Fraktionen stimmten dagegen oder enthielten sich.