Rheinische Post, Kleve vom 18.03.2025, S. 15 (Tageszeitung / täglich ausser Sonntag, Düsseldorf)
Rubrik im PS: | Naturwissenschaften / Medizin |
Autor: | Maarten Oversteegen |
Auflage: | 9.375 |
Reichweite: | 21.844 |
Zug nach Nimwegen? – "Dann ist die Draisine Geschichte"
Von Maarten Oversteegen
Kleve/Kranenburg In die Debatte über eine Reaktivierung der 1991 eingestellten Zugverbindung zwischen Kleve und Nimwegen ist wieder Bewegung gekommen. Hintergrund ist eine umfassende Analyse des Kreises, die in der Strecke Potenzial sieht. Zudem verfolgt eine Gruppe der Hochschule Rhein-Waal die Idee, auf den grenzüberschreitenden Gleisen KI-basierte Einschienenbahnen, sogenannte Monocabs, fahren zu lassen.
Unlängst wurde das Thema auch bei einem "Stadtgespräch" des WDR (wir berichteten ausführlich) von Experten in der Klever Stadthalle beleuchtet. Da meldete sich aus dem Publikum auch Gerd Scholten zu Wort. Er ist Geschäftsführer der Grenzland-Draisine, die auf einem 15 Kilometer langen Abschnitt zwischen Kleve und Groesbeek verkehrt. Seine Perspektive ist vor allem deshalb spannend, weil die Befürworter der Monocabs immer wieder betont hatten, dass Monocabs und Draisinen sich die Strecke teilen könnten.
Scholten sieht das anders. "Wenn die Politik diesen Weg geht, muss man so ehrlich sein: Dann ist die Draisine Geschichte. Beides geht nicht", sagte der Chef der Draisine. Dabei adelte er das touristische Verkehrsmittel als "echtes Aushängeschild am unteren Niederrhein". 23.000 Fahrgäste zähle man pro Jahr, viele kämen von weiter weg, jeder Vierte stamme aus den Niederlanden. "Ich bin durchaus für Entwicklung, wenn der Bedarf da ist", sagte Scholten. "Aber der Region nimmt man auch etwas weg." Das betreffe Kleve, Kranenburg und Groesbeek. Zumal: "Die Leute lassen auch Geld hier."
Rudolf Juchelka, Professor für Wirtschaftsgeographie an der Universität Duisburg-Essen, erklärte ebenfalls, dass er auf der Strecke nicht zwei verschiedene Fortbewegungsmittel sieht. "Beide Lösungen sind rein eisenbahnverkehrstechnisch und rechtlich nicht realisierbar – das muss man ehrlich sagen", meinte der Fachmann. Kurzum: entweder – oder. Allerdings stecken die Planungen für eine Monocab-Strecke sowieso noch in den Kinderschuhen. Die Gruppe der Hochschule will am Beispiel der Bahnstrecke Kleve-Kranenburg-Groesbeek untersuchen, ob und wie eine solche Technik zukünftig in der Praxis zum Einsatz kommen könnte. Eine Machbarkeitsstudie soll die gesellschaftliche Akzeptanz der Technik sowie den grenzüberschreitenden Mobilitätsbedarf erforschen.
Und was ist mit der Reaktivierung der Zugverbindung, mit einer Verlängerung der RE10-Strecke über Kleve, Kranenburg und Groesbeek bis nach Nimwegen? Da stellt sich unverändert die Gemeinde Berg en Dal quer, die die Sorge äußert, dass die Zugstrecke den hübschen Ortskern von Groesbeek "zerschneiden" würde.