Rubrik im PS: | Energie-Themen |
Autor: | k.A. |
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Erzeugung von Windstrom bricht in SH stark ein - mit Folgen
Schwacher Wind lässt die Ökostromerzeugung in Schleswig-Holstein dieses Jahr bisher deutlich sinken - Solarenergie kann den Rückgang nur teilweise ausgleichen. Ist die Versorgungssicherheit in Gefahr?
Wenig Wind, viel Sonnenschein: In Schleswig-Holstein ist die Erzeugung von Windstrom eingebrochen - aber die Solarstromproduktion in die Höhe geschossen. FOTO: MARKUS SCHOLZ UP-DOWN
Erst vor einer Woche freute sich Schleswig-Holsteins grüner Energieminister Tobias Goldschmidt über eine neue Bestmarke bei der Ökostromproduktion im Land. "Mit 27,3 Terawattstunden Grünstrom hat das Land 2024 einen neuen Rekord aufgestellt", jubelte sein Ressort in einer Pressemitteilung.
Doch dieses Jahr sieht es bisher ganz anders aus: Im ersten Quartal ist die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen um fast ein Viertel eingebrochen - und das liegt vor allem am schwachen Wind. Laut Deutschem Wetterdienst blies er so wenig wie seit gut 50 Jahren nicht mehr.
April 2025 in Schleswig-Holstein besonders windschwach
Wie bisher unveröffentlichte Zahlen des Statistikamts Nord für die ersten drei Monate dieses Jahres zeigen, sank in Schleswig-Holstein die Windstrom-Erzeugung an Land und auf dem Meer trotz weiterem Zubau von Anlagen um insgesamt 28 Prozent. Und da der April im Norden noch mal besonders windschwach war, dürfte sich die Bilanz noch weiter verschlechtern.
Bundeszahlen für die ersten vier Monate liegen schon vor: Demnach sank die Auslastung der Windparks im April noch mal stärker - die Windstromproduktion ging sogar um ein Drittel zurück.
Volllaststunden von Windparks in Deutschland GRAFIK: CAN YALIM
Nur weil Deutschland gleichzeitig so viel Sonne wie noch nie in diesem Zeitraum seit Beginn der Satellitenmessung genießen konnte und daher von einer gefürchteten "Dunkelflaute" verschont blieb, ist der Gesamteinbruch der Ökoenergie nicht ganz so groß gewesen.
So nahm in Schleswig-Holstein die Stromerzeugung durch Photovoltaik im ersten Quartal um gleich 81 Prozent zu - doch da die Windbranche deutlich größer ist, dämpfte das den Rückgang des Grünstroms im Land nur leicht, auf 23 Prozent. Statt zuvor 8,7 Terawattstunden Ökostrom wurden 6,7 erzeugt.
Windflaute in SH wirkt sich auf Erlöse der Betreiber aus
Die Flaute macht sich auch in den Büchern der Windparkbetreiber bemerkbar. So meldete die Cuxhavener PNE-Gruppe jüngst fürs erste Quartal einen Erlösrückgang von 31,4 Millionen Euro auf 27,9 Millionen.
In Schleswig-Holstein hat der Landesverband Erneuerbare Energien keine Erlöszahlen für die ersten Monate des Jahres, ist aber gelassen. "Windparks werden auf 20 bis 25 Jahre geplant", sagt Verbandschef Marcus Hrach. "Über die Laufzeit können weniger gute Windjahre ausgeglichen werden."
Reservekraftwerke und Stromimporte müssen helfen
Auch um die Versorgungssicherheit ist ihm nicht bange: "Erneuerbare Energien ergänzen sich gegenseitig", sagt er. Das zeige etwa der Anstieg der Solarenergie im ersten Quartal. Zudem wirke sich der verstärkte Batteriespeicherausbau "positiv auf die Versorgungssicherheit" aus.
Daneben muss Deutschland aber auch weiterhin fossile Reservekraftwerke nutzen und Strom importieren, um solch starke Schwankungen wie jetzt bei den erneuerbaren Energien auszugleichen.
Allerdings sei eine Windflaute wie in diesem Jahr eine Ausnahme, beruhigt Frank Kaspar vom Deutschen Wetterdienst. Vielmehr habe der Wind 2024 und 2022 sogar deutlich "über dem Durchschnitt" gelegen. "Daher", sagt Kaspar, "kann man aus der aktuellen Lage nicht auf einen generellen Trend schließen."