Südhessen

Gross-Gerauer Echo vom 21.05.2025 (Tageszeitung / täglich außer Sonntag, Rüsselsheim)

        
Rubrik im PS:Südhessen
Autor:Harald Sapper
Auflage:6.660
Reichweite:15.518
Ressort:Region
Quellrubrik:Groß-Gerauer Echo

Sechs Tote bei über 5.500 Unfällen

Welche Daten der Verkehrsunfallstatistik 2024 für den Kreis Groß-Gerau noch zu entnehmen sind

KREIS GROSS-GERAU. Im Februar 2024 stirbt ein 51-jähriger Autofahrer bei einem Frontalzusammenstoß auf der B43 zwischen Kelsterbach und Raunheim. Zwei Monate später kommen auf der Mainspitze bei einem tragisch-letalen Doppelpack gleich zwei Menschen am gleichen Tag ums Leben: Erst wird eine 61 Jahre alte Radfahrerin in Ginsheim-Gustavsburg von einem Lkw erfasst und erliegt mehrere Tage später im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen, und auf dem Weg zu dieser Unfallstelle kollidiert ein Polizeiwagen in Bischofsheim mit einem Rollerfahrer, wobei Letzterer ebenfalls tödlich verletzt wird. Und im Juli überlebt eine 64-Jährige einen Frontalzusammenstoß auf der B44 bei Riedstadt nicht.

Dies sind vier der insgesamt sechs Todesopfer, die im vorigen Jahr auf den Straßen im Kreis Groß-Gerau zu beklagen waren - und damit genauso viele wie 2023. Allerdings hat es laut der jüngst veröffentlichten Verkehrsunfallstatistik 2024 des Polizeipräsidiums Südhessen in diesen zwölf Monaten im Bereich zwischen Kelsterbach und Gernsheim häufiger gescheppert als vor Jahresfrist: Wurden 2023 exakt 5.380 Unfälle registriert, stieg deren Zahl im vergangenen Jahr um 146 oder 2,71 Prozent auf 5.526 an.

791 Menschen werden leicht und 118 schwer verletzt

Bei 723 davon kamen Menschen zu Schaden; es wurden außer den sechs Getöteten noch 791 Personen leicht (zwei mehr als 2023) und 118 schwer verletzt (plus zehn gegenüber dem Vorjahr). Bei 4.803 Unfällen im vergangenen Jahr - das entspricht einer Quote von 86,9 Prozent - wurden "nur" die Fahrzeuge in Mitleidenschaft gezogen. Doch auch das hat unerquickliche Konsequenzen für die Betroffenen, denn den dabei entstandenen Sachschaden beziffert die Polizei auf rund 19 Millionen Euro. Der Anstieg gegenüber 2023 beläuft sich somit auf 6,62 Prozent.

Die (statistisch gesehen) höchste Unfallbelastung wies 2024 Raunheim auf, wo die Quote bei 36,59 Fällen je 1.000 Einwohnern lag. Es folgen Gernsheim (30,55) und Kelsterbach (29,34), während für Riedstadt (15,21), Biebesheim (13,79) und Stockstadt (10,10) die niedrigsten Quoten ermittelt wurden. Etwas anders sieht das Bild bei der Unfallbelastung mit Personenschäden aus: Hier führen Gernsheim (mit 4,44 Verletzten pro 1.000 Einwohnern), Groß-Gerau (4,16) und Rüsselsheim (3,46) das Ranking an, wohingegen sich Nauheim (1,62) sowie wiederum Biebesheim (1,25) und Stockstadt (1,16) in dieser Kategorie über ihre Schlusslichter-Rolle freuen dürften.

Diese Statistiken, nach denen die Unfallbelastung im gesamten Kreisgebiet bei 24,29 Fällen lag und 3,11 Personen je 1.000 Einwohnern verletzt wurden, sind nach Angaben von Tim Maistryszin indes nur "Momentaufnahmen, die sich von Jahr zu Jahr ändern können". Wie der Verkehrssachbearbeiter der Polizeidirektion Groß-Gerau im Gespräch mit dieser Redaktion erläuterte, ist erst dann von einem Unfallschwerpunkt die Rede, "wenn sich fünf gleichartige Unfälle in einem Jahr oder drei mit schweren Personenschäden in drei Jahren an einer Stelle ereignen".

Eine weitere interessante Beobachtung der Polizei: Die mit Abstand meisten Unfälle mit Personenschaden ereigneten sich 2024 im Juni (96), es folgen mit August (77) und Juli (74) die beiden anderen Sommermonate. Somit liegt Maistryszin zufolge die Schlussfolgerung nahe, dass es dann zu den meisten Unfällen mit Verletzten kommt, wenn bei schönem Wetter auf den Straßen am meisten los ist und obendrein auch deutlich mehr Verkehrsteilnehmer auf Zweirädern unterwegs sind als in den kälteren Jahreszeiten.

Betrachtet man die Wochentage, erwiesen sich voriges Jahr Dienstag und Mittwoch mit je 123 Crashs samt Personenschaden als besonders unfallträchtig. In Bezug auf die Tageszeit gibt es einen deutlichen Unterschied zu 2023: Hatte es seinerzeit am häufigsten um 14 und um 18 Uhr gekracht (jeweils 73-mal), rumste es im Vorjahr allein 82-mal um 16 Uhr - und damit weitaus häufiger als zu jeder anderen Uhrzeit.

Wenig erfreulich ist im Übrigen die Entwicklung bei den Verkehrsunfallfluchten, deren Zahl weiter ansteigend ist. Laut Polizeistatistik machten sich 2024 die Verursacher in 1.800 Fällen aus dem Staub (ein Plus von 1,81 Prozent gegenüber dem Jahr zuvor) und ließen sogar 81-mal (2023 "nur" 61-mal) zum Teil schwer Verletzte zurück. Die Aufklärungsquote lag zwar etwas höher als 2023, mit 38,5 Prozent aber immer noch in einer relativ überschaubaren Größenordnung.

Nichtbeachten der Vorfahrt die häufigste Unfallursache

Sehr positiv ist hingegen die stark rückläufige Anzahl der Unfälle unter Einfluss von Alkohol oder Drogen. Mit 118 Fällen (50 davon mit Personenschäden) registrierte die Polizei 2024 immerhin 18,62 Prozent weniger als 2023 - und das trotz der Cannabis-Teillegalisierung. Des Weiteren ist der Verkehrsunfallstatistik zu entnehmen, dass bei Kollisionen mit Verletzten das Nichtbeachten der Vorfahrt (172-mal) die häufigste Unfallursache war, gefolgt von einem zu geringen Sicherheitsabstand (126) und zu hoher Geschwindigkeit (77). Nach wie vor auf sehr hohem Niveau bewegt sich ferner die Zahl der Wildunfälle (438 gegenüber 449 im Jahr 2023). "Das hängt vor allem mit den ländlichen Strukturen im Südkreis zusammen", so Maistryszin.

Bliebe noch der Blick auf das Alter der Unfallbeteiligten: Junge Fahrer im Alter zwischen 18 und 24 Jahren waren am häufigsten in Unfälle (993) verwickelt - 45 oder 4,75 Prozent mehr als 2023. Ein Plus von 8,13 Prozent gegenüber dem Vorjahr war zudem bei der Gruppe der 65- bis 74-Jährigen zu verzeichnen, die an 625 Unfällen (2023: 578) beteiligt waren. Und bei 529 Crashs (gegenüber 501 ein Jahr zuvor) hatten über 75-Jährige ihre Hände (oder besser: Fahrzeuge) im Spiel - ein Zuwachs um 5,59 Prozent. KOMMENTAR