Rubrik im PS: | Osthessen |
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Ressort: | Lokalredaktion |
Mehr Unfälle im Kreis
Zahl der Crashs in Osthessen sinkt insgesamt - Vogelsberg entgegen Trend
Vogelsbergkreis (oh). Nach drei Jahren steigender Verkehrsunfallzahlen ist in Osthessen für 2024 insgesamt ein leichter Rückgang zu verzeichnen. Im Vogelsbergkreis aber nahm die Zahl der Unfälle zu. Das ist dem Verkehrsbericht 2024 zu entnehmen, den das Polizeipräsidium Osthessen für die drei Landkreise Vogelsberg, Fulda und Hersfeld-Rotenburg am Donnerstag veröffentlichte.
Trotz insgesamt gesunkener Unfallzahlen für Osthessen, zeigt die Statistik auch besorgniserregende Tendenzen auf: So ist unter anderem die Anzahl der Schwerverletzten leicht gestiegen. Hinzu kommt: Über ein Drittel der Alkohol- und/oder Drogenunfälle endete mit Verletzten. Ebenfalls bemerkenswert: Laut Polizeistatistik ist die Unfallursache "Geschwindigkeit" deutlich rückläufig. Die Ursache "Ablenkung" hingegen nimmt jedoch weiter zu.
Weniger tödliche Unfälle im Kreis
Entgegen dem osthessischen Gesamttrend ist die Zahl der Verkehrsunfälle im Bereich der Polizeidirektion Vogelsberg im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr um rund 1,6 Prozent gestiegen und liegt nun bei 2489. Auch die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Verletzten stieg auf 322 und damit um etwa 6,6 Prozent an. Dabei erlitten 107 Menschen schwere Verletzungen - eine Zunahme um rund 8,1 Prozent. Immerhin sank die Zahl der tödlichen Verkehrsunfälle: 2024 kamen drei Menschen ums Leben, im Jahr zuvor waren es fünf.
Für die gesamte Region Osthessen registrierte die Polizei im vergangenen Jahr insgesamt 10 867 Verkehrsunfälle - das entspricht einer Abnahme von rund 1,6 Prozent (hessenweit: plus 0,8 Prozent). Damit bleibt das Unfallgeschehen weiterhin unter dem Niveau von 2019 (11 644 Unfälle) - dem Jahr vor der Corona-Pandemie mit ihren entsprechenden Beschränkungen.
Bei der Anzahl der Schwerverletzten zeigt sich ein moderater Anstieg. Im vergangenen Jahr wurden bei 337 Verkehrsunfällen insgesamt 401 Menschen schwer verletzt (2023: 375 Personen). Auch die Zahl der Leichtverletzten stieg auf 1632 Personen (2023: 1556 Personen) leicht an. Die Anzahl der Unfälle mit tödlichem Ausgang sank von 22 auf 21. Dabei kamen 2024 insgesamt 22 Menschen ums Leben - ebenso viele wie im Jahr 2023, aber 24 Prozent weniger als 2019 (29 Todesopfer). Da außerorts in der Regel höhere Geschwindigkeiten gefahren werden, sind die Unfallfolgen oft schwerwiegender als innerorts. So starben innerhalb geschlossener Ortschaften vier Personen, während zehn Todesopfer auf den außerörtlichen Bundes-, Landes- und Kreisstraßen sowie acht auf den Autobahnen zu beklagen waren.
Immer mehr Fahrzeuge
Auf den osthessischen Straßen sind überdies immer mehr Fahrzeuge unterwegs: Denn während sich die Verkehrsunfallzahlen verringerten, nahm der Kraftfahrzeugbestand leicht zu: Laut dem Kraftfahrt-Bundesamt lag die Zahl der in Osthessen registrierten Kraftfahrzeuge zum Stichtag 31. Dezember 2024 um 2771 Fahrzeuge höher als im Januar 2023.
Die Verkehrssituation auf den osthessischen Autobahnen war auch im vergangenen Jahr durch zahlreiche Dauerbaustellen auf nahezu allen Streckenabschnitten geprägt. So ereigneten sich viele Unfälle in Baustellenbereichen, wo die eingeschränkten Platzverhältnisse und der dichte Verkehr besondere Aufmerksamkeit erfordern.
