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Fränkische Nachrichten, Tauberbischofsheim vom 07.02.2025, S. 11 (Tageszeitung / täglich außer Sonntag, Tauberbischofsheim)

       
Rubrik im PS:Print
Autor:Berthold Schäffner
Auflage:6.748
Reichweite:15.723
Ressort:Main-Neckar

Weltmarktführer verbreitenauch Zuversicht

15. Gipfeltreffen in Schwäbisch Hall: Hochrangige Vertreter aus Wirtschaft und Politik diskutierten über die aktuelle Lage.

Abbildung: 15. Gipfeltreffen der Weltmarktführer in Schwäbisch Hall. Das Bild zeigt Dr. Nicola Leibinger-Kammüller, Dr. Walter Döring und Minister Cem Özdemir. Bild: GdW/Foto Vogt

Abbildung: Professor Dr. Reinhold Würth begrüßte die Teilnehmer des Gipfeltreffens der Weltmarktführer auch zu einem Konzert im Carmen Würth Forum. Bild: GdW/Foto Vogt

Zum 15. Internationalen Gipfeltreffen der Weltmarktführer, wo "die Besten von den Besten lernen", trafen sich hochrangige Referenten aus den Bereichen Wirtschaft, Gesellschaft, Forschung und Politik in Schwäbisch Hall. Gastgeber waren die Akademie Deutscher Weltmarktführer (Dr. Walter Döring) und die "Wirtschaftswoche", unterstützt von der Firma Würth.

In der gegenwärtig spannenden und angespannten Zeit stellten sich Experten aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien und China den Kernfragen der aktuellen wirtschaftlichen Lage. Gegen die Angststarre in Deutschland forderten sie Entlastungen, Planungssicherheit und blickten zuversichtlich in die Zukunft.

Walter Döring ruft zu Optimismus in der Wirtschaft auf

In seiner Begrüßung rief Dr. Walter Döring zu Aufbruch und Optimismus auf. Er kritisierte Wirtschaftsminister Robert Habeck, dessen neuestes Buch den Titel "Den Bach rauf" trage. In Wirklichkeit führe er die Wirtschaft jedoch den Bach hinunter, so Döring.

In der bewusst überparteilichen Veranstaltung hielt der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Bildung und Forschung, Cem Özdemir (eine baden-württembergische Lösung: "Ein Mann – ein Gehalt – zwei Minister"), die Eröffnungs-Keynote. Unter anderem fand der Minister klare Worte zu einer gelingenden Integrationspolitik: Deutsche Sprache beherrschen und Bildung stünden im Vordergrund. Nicht Transferleistungen seien der Regelfall, sondern Arbeit und "sich an die Gesetze halten".

Nicola Leibinger-Kammüller fordert "mentalen Turnaround"

"Der Staat muss noch mehr gute Rahmenbedingungen und ein Entlastungspaket für Mittelstand und Handwerk schaffen", betonte Özdemir. Er kritisierte in diesem Zusammenhang zum Beispiel die vielen Auflagen und Berichtspflichten der landwirtschaftlichen Betriebe, die ihre Abläufe zum Teil wie Großbetriebe dokumentieren müssen. "Und was passiert mit den dicken, fetten Berichten danach? Kein Schwein liest die", so Özdemir.

Um sich ein Bild von der Wirklichkeit zu machen, schwärmte der Minister davon, dass er nicht nur die großen Zeitungen liest, sondern zuerst ganz bewusst die Lokalblätter.

Eine der erfolgreichsten Unternehmerinnen Deutschlands, Nicola Leibinger-Kammüller, Vorstandsvorsitzende beim Maschinenbauunternehmen Trumpf, hielt danach eine kritische Gegenrede. Statt dem seit Jahren versprochenen Bürokratieabbau sei der Aufwand ständig größer geworden, der Staat zunehmend dirigistischer und in manchen Feldern zu blauäugig. Zum Beispiel bei der Energiegewinnung. Leibinger-Kammüller forderte einen "mentalen Turnaround" in Sachen Wohlstandsdenken. Freizeit sei nicht das eigentliche Ideal im Leben. Im Gegenteil: "Wir arbeiten zu wenig."

Rainer Bürkert von der Konzernführung der Würth-Gruppe fasste seinen Überblick mit einem positiven Ausblick zusammen: "2025 finden wir auf den Wachstumspfad zurück", zeigte er sich optimistisch.

Themen der zahlreichen nachfolgenden Kurzreferate beim Gipfeltreffen in Schwäbisch Hall behandelten unter anderem die Bedeutung des Hamburger Hafens, über den 60 Prozent des deutschen Außenhandels laufen. Jeder dritte Container gehe hier nach China oder komme von dort.

Die Mischung der Branchen und Themen machten die Vielseitigkeit der Vorträge und Diskussionen aus: Elektroindustrie, anwendungsorientierte Forschung, Ventilations- und Automatisierungstechnik, Wirtschaftsbeziehungen zu China, Recycling in der Baubranche und Nachhaltigkeit. Die entsprechenden Referenten kamen von den Unternehmen Pfisterer, Ziehl-Abegg, ABB, DM und Optocycle.

Der Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU/CSU) erklärte seinen Weg zu einem Politikwechsel. Bundesfinanzminister Kukies plädierte dafür, jetzt in Deutschlands Zukunft zu investieren.

Konzert im Carmen Würth Forum in Künzelsau

Als Ausgleich zu den anspruchsvollen Vorträgen begrüßte Professor Dr. Reinhold Würth die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 15. Gipfeltreffens der Weltmarktführer im Carmen Würth Forum in Künzelsau zu einem besonderen Konzert der firmeneigenen Philharmoniker, abgerundet durch ein zum Teil kontrovers geführtes Bühnengespräch mit der Schriftstellerin Juli Zeh.

Fazit der Veranstaltung: Die internationalen Krisen werden zum "New Normal", aber mit Optimismus, Zuversicht und dem Mut der Unternehmer will man die Umkehr schaffen.


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