Energie-Themen

shz.de am 23.05.2025 (Internet-Publikation, Flensburg)

 
Rubrik im PS:Energie-Themen
Autor:k.A.
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Klimaneutral bis 2035? Von diesen Städten kann Ahrensburg lernen

Nach Bargteheide und Lübeck: Zieht Ahrensburg beim Klimaschutz nach? - Vorreiter verraten Erfolgsfaktoren

Klimaschutz beginnt lokal: In Bargteheide und Lübeck zeigen Initiativen, wie engagierte Bürger echte Veränderungen bewirken. Die Konzepte könnten auch Ahrensburg inspirieren.

Tom Mac Arthur und Claudia Goldmann vom achtköpfigen Kernteam der Bürgerinitiative "Bargteheide Zero" bei einem ihrer größten Erfolge: der Unterschriftensammlung für das erfolgreichen Bürgerbegehren "Bargteheide klimaneutral2035". FOTO: BARGTEHEIDE ZERO UP-DOWN

Tom Mac Arthur und Claudia Goldmann vom achtköpfigen Kernteam der Bürgerinitiative "Bargteheide Zero" bei einem ihrer größten Erfolge: der Unterschriftensammlung für das erfolgreichen Bürgerbegehren "Bargteheide klimaneutral2035". FOTO: BARGTEHEIDE ZERO UP-DOWN

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Tom Mac Arthur und Claudia Goldmann vom achtköpfigen Kernteam der Bürgerinitiative "Bargteheide Zero" bei einem ihrer größten Erfolge: der Unterschriftensammlung für das erfolgreichen Bürgerbegehren "Bargteheide klimaneutral2035". FOTO: BARGTEHEIDE ZERO UP-DOWN

Klimaschutz auf kommunaler Ebene gewinnt immer mehr an Bedeutung. Während Bund und Länder die Rahmenbedingungen setzen, entscheidet sich der Erfolg der Energiewende und Klimaneutralität vor allem vor Ort.

Auch in Ahrensburg wird mit der Gründung einer Klima-Initiative geliebäugelt. Ein direkter Nachbar hat sich schon als Best-Practice-Beispiel in Sachen "kommunalem Klimaschutz" etabliert.

Ein Beispiel für bürgerschaftliches Engagement in Stormarn liefert nämlich die Initiative "Bargteheide Zero". Die achtköpfige Klimaschutzgruppe hat bereits 2022 einen politischen Meilenstein gesetzt: Mit dem erfolgreichen Bürgerbegehren "Bargteheide klimaneutral 2035" überzeugte sie Politik und Bevölkerung - ein Bürgerentscheid war überflüssig.

Inzwischen hat die Stadt den Klimaaktionsplan beauftragt, der bis 2026 konkrete Maßnahmen zur Emissionsreduktion aufzeigen soll.

Klimaschutz zum Anfassen: Die ZeroTalks

Was ist ihr Erfolgsrezept? "Unser Erfolg basiert auf intensiver Öffentlichkeitsarbeit, einem konstruktiven Dialog mit der Politik und dem großen Interesse der Bevölkerung", erklärt Claudia Goldmann, Mitglied von Bargteheide Zero. So belässt es die Truppe nicht nur bei politischen Forderungen.

Mit den monatlichen ZeroTalks, Informationsabenden zu Themen wie nachhaltigem Gärtnern, Ökostrom oder Balkonkraftwerken, wird Klimaschutz zu den Bürgerinnen und Bürger gebracht. "Wir arbeiten ehrenamtlich, flach organisiert, und leben vom Austausch", erklärt Claudia Goldmann - warum sollte das nicht auch in Ahrensburg möglich sein?

Ohne Geld geht's nicht - aber manchmal reicht wenig

Dabei darf aber das Finanzielle nicht vernachlässigt werden. Unterstützt werden die Ehrenamtlichen aus dem städtischen Klimafonds - dessen Beantragung wiederum starke Nerven und Durchhaltevermögen erforderte: Nach dem erfolgreichen Bürgerbegehren ließ die Bewilligung des Zuwendungsbescheides etwas mehr als zwei Jahre auf sich warten. Erst im Mai vergangenen Jahres kam das Okay.

Doch nicht immer muss Klimaschutz auf den Geldbeutel gehen: Schon kleine, ressourcenschonende Projekte zeigten ihre Wirkung, so Goldmann. In ihren "Zero Talks" erklären Experten vor Ort, was beispielsweise Mitmachgärten, Beetpatenschaften, Lebensmittelretten oder die richtige Heizeinstellung bewirken können.

Stark im Netzwerk: Grundstein für den Erfolg von Bargteheide Zero

Ein wichtiger Erfolgsfaktor für Bargteheide Zero: das Netzwerk von "LocalZero". "Das ist für uns von unschätzbarem Wert", betont Goldmann. Besonders während der "intensiven Phase des Unterschriftensammelns für das Bürgerbegehren", hätte die kommunale Initiative stark von der Unterstützung des Dachverbands "GermanZero" profitiert.

Die Bargteheide Klimaschützer (von links): Tom Mac Arthur, Claudia Goldmann, Ulrich Bien, Elke Stachmann, Ulrike Lenz (GermanZero), Ulrike Hamel, Joachim Hamel und Benjamin Müller. FOTO: BARGTEHEIDE ZERO

Innovation durch Vernetzung und Räume für Klimaideen

Auch Lübeck zählt laut LocalZero-Ehrenamtsberaterin Ulrike Lenz zu den Vorreiterstädten. Der Klimaentscheid Lübeck e. V. überzeugte mit einem Bürgerbegehren nicht nur über 11.500 Lübeckerinnen und Lübecker, sondern auch die Bürgerschaft, das Ziel der Klimaneutralität bis 2035 in den offiziellen Klimaschutzplan zu übernehmen.

Darüber hinaus treibt das Lübecker Team die Idee eines "Klimahauses" im Zentrum der Hansestadt voran - als Treffpunkt für Bürgerinnen und Bürger, Workshopraum und Reparatur-Café. "Klimaschutz braucht Raum", erklärt Nathalie Glaser-Möller vom Team Lübeck. "Nicht nur im Kopf, sondern auch in der Stadt."

Das Kernteam vom Klimaentscheid Lübeck e.V. um Vorsitzende Gesa Hollaender (von links) Nathalie Glaser-Möller, Rahel Weiß, Gabi von Kleist, Helke Linowitzki in Weber und Francesco Lombari. FOTO: MATHIAS HOLLAENDER

Was Ahrensburg von Bargteheide und Lübeck lernen kann

Ein drittes Highlight: Die kreative Aktion "Nach(t)Schicht", bei der Kommunikationsprofis der Firma Dräger ihre Expertise einen Abend lang gemeinnützigen Projekten zur Verfügung stellen - unter anderem auch dem Klimaentscheid Lübeck, der daraus ein Konzept für Stadtteil-Aktionen entwickelte.

Und obwohl die Schlossstadt mit knapp 35.000 Einwohner gegenüber der 233.000-Einwohner-Stadt Lübeck auf weniger Ressourcen zurückgreifen kann, so könnte sich eine mögliche Ahrenburger-Version der "Bargteheider Zeros" einiges von ihren Nachbarn aus der Region abschauen.