Rhein-Main-Zeitung vom 23.05.2025, S. 8 (Tageszeitung / täglich außer Sonntag, Frankfurt (am Main))
Rubrik im PS: | Rhein-Main |
Autor: | Hans Dieter Erlenbach |
Auflage: | 10.817 |
Reichweite: | 25.204 |
Quellrubrik: | Rhein-Main |
Taskforce will Brückenneubau beschleunigen
BAD KÖNIG Hessen Mobil möchte die gesperrte, weil marode Brücke über die Mümling so schnell wie möglich abreißen. Naturschützer wollen dem zustimmen.
Die seit Ende April gesperrte Brücke, mit der die Bundesstraße 45 bei Bad König-Zell über die Mümling geführt wird, soll schnellstens abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Das hat die eigens eingerichtete Taskforce auf ihrem ersten Treffen beschlossen.
Mit der Sperrung der Talbrücke wurde der Odenwald vom Rhein-Main-Gebiet quasi abgehängt. Die Situation hat sich noch verschärft, als die Deutsche Bahn beschloss, angesichts des maroden Zustands der Brücke den Bahnverkehr unter dem Bauwerk aus Sicherheitsgründen einzustellen. Neben rund 15.000 Fahrzeugen am Tag sind davon nun zusätzlich rund 15.000 Bahnpendler betroffen. Ihnen bietet die VIAS auf der Strecke der Odenwaldbahn neben Ersatzbussen auch einen Pendelzug zwischen Bad König und Wiebelsbach an.
Mit den im 30-Minuten-Takt verkehrenden Bussen könnten Pendler täglich zu Arbeitsplätzen in der Rhein-Main-Region fahren, teilte VIAS mit. Der Bahn-Pendelverkehr werde seit Mittwoch zusätzlich zum Schienenersatzverkehr angeboten. Der erste Pendelzug fährt um 5.08 Uhr von Bad König nach Groß-Umstadt-Wiebelsbach. In Gegenrichtung fährt der erste Zug um 7.15 Uhr. Der Pendelbetrieb soll bis in die späten Abendstunden aufrecht erhalten werden, einen detaillierten Fahrplan will VIAS bis Mittwoch im Internet veröffentlichen. Eine Sprecher sagte, VIAS beobachte und analysiere die Situation täglich und passe sie dem Pendelverkehr sinnvoll an.
Nach Mitteilung von Hessen-Mobil haben alle zuständigen Behörden auf einem ersten Treffen der Taskforce versprochen, die Verfahren zum Abriss der Brücke und für einen sofortigen Neubau zu beschleunigen. Bisher gab es wegen des Abrisses naturschutzrechtliche Bedenken, weil das Mümlingtal unter der Brücke von großer Bedeutung für den Naturschutz ist. Deshalb war unklar, wie der Brückenabriss erfolgen soll, damit nicht viele tausend Tonnen Beton ins geschützte Tal fallen.
Laut Hessen-Mobil haben die zuständigen Naturschutzbehörden jetzt zugesagt, dem Brückenabriss auf jeden Fall zuzustimmen. Zudem hat die Taskforce beschlossen, den Neubau einer Behelfsbrücke vorzuziehen. Ziel sei eine schnelle Wiederherstellung der Verkehrsverbindungen in den Odenwald.
"Wir arbeiten mit Hochdruck an Lösungen", sagte der zuständige Dezernent für Bau und Planung in Südhessen von Hessen-Mobil, Markus Schmitt. Alle Beteiligten sähen die besondere Notlage des Odenwaldkreises und hätten den Neubau einer Brücke auf die höchste Priorität vor allen anderen Vorhaben gesetzt. Der Odenwaldkreis wolle alle Möglichkeiten der Verfahrensbeschleunigung ausschöpfen, versicherte auch der Erste Kreisbeigeordnete Oliver Grobeis. Bad Königs Bürgermeister Frank Hofferbert fordert eine fotografische Bestandsaufnahme vor allem des Helmertweges in Zell, über den wegen der Umleitung jetzt viele Fahrzeuge und auch der Schwerverkehr rollen. Damit sollten mögliche Schäden durch den Verkehr an der Straße und den Bürgersteigen dokumentiert werden. Für eine Beseitigung der Schäden müsse die Stadt Bad König später nicht mit eigenen Mitteln aufkommen, versicherten die Vertreter von Hessen-Mobil.
Für Michelstadts Bürgermeister Tobias Robischon ist "Gefahr in Verzug, deshalb muss umgehend gehandelt werden". Man müsse nun zeigen, dass man in solchen Situationen handlungsfähig sei und nicht in Bürokratie ersticke.
Eigentlich müssten die Autofahrer auf der offiziellen Umleitungsstrecke einen Umweg von fast 20 Kilometer fahren. Viele ortskundige Autofahrer suchen sich jedoch Schleichwege, was bei Anwohnern zu Protesten geführt hatte.
Nicht nur die Bundesstraße und die Strecke der Odenwaldbahn sind gesperrt. Auch der Radweg entlang der Mümling unter der Brücke muss laut Hessen-Mobil aus Sicherheitsgründen gesperrt werden. Für Radler werde derzeit eine Umleitungsstrecke ausgearbeitet und dann entsprechend beschildert. Auch die Umleitungsbeschilderung für Autofahrer soll noch verbessert werden.
Demnächst will Hessen-Mobil einen ersten Zeitplan für die Arbeiten vorlegen.