Rubrik im PS: | Naturwissenschaften / Medizin |
Autor: | Sebastian Oppenheimer |
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Generelles Autobahn-Tempolimit: Warum es laut einem Verkehrsforscher sogar risikoreich sein kann
Macht ein generelles Tempolimit unsere Autobahnen sicherer? Ein renommierter Verkehrsforscher hat darauf eine überraschende Antwort.
Die Diskussion um ein generelles Tempolimit auf deutschen Autobahnen flammt regelmäßig auf. Befürworter argumentieren mit Klimaschutz, Verkehrssicherheit und Harmonisierung des Verkehrsflusses. Gegner sehen darin einen Eingriff in die persönliche Freiheit und verweisen auf die vergleichsweise hohe Sicherheit deutscher Autobahnen trotz fehlender allgemeiner Geschwindigkeitsbegrenzung. Doch würde ein generelles Tempolimit wirklich mehr Sicherheit bringen? Und könnte es vielleicht sogar Staus verhindern? Wir haben einen Experten gefragt.
Weniger Staus durch Tempolimit? "Eines der größten Märchen, die kursieren"
Der renommierte Verkehrsforscher Professor Michael Schreckenberg von der Universität Duisburg-Essen widerspricht der Annahme, dass ein generelles Tempolimit Staus reduzieren würde: "Das ist eines der größten Märchen, die kursieren. Tempolimit und Stau haben keinen echten Zusammenhang", erklärt Schreckenberg im Interview mit IPPEN.MEDIA, das Sie hier ausführlich bei 24auto.de lesen können. "Staus entstehen bei niedrigen Geschwindigkeiten, wenn die Dichte groß ist. Ob sie jetzt 130 oder 160 km/h fahren dürfen, hat mit der Stauentstehung dann nichts zu tun."
Warum laut dem Verkehrsforscher ein generelles Tempolimit risikoreich sein kann
Überraschenderweise warnt der Experte sogar vor möglichen Sicherheitsrisiken durch ein generelles Tempolimit: "Auf gut ausgebauten Autobahnen ist ein Tempolimit sogar risikoreich, weil ich dann bei Tempo 120 anfange, mich zu langweilen", so der Verkehrsforscher. "Sie sind dann unterfordert. Und dann fangen Sie natürlich in Ihrem Fahrzeug an, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen - vielleicht auch mit dem Smartphone."
Schreckenberg verweist auf seine Untersuchung tödlicher Unfälle im Raum Köln, bei der er feststellte, dass 40 bis 60 Prozent der tödlichen Unfälle von Alleinfahrenden auf Ablenkung zurückzuführen sind - ein Risiko, das durch Unterforderung bei niedrigeren Geschwindigkeiten steigen könnte. Statt eines generellen Tempolimits plädiert Schreckenberg für situationsabhängige Lösungen: Er sei durchaus für Geschwindigkeitsbegrenzungen - aber eben nur in gewissen Situationen.
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