Insgesamt registrierten die Polizeiautobahnstationen Bad Hersfeld und Petersberg 2409 Verkehrsunfälle, was einem leichten Rückgang um rund 1,6 Prozent (38 Unfälle) im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Die Zahl der Unfälle mit Personenschäden stieg um etwa 11,7 Prozent auf 238, was 25 Unfälle mehr als im Vorjahr bedeutet. Auch die Anzahl der schwer verletzten Personen stieg von 61 auf 62 leicht an. Im Jahr 2024 kamen acht Menschen bei Verkehrsunfällen auf den osthessischen Autobahnen ums Leben (2023: drei Personen).
Mehr Unfälle mit jungen Menschen
Osthessenweit waren unter den Verkehrsteilnehmern, wie in den Jahren zuvor, insbesondere junge Menschen zwischen 18 und 25 Jahren überproportional oft in Unfälle verwickelt. Bei 1462 von 1987 Unfällen wurden "junge Fahrer" als Unfallverursacher geführt, was einem vergleichsweise hohen Anteil von 72,3 Prozent entspricht. Während bei diesen oft Selbstüberschätzung und Risikobereitschaft eine Rolle spiele, seien es bei Senioren eher physiologische Einschränkungen und Unsicherheiten, heißt es im Bericht. Um Unfallrisiken zu minimieren, setze die osthessische Polizei "auf zielgruppengerechte Präventionsarbeit, die sich an alle Altersgruppen richtet".
"Ablenkung" gestiegen
Eine interessante Tendenz zeigt sich bei den Unfallursachen: Wie in den Vorjahren zählten "nicht angepasste Geschwindigkeit" (312 Unfälle), "zu geringer Sicherheitsabstand" (245 Unfälle) und "Vorfahrtsverletzungen" (228 Unfälle) zwar noch zu den häufigsten Unfallursachen. Besonders hervorzuheben ist jedoch, dass die Unfallursache "nicht angepasste Geschwindigkeit" im Vorjahresvergleich um fast 17 Prozent gefallen ist.
In Bezug auf die Gesamtzahl der Unfälle sank der Wert sogar um rund 20,6 Prozent auf nunmehr 833 - der niedrigste Stand seit fünf Jahren. Die Anzahl der Unfälle mit Personenschäden aufgrund "zu geringen Sicherheitsabstandes" ging um knapp drei Prozent zurück. Auffällig ist in diesem Zusammenhang der stetige Anstieg der seit 2022 statistisch erfassten Ursache "Ablenkung". 2024 verzeichnet der Verkehrsbericht hier eine Steigerung um 21,5 Prozent auf nunmehr 243 Verkehrsunfälle mit Personenschäden (2022: 199 Verkehrsunfälle). Besonders die Nutzung von Smartphones während der Fahrt führe laut Polizei dazu, dass Verkehrsteilnehmer sich nicht mehr vollständig auf die Straße konzentrieren. Dies führe immer wieder zu gefährlichen Situationen im Straßenverkehr. "Die Zunahme von Unfällen durch Ablenkung zeigt, wie gefährlich Unachtsamkeit am Steuer ist. Bitte vermeiden Sie jede Ablenkung, um fokussiert zu bleiben - Ihr ungeteilter Blick auf die Straße kann Leben retten", so der Appell von Polizeipräsident Michael Tegethoff.
Die meisten Unfälle gehen jedoch weiterhin glimpflich für die Beteiligten aus: Bei über 86 Prozent der im Jahr 2024 registrierten Verkehrsunfälle blieb es laut Verkehrsbericht bei Sachschäden. Der hieraus resultierende volkswirtschaftliche Gesamtschaden wird mit circa 48 Millionen Euro beziffert.
"Es ist erfreulich, dass die Gesamtzahl der Unfälle leicht zurückgegangen ist. Die gestiegene Zahl der Schwerverletzten zeigt jedoch, dass unser Fokus weiterhin auf der Prävention sowie auf regelmäßigen Kontrollen liegen muss, um schwere Unfallfolgen zu reduzieren. Wir werden unsere Anstrengungen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit konsequent fortsetzen", fasst Polizeipräsident Tegethoff die Erkenntnisse aus dem jüngsten osthessischen Verkehrsbericht zusammen.
Weitere Infos zur Verkehrsstatistik gibt es im Internet